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Leanders letzte Reise: Drama um einen ehemaligen Wehrmachtsoffizier, der mit seiner Enkelin einen Roadtrip in die Ukraine unternimmt, wo er die verschollene Liebe seines Lebens sucht.

Handlung und Hintergrund

Nach dem Tod seiner Frau will der 92-jährige Eduard Leander (Jürgen Prochnow) eine letzte Reise unternehmen. Während des Zweiten Weltkrieges war er als Wehrmachtsoffizier in der Ukraine stationiert. Dort hat er die große Liebe seines Lebens kennengelernt - und wieder verloren. Doch seine Tochter Uli (Suzanne von Borsody) hält gar nichts davon, den alten Mann einfach ziehen zu lassen.

Weil sie den störrischen Leander ebenso wenig aufhalten kann, schickt Uli ihre eigene Tochter Adele (Petra Schmidt-Schaller) mit auf die Reise nach Kiew. Die junge Adele jobbt als Kellnerin und studiert erfolglos. Über die Vergangenheit, die ihr Großvater erlebt hat, weiß sie nur wenig. Doch die Reise findet im Schicksalsjahr 2014 statt - und zwischen der Ukraine und dem Nachbarland Russland bricht gerade die Krim-Krise aus. Gibt es Parallelen zwischen damals und heute? Gemeinsam brechen Großvater und Enkelin ins Ungewisse auf.

„Leanders letzte Reise“ - Hintergründe

Der ambitionierte Roadtrip von Nick Baker Monteys („Der Mann, der über Autos sprang“) schlägt einen Bogen über drei Generationen hinweg. Dabei vermischen sich Vergangenheit und die gegenwärtige politische Situation in der Ukraine. Mit sehr sparsamen Mitteln erzählt „Leanders letzte Reise“ so von einer großen Reise, die nicht nur Ländergrenzen überwindet. Getragen wird der Trip von der Chemie zwischen dem großartigen Jürgen Prochnow („Die dunkle Seite des Mondes„) und Petra Schmidt-Schaller („Stereo„).

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Nick Baker-Monteys
Produzent
  • Sigi Kamml,
  • Christian Alvart,
  • Timm Oberwelland
Darsteller
  • Jürgen Prochnow,
  • Petra Schmidt-Schaller,
  • Tambet Tuisk,
  • Suzanne von Borsody,
  • Artjom Gilz,
  • Kathrin Angerer,
  • Kai Ivo Baulitz,
  • Andreas Patton,
  • Jewgenij Sitochin,
  • Natalia Bobyleva
Drehbuch
  • Nick Baker-Monteys,
  • Alexandra Umminger
Musik
  • Christoph Berg
Kamera
  • Eeva Fleig
Schnitt
  • Dagmar Lichius
Casting
  • Tina Böckenhauer

Kritikerrezensionen

    1. Seit dem Ende des Krieges hat Eduard Leander sich geschworen, eines Tages zurückzukehren. Zurück in die Ukraine, wo er als deutscher Soldat und Offizier stationiert war. Nun, nach dem Tod seiner Frau, will der 92jährige diese Reise endlich antreten. Also setzt er sich in den Zug Richtung Kiew. Doch er er bleibt nicht lang allein. Ihm gegenüber sitzt schon bald seine Enkelin Adele, die von der Mutter geschickt wurde, um den Großvater von der Reise abzuhalten. Doch Leander stellt sich stur. Und so fahren beide Richtung Osten. Wo Adele nicht weiß, was sie erwartet und Leander darauf hofft, etwas wiederzufinden. Oder besser gesagt: jemanden. Mit LEANDERS LETZTE REISE gelingt Regisseur Nick Baker-Monteys ein authentisches und berührendes Drama, das nicht nur ein dunkles Kapitel der deutsch-russischen Geschichte auf sensible Weise behandelt, sondern auch seinen emotionalen Schwerpunkt auf die Beziehung zwischen Großvater und Enkelin legt. Beide stehen stellvertretend für die Generation von damals, die es gelernt hat zu verdrängen, und der Generation von heute, die immer noch lernen muss nachzufragen. Dargestellt werden Leander und Adele von dem souverän spielenden Jürgen Prochnow und Petra Schmidt-Schaller, die in ihrem Spiel harte Schale und weichen Kern gleichermaßen überzeugend verkörpern. Immer wieder streift Baker-Monteys auch den russisch-ukrainischen Konflikt, der jedoch nie ausgewalzt diskutiert wird, sondern eher als Rahmen für den familiären Handlungskontext dient. Am Ende des Films steht ein hoch emotionales Ende, das Leander seinen Frieden machen lässt und für Adele neue Wege und Möglichkeiten eröffnet. Ein runder Abschluss für eine spannende Geschichte und ein bewegendes Familiendrama.

      Jurybegründung:

      Drei Generationen einer deutschen Familie. Man lebt getrennt und vor allem spricht man nicht zusammen. Scheinbar hat man sich nichts zu sagen oder will seine eigenen Geheimnisse nicht offen legen. Und vielleicht hat man ja auch einfach aufgehört zu fragen. Besonders schweigsam dabei ist der nun 92jährige Großvater Leander, der wohl sein Leben lang mit seiner Ehefrau nur das Nötigste sprach. Nun ist sie gestorben und für Leander ist der Zeitpunkt gekommen, auch mit seinem eigenen Leben ins Reine zu kommen. Die Spurensuche nach seiner Vergangenheit im Zweiten Weltkrieg als Kommandant einer Kosakeneinheit in der Ukraine, nach seinen eventuellen schuldhaften Verstrickungen dort und gleichzeitig die Suche nach der einen wahren Liebe in seinem Leben, führen ihn in die Ukraine zur Zeit des Bürgerkrieges im Jahre 2014. Und dass seine Tochter und vor allem seine Enkelin in das letzte Abenteuer seines Lebens so verstrickt werden, wollte er selbstverständlich nicht, aber hat es andererseits auch voll zu verantworten. Wenn man so will, ist dieser Film eine Parabel für die Geschichte so vieler deutscher Familien, die noch durch Naziherrschaft, Kriegsschrecken und Holocaust geprägt wurden. Zumindest in der noch überlebenden Großväter-Generation. Dass die Ukraine in der Geschichte, nicht nur in der des Zweiten Weltkrieges, eine besondere Bedeutung auch für Deutschland hat, ist unbestritten, und eine Einbeziehung von historischen wie auch aktuellen Geschehnissen in der Ukraine bereichern diesen Film.

      Ein gut recherchiertes Drehbuch verbindet diese historischen und aktuellen Bezüge sehr geschickt und gibt auch interessante Einblicke in familiäre Konflikte in der Ukraine - ein gespaltenes Land zwischen nationalen und russischen Interessen und Einflüssen. Die Erzählsprache mag manchmal etwas lehrhaft sein und der Beginn des Films wirkt in den Dialogen auch etwas hölzern. Im Lauf des Films bekommt dieser dann aber deutlich Schwung und Spannung, was vor allem dem sehr guten Spiel des gut gewählten Schauspieler-Ensembles zu verdanken ist. Jürgen Prochnow spielt auf eindrucksvolle Weise den großen Schweiger, der sich aber am Ende seiner Suche mehr und mehr seiner Enkelin zu öffnen vermag und schließlich auch seinen ganz persönlichen Frieden findet, indem er sich eindeutig seine große Schuld im Kriege zusprechen lässt. Jeden Tag, so sagt er, seit den Tagen in der Ukraine, hat ihn diese Schuld verfolgt. Petra Schmidt-Schaller glänzt als spröde und bindungsunfähige junge Frau, die aber auf der schicksalsträchtigen Reise durch die Ukraine zu sich und auch ihrer Familie zurückfindet. Ein besonderes Lob verdient auch Tambet Tuisk als Lew, die große und unverzichtbare Hilfe auf der Reise. Ausstattung, musikalische Begleitung und auch die gute Kamera sind weitere positive Merkmale dieses sicher inszenierten Werkes.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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