Ach herrje. Am Anfang macht es noch rechten Spaß: die knalligen Helme der Bauarbeiter, die rumpelige Gruselatmosphäre all das erinnert an den Charme alten Hammer-Horrors, gepaart mit der Schockerei der 1980er, inklusive Musik und Schminke. Auch wenn beim ersten wüsten Mord einer Frau die Eingeweide herausgerissen werden und sie dabei mit den Augen lustig rollt, dann hat das was von Peter Jacksons Feier des Splatterns Braindead und ähnlich heiterem Schabernack.
Komisch geht es in Mother of Tears allemal zu: Sei es, was die Logik der Handlung betrifft (während überall in Rom die Hölle losbricht, ist die Polizei mit großen Aufgebot dabei, die Verdächtige Sarah zu suchen), sei in Sachen Schauspielerei oder den Dialogen. Nur: Dass das gewollt ist, davon merkt man leider wenig.
Originelles gibt es kaum. Das Böse erwacht, weil ein Tropfen Blut ins Teufels-Kästchen fällt, etc. Dazu: Besorgte Priester, Billig-Omen-Musik. Sarah erfährt, dass sie Nachfahre einer guten, weißen Hexe ist. Was ihr ein im schlimmsten Englisch radebrechender Priester Udo Kier erklärt und was sie sofort akzeptiert. Erstaunlich ist das schon, wurde sie zuvor von Michael, nachdem dessen Sohn entführt wurde, beschimpft worden ist: Sie sei naiv, da sie nicht erkennt, dass Magie hinter allem steckt. Ja, nicht?
Sarah von einer in ihrer Schauspielerei fast achselzuckenden Asia Argento präsentiert lernt aber schnell und zerquetscht einer Asiatin im Zug den Kopf in der Kloschiebetür. Das diese Dame, die sie verfolgte, eine satanische Hexe war, kann sie freilich nur gewusst haben, weil die Böse aufdringlich geschminkt war (irgendwas zwischen 80er Punkt und Gruftie) und sich mit ihren Freundinnen am Bahnhof rüpelhaft benommen hat.
Eine Szene, pardon, muss hier auch noch erwähnt sein, ein Highlight: Eine junge Mutter in Rom, auf einer Brücke. Unter diabolischem Einfluss nimmt sie ihr Baby aus dem Kinderwagen und wirft es übers Geländer. Auf dass die Puppe, die in der folgenden Einstellung noch gegen die Pfeiler dotzt, ein Plastikbein verliert. Die amoklaufenden Männer, so zeigt der Film im direkten Anschluss, machen folgerichtig Autos kaputt.
Dummerweise klingt das alles unterhaltsamer als es ist, auch nicht für Trash-Freunde, denn zu dröge und schleppend zieht es sich, zu lieblos indifferent geht alles dahin.
Irgendwann passiert und macht jeder nur noch irgendwas, gerne auch morden / ermordet werden. Augen werden ausgestochen, Schädel gespalten, Gedärme aus dem Leib gefressen, wahlweise auch Kinder verspeist oder einer guten Hexe eine Stahlstange pfählenderweise zwischen die Beine gerammt. Das klingt so eklig, wie es billig und selbstzweckhaft ist, kurz: einfach angestaubt. Wobei man diesen überkommenen Latex-Ferkeleien noch lieber zugeschaut hätte, wenn der Regisseur dafür auf billige Computer-Mätzchen verzichtet hätte, so in Form von Sarahs Mutter, die ihrer Tochter als Geist erscheint (auf das Asia Argento so empathisch Mama, Mama! ruft, dass es schon wieder was hat.)
Je nach Laune mag man Mother of Tears also als fröhlicher tumber und billiger Splatter-Nonsens auffassen, gerne auch als Ironie und Hommage. Funktionieren tut er jedoch in keine Richtung so wirklich. Zum einen ist er inhaltlich wie formal schlicht auf die Dauer zu langweilig und uninspiriert, zum anderen nicht billig und konsequent genug. Darüber hinaus ist der Regisseur nun mal Dario Argento, Papa von Hauptdarstellerin Aria und ein Meister des italienischen Horrors.
Dieser Argento hat sein Genre-Können mit recht stimmungsvollen, schräg-schwülen Filmen wie Phenomena und Opera bewiesen vor allem aber auch mit Suspira und Inferno, die ersten beiden Teile der Three Mother-Trilogie, die nach dreißig Jahren nun eben mit Mother of Tears (daher: The Third Mother) abgeschlossen ist.
Das macht den Film an sich nicht schlechter, mag aber für die eine oder andere Fan-Enttäuschung sorgen (vor allem in ästhetischer Hinsicht) und beweißt letztlich, dass Fortsetzungs- und Anspielungsspiele nicht allein ausreichen oder anders gesagt: sich das Warten auch nicht bei Kultfilmereien unbedingt lohnt.
Fazit: Italiens Horror-Meister Dario Argento schließt seine Horror-Triologie nach dem Klassiker Suspiria und Inferno mit einem vielleicht parodistisch gemeinten, jedenfalls belanglosen Trash-Splatter-Okkult-Humbug ab.