Lady Chatterley: Der provokante, britische Filmemacher Ken Russell („Tommy“, „China Blue“) nahm sich 1993 für die BBC des berühmten Liebesdramas von D. H. Lawrence an und inszenierte es relativ freizügig mit Joely Richardson als Dame von Adel und Sean Bean als einfachem Mann, die einander verfallen. Das üppige, historische Drama, das in Spiel und Ausstattung manchmal bewusst ein bisschen dicker aufträgt als üblich, wird vom schönen...
Handlung und Hintergrund
Lady Chatterleys Mann kehrt gelähmt aus dem Ersten Weltkrieg zurück. Sie liebt ihn, doch sind seine Pflege und seine Launen nur schwer für sie zu ertragen. Immer öfter flüchtet sie zur Hütte ihres Wildhüters Mellors. Sie fühlt sie sich von dessen rauem Charme angezogen. Und die beiden werden schließlich ein heimliches Liebespaar, pflegen eine zerstörerische Beziehung mit Höhen und Tiefen zueinander. Sie wird schwanger und muss sich überlegen, ob sie auch offen zu ihrem geliebten und Vater des Kindes stehen will.
Nachdem Lady Chatterleys Mann gelähmt aus dem Ersten Weltkrieg zurückkehrt, flüchtet sie sich in die Arme ihres Wildhüters. 1993 vom britischen Provokateur Ken Russell („China Blue“) inszenierte BBC-Verfilmung des Skandalromans.
Besetzung und Crew
Regisseur
Produzent
- Michael Haggiag,
- Robert Haggiag
Darsteller
- Joely Richardson,
- Sean Bean,
- James Wilby,
- Shirley Anne Field,
- Hetty Baynes,
- Breffni McKenna
Drehbuch
- Ken Russell,
- D. H. Lawrence
Musik
Kamera
Schnitt
- Mick Audsley,
- Xavier Russell
Casting
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
D.H. Lawrences Roman Lady Chatterleys Lover erzeugte zu seiner Zeit, Anfang des letzen Jahrhunderts, Skandale. Seine detaillierten Beschreibungen der erotischen Begegnungen zwischen einem auch noch unstandesgemäßen Paar waren die Gründe dafür. Der Roman diente dann etwas später, als Vorlage für Erotikfilme.
Der Französin Pascale Ferran gelang nun mit ihrer Version eine anrührende und sensibel poetische Interpretation. Sie erzählt die Geschichte der Lady Chatterley als die einer emotional Erfrierenden, die als Lebensrettung, sie zeigt bereits erste Anzeichen ihrer Mutters Krebserkrankung zu entwickeln, die Vitalität der Erotik entdeckt. Ausgerechnet der eigentlich eher klobige und fast abstoßend wirkende Parkin, ein kauziger Einzelgänger, erweckt ihre Begierde.
Langsam und bedächtig nähern sich die Beiden an und aus zwei sehr unterschiedlichen Menschen, werden in ihrer Einsamkeit Seelenverwandte.
Anhand der Liebesszenen wird die aufblühende Liebe der Beiden erzählt. Ist es Anfangs mehr ein kurzes Gerammel, nach dem sich Beide immer wieder versichern müssen, dass keiner emotional verletzt ist, wird daraus zunehmend eine gefühlvolle Zärtlichkeit, bei der die unerfahrene Conny auch ihre Passivität verlässt.
Irgendwann dann schaut Parkin sie nicht mehr mit diesem verunsicherten und verletzlichen Blick an, es spricht echte Liebe aus seinen Augen.
Regisseurin Ferran fängt ihre Geschichte in Gebäuden an in denen sich strickt nach Kleiderordnung verdeckte Körper bewegen und verlässt diese Lokalitäten in die gerade aufblühende Natur, in der sich die Körper schließlich auch von ihren Hüllen befreien werden. Die Beziehung von Körper und Umwelt gipfelt im nackten Körper, der ganz in der Natur aufgeht. Das ist kongruent damit gezeigt, wenn Conny und Parkin sich ganz nah sind und damit ganz frei geworden sind durch ihre Liebe.
Diese Gegensätze spielt Ferran aber noch weiter, die Körper der beiden Schauspieler erzählen an sich eine Geschichte: die weißhäutige, zart gebaute und hübsche Marina Hands ist dem tatsächlich etwas grobschlächtig und gleichzeitig verletzlich wirkenden Jean-Louis Coulloch gegenübergestellt.
Die Sexszenen sind teilweise detailliert erzählt ohne jegliche Scheu der Akteure (weder vor noch hinter der Kamera) und zumeist bar jeden Voyeurismus. Letzteres gelingt vor allem durch den Realismus, der jedes Bild durchweht, dem Weglassen von Beschönigendem, denn es wird sich vollkommen auf die natürliche Schönheit verlassen.
Eine stimmungsvolle Ruhe erfüllt den ganzen Film, die Bilder der Natur sprechen für sich und unterstützen sanft das Anliegen der Regisseurin. Nur wenn Conny aus ihrem Umfeld gerissen wird und sich auf Reisen begibt, verlässt der Film seine Ästhetik und wechselt in eine die Amateurfilmaufnahmen aus den 70er Jahren gleicht. Das erzählt etwas über Connys inneres Ungleichgewicht in das sie im Urlaub gerät.
Hier verwendet Ferran verstärkt verfremdende Effekte wie die direkte Ansprache in die Kamera. Der Film, der den Zuschauer bislang auf Distanz hielt und nur seine Ruhe teilen wollte, zerstört nun vollkommen seine eigene Illusion und wird auch zum Wendepunkt im ganzen Geschehen, denn danach ist nichts mehr wie es einmal war.
Fazit: Stimmungsvolle Literaturverfilmung über eine unstandesgemäße Erotikgeschichte zwischen einer Adligen und einem Wildhüter, die zur Befreiungsgeschichte wird und ganz ohne voyeuristisch-emotionalisierende Effekte auskommt. Sehenswert!
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Lady Chatterley Kritik
Der provokante, britische Filmemacher Ken Russell („Tommy“, „China Blue“) nahm sich 1993 für die BBC des berühmten Liebesdramas von D. H. Lawrence an und inszenierte es relativ freizügig mit Joely Richardson als Dame von Adel und Sean Bean als einfachem Mann, die einander verfallen. Das üppige, historische Drama, das in Spiel und Ausstattung manchmal bewusst ein bisschen dicker aufträgt als üblich, wird vom schönen, klassischen Score von Jean-Claude Petit, der für seine Musik zu „Cyrano de Bergerac“ ausgezeichnet wurde, unterlegt.
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