Gab es den Grafen von Monte Christo wirklich? Wie viel wahre Geschichte steckt hinter dem Roman von Alexandre Dumas und wer war die reale Inspiration?
Der Abenteuerklassiker „Der Graf von Monte Christo“ von Alexandre Dumas inspirierte als Roman und in den zahlreichen Verfilmungen seit Generationen Leser*innen und Filmfans. Die Neuverfilmung von 2024 mit Pierre Niney in der Hauptrolle erweckt die Geschichte um Verrat, Gefangenschaft und Rache auf eindrucksvolle Weise zu neuem Leben. Die wahre Inspiration für das Racheepos ist dabei ebenso spannend wie die abenteuerliche Geschichte rund um den mysteriösen Grafen und dessen sagenumwobenen Schatz von der namensgebenden Insel. Wie viel wahre Geschichte hinter der Handlung von „Der Graf von Monte Christo“ steckt und welche realen Orte als Kulisse für die beeindruckende Neuverfilmung herhielten, erfahrt ihr hier.
Was die Neuauflage von „Der Graf von Monte Christo“ (2024) so sehenswert macht, könnt ihr in unserer Kritik nachlesen:
Falls ihr noch nicht reingeschaut habt, verschafft euch der Trailer einen ersten Eindruck zum neuen Kinofilm:
Beruht „Der Graf von Monte Christo„ auf einer wahren Geschichte?
Die Geschichte von Edmond Dantès, der sich als Graf von Monte Christo an seinen Verrätern rächt, ist fiktiv. Das berühmte Racheepos ist jedoch eine meisterhafte Mischung aus Mythos, historischen Anspielungen und Dumas‘ kreativer Fantasie, wobei sich der Schriftsteller lose von realen historischen Begebenheiten und Personen inspirieren ließ. So spielt der Roman in der politisch turbulenten Zeit der Restauration nach Napoleons Sturz (eine geschichtliche Einordnung liefert die Bundeszentrale für politische Bildung). Die Verhaftung von Edmond Dantès wegen vermeintlicher Bonapartisten-Verbindungen spiegelt die politischen Spannungen dieser Ära wider. Der sagenumwobene Schatz könnte von den Legenden um die Tempelritter und ihren verborgenen Reichtümern inspiriert sein. Dumas kombinierte diese Mythen mit seiner Fantasie, um den Fund auf der Insel Monte Christo zu einem zentralen Wendepunkt in der Geschichte zu machen. Als prägendes Vorbild für die Figur von Dantès gilt Pierre Picaud, ein Schuhmacher aus Nîmes, der zu Unrecht des Verrats beschuldigt und ins Gefängnis geworfen wurde. Nach seiner Freilassung setzte er alles daran, sich an seinen Verrätern zu rächen. Seine Geschichte wurde 1838 in den Memoiren eines Polizeibeamten festgehalten und inspirierte Dumas maßgeblich. (via Süddeutsche Zeitung).
Zweifellos wurde Dumas‘ für seinen Roman auch vom Schicksal seines Vaters inspiriert. Thomas-Alexandre Dumas, ein schwarzer General der französischen Armee, erlebte einen atemberaubenden Aufstieg und einen tragischen Fall. Nachdem er bei Napoleon in Ungnade gefallen war, wurde er auf einem militärischen Einsatz in Süditalien verraten und für zwei Jahre unter grausamen Bedingungen inhaftiert – eine Erfahrung, die als Vorlage für Edmond Dantès‘ Gefangenschaft im Château d’If diente. Anders als sein fiktives Pendant erhielt Thomas-Alexandre keine Gerechtigkeit und starb 1806 mittellos. Der Roman kann also als literarische Rehabilitierung seines Vaters gelesen werden, der im wahren Leben zu Unrecht verkannt wurde. (via Geo)
Tiefer in die Geschichte von Edmond Dantès als Graf von Monte Christo könnt ihr mit der Romanvorlage eintauchen:
Gibt es die Insel Monte Christo wirklich?
Die Insel, die den sagenumwobenen Ort im Roman inspirierte, existiert tatsächlich. Montecristo, wie sie sich tatsächlich schreibt, gehört zur Toskana und liegt im Tyrrhenischen Meer zwischen Korsika und dem italienischen Festland. Montecristo ist eine unbewohnte und geschützte Insel, die Teil eines Nationalparks ist. Sie ist bekannt für ihre wilde Natur und historische Bedeutung, darunter die Ruinen eines Benediktinerklosters. Aufgrund des strengen Naturschutzes ist der Zutritt stark limitiert und erfordert eine Sondergenehmigung. Der mystische Ruf der Insel – oft mit Piratenschätzen und Abenteuern verbunden – hat Alexandre Dumas wahrscheinlich inspiriert.
Obwohl Dumas‘ Geschichte nach ihr benannt ist, betritt Edmond Dantès die Insel nur kurz, um den sagenhaften Schatz zu bergen. Die wahre Insel Montecristo ist jedoch rein fiktiv in die Handlung eingebunden und spielt im Roman keine größere Rolle.
Wo wurde „Der Graf von Monte Christo„ (2024) gedreht?
Die Neuverfilmung von „Der Graf von Monte Christo“ aus dem Jahr 2024 wurde an verschiedenen historischen Schauplätzen in Frankreich und Belgien gedreht. Auf der Insel Montecristo selbst wurde nicht gefilmt, da diese angesichts der strengen Naturschutzauflagen für Dreharbeiten kaum zugänglich ist. Für Landschaftsaufnahmen oder ähnliche Szenen hat die Produktion auf andere Schauplätze zurückgegriffen, die ähnliche visuelle Eindrücke vermitteln konnten, darunter malerische Orte in Frankreich und der Mittelmeerregion.
Der Hafen von Malta diente beispielsweise als Kulisse für die Eröffnungsszene. Das legendäre Gefängnis, in dem Edmond Dantès unschuldig eingesperrt wird, gibt es wirklich. Das Château d’If liegt auf einer kleinen Insel vor Marseille und kann heute besichtigt werden. Natürlich fanden auch Drehs im Studio statt. Unterwasserszenen wurden beispielsweise in den Lites Studios in Brüssel, Belgien gefilmt. Aufwendige Sets wurden in den weltberühmten Cinecittà Studios in Rom, Italien gebaut, um die Gefängnisszenen und den ikonischen Schatzfund darzustellen.
In der Region Île-de-France wählte das Produktionsteam unter anderem das Schloss Ferrières im Département Seine-et-Marne für seine beeindruckenden Außenanlagen und die Kathedrale von Meaux für ihre majestätische Innenausstattung. Zudem diente das Hôtel de la Païva auf den Champs-Élysées als charakteristischer Drehort. Der Palais Brongniart, bekannt als die Pariser Börse, wurde umgestaltet, um den prunkvollen Salon des Grafen darzustellen (via Sortir à Paris).