Die romantische Weihnachtskomödie von Paul Feig und Emma Thompson liefert als Mischung aus Gefühl, britischem Witz und einem stimmungsvollen Soundtrack voller George-Michael-Klassiker einen gelungenen filmischen Start in die Vorweihnachtszeit.
Ein mieser Job als Elfe in einem Weihnachtsladen, kein Dach über dem Kopf und wenig Aussicht darauf, dass sich daran etwas ändert - für Kate läuft es zur Zeit wirklich nicht rund. Bei ihrer überfürsorglichen Mutter will sie dennoch nicht unterkommen, denn nach einer gerade überstandenen schweren OP will sie am liebsten das Leben nur noch in vollen Zügen genießen. Und das tut sie dann auch. Ohne Rücksicht auf Verluste und mit großer Treffsicherheit für alle möglichen Fettnäpfchen. Eines Tages begegnet sie Tom, einem immer fröhlichen und positiv denkendem jungen Mann, der Kate zunächst gar nicht interessiert. Immer stärker aber fühlt sie, dass Tim ihr einfach gut tut. Und dass er sie versteht wie kaum ein anderer. Okay, vielleicht noch George Michael, dessen Musik Kate liebt, seit sie mit ihrer Familie in den 90ern aus dem ehemaligen Jugoslawien nach London gekommen ist. Der Song „Last Christmas“ von George Michael und Wham! ist einer der meistgespielten Radiohits in der Vorweihnachtszeit. Die Geschichte des Songs hat Emma Thompson zu einem Drehbuch inspiriert, welches von Erfolgsregisseur Paul Feig inszeniert wurde - und dabei gelingt eine berührend-unterhaltsame Mischung aus Gefühl, Witz und Charme. Einen großen Anteil daran tragen die sympathischen und originellen Figuren, die mit großer Spielfreude dargestellt werden und mit typisch trockenem englischen Humor geschrieben sind, angefangen von Michelle Yeoh als zickige Chefin mit einem Herz aus Gold bis hin zu Emma Thompson selbst als überbesorgter Mutter mit Hang zum Dramatischen. Henry Golding ist als weihnachtlicher „Prince Charming“ Tom, der mit seiner positiven Art jedem Zyniker den Wind aus den Segeln nimmt, genau richtig besetzt, und auch Emilia Clarke ist die perfekte Wahl als Heldin, deren offen-natürliche Art den romantischen Weihnachtsfunken überspringen lässt. Wie ein roter Faden ziehen sich die Lieder von George Michael und Wham! durch den Film - darunter auch bis heute unveröffentlichte Songs des Künstlers - und sorgen für die mitreißende Untermalung einer bunt leuchtenden und farbenfrohen Londoner Weihnachtswelt. Als Einstimmung für die Vorweihnachtszeit genau das Richtige.
Jurybegründung:
Der Titel des Films, so stellt sich heraus, ist im Fall von LAST CHRISTMAS sehr viel mehr als nur eine Anspielung auf den berühmten Weihnachts-Popsong von George Michael. Wie man als Zuschauer erst nach einiger Zeit begreift, liefern einzelne Zeilen des Lieds sogar entscheidende Hinweise auf den Fortgang der Handlung. Zu Beginn der Geschichte erscheint Kate (Emilia Clarke) ein wenig herzlos: Die junge Londonerin wird als ziellos durch ihr Leben stolpernde Frau vorgestellt, die ihre Tage im grünsamtigen Weihnachtself-Kostüm als Verkaufsaushilfe eines Souvenir-Geschäfts vergeudet, das sich auf Weihnachtsschmuck und -schund aus aller Welt spezialisiert hat. Ihre Abende verbringt sie trinkend in Pubs, wo sie leichter Hand mit wechselnden Männern anbändelt. Sie hat keine eigene Wohnung, sondern verdirbt es sich nacheinander mit ihren Freunden, indem sie deren Gastfreundschaft strapaziert. Wie es sich gehört für eine romantische Komödie, läuft ihr bald in Tom (Henry Golding) der scheinbar „Richtige“ über den Weg. Doch das Zusammenkommen der beiden schönen jungen Menschen, die wie füreinander bestimmt scheinen, erweist sich als überraschend reich an durchaus ungewöhnlichen Hindernissen.
Von den ersten Bildern an ist klar, dass dieser Film wahrgenommen werden will als ein Weihnachtsfilm mit Mut zum Kitsch, vielen warmen Gefühlen und einer besinnlichen Botschaft. Nach Meinung der Jury nimmt der Kitsch dabei zu Beginn etwas überhand, verstärkt zweifellos durch das weihnachtlich herausgeputzte Setting in London und Kates Arbeitsstelle, wo der Weihnachtskitsch aus aller Welt - trommelnde Äffchen und dergleichen - aus den Regalen quillt. Nach und nach aber zieht der Film den Zuschauer doch noch auf seine Seite - so erging es zumindest der Jury. Man bekommt Einblicke in die Motive der oft blind und egoistisch agierenden Kate, die sich vor nicht allzu langer Zeit einer schweren Operation unterziehen musste und seither versucht, wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Außerdem wird auch ihre Familie vorgestellt: ihre sich streitenden Eltern, die als Flüchtlinge des Jugoslawienkriegs nach London kamen, und die sehr viel erfolgreichere Schwester, die ihre lesbische Beziehung vor den Eltern geheim hält. Die Ängste der Eltern und Kates eigene Identifikation als Migrantentochter nutzt der Film an mehreren Stellen, um explizit Kritik am Brexit und der wachsenden Ausländerfeindlichkeit im Vereinigten Königreich zu üben. Ein Zug, der einem Weihnachtsfilm mit Versöhnungsbotschaft nach Meinung der Jury gut steht, allerdings hier den Schönheitsfehler hat, dass Emma Thompson in der Rolle der jugoslawischen Mutter eine manchmal eher hölzerne, zum Bizarren neigende Karikatur spielt.
Ähnlich zwiespältig verhält es sich mit dem Film als Ganzes: die im Grunde sehr stimmige Geschichte von Kate und Tom, die, wie im Genre Weihnachtsfilm durchaus angemessen, auch etwas Märchenhaftes an sich hat, bricht sich mit dem oft holprigen Rhythmus des Films. Der Wechsel zwischen den slapstickhaften Alltagsszenen, die Kates launiges Temperament herausstellen, der Romantik ihrer Begegnung mit Tom und den eingestreuten, grotesk überzeichneten Familienzusammenkünften ist oft irritierend, weil zu schnell über aufgebrachte Probleme hinweggegangen wird. An vielen Stellen hat man den Eindruck, so die Jury, dass eine ursprünglich gute Idee, sowohl im Drehbuch als auch der Inszenierung, zu oft überarbeitet wurde im Hinblick auf mehr Gefälligkeit, mehr internationale Gängigkeit oder die großen Vorbilder des Genres wie zum Beispiel LOVE, ACTUALLY. Dennoch: der überzeugend dargebrachte Weihnachtsgeist und das Engagement der beteiligten Schauspieler, allen voran Emilia Clarke als Kate, hilft dabei, über etwaige Schönheitsfehler eines Films hinweg zu sehen, der vor allem eines sein will: ein Film passend zur Jahreszeit. Die überzeugendste Seite des Films aber ist nach Meinung der Jury dabei eine etwas versteckte: Durch den gelungenen Einsatz des Song-Katalogs von George Michael stellt LAST CHRISTMAS auch eine lang fällige Hommage an das Werk des großen britischen Musikers dar.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)