Little Fish sind die kleinen Plastikfische in denen die Sojasoße in vielen Restaurants in Little Saigon, dem vietnamesischen Viertel Sydneys, gereicht wird. In diesem Film werden sie allerdings ihrer eigentlichen Verwendung entfremdet und stattdessen als Drogenkuriere benutzt.
Gleichzeitig kann man den Titel des Filmes aber auch auf jeden seiner Charaktere beziehen. Dies sind alles kleine Fische, die ihren Weg durch die Irrungen und Wirrungen des Alltags bahnen.
Tracy ist dabei der Fisch, der am meisten unter dem Alltag leidet. So ist es kein Wunder, dass sie oft Asyl in den Tiefen von Schwimmbädern sucht, um die Welt draußen auszublenden. Denn sie ist ständig auf der Schwelle in ihre alten Gewohnheiten zurück zu fallen, gerade nachdem Jonny wieder da ist.
Little Fish nimmt sich viel Zeit um die Verbindungen zwischen den einzelnen Charakteren zu erklären. Oft fungiert Janelle als Erzählerin, denn sie offenbart in ihren Wutausbrüchen, was vor vier Jahren passiert ist, und warum alle Menschen in diesem ständigen Vakuum schweben, in dem sie weder vor noch zurück können.
Little Fish wird oft als das australische Requiem for a Dream bezeichnet. Aber dieser Vergleich hinkt, denn das einzige, was diese beiden Filme gemeinsam haben, sind die herausragenden Darsteller und der Bezug zu Drogen. Während Little Fish ähnlich intensiv ist, geht er allerdings völlig andere Wege als Darren Aronofskys Film.
Little Fish ist nicht nur pures Drama, er beinhaltet ebenso Thrillerelemente. Der Zuschauer wird auf den Weg geschickt die wahren Zusammenhänge nach und nach herauszufiltern. Denn das etwas nicht stimmt, wird von Anfang an klar.
Obwohl die Geschichten von Drogenabhängigen schon oft erzählt wurden, beleuchtet Drehbuchautorin Jacqueline Perskes eine neue Seite. Die Geschichte ist in der Tat außergewöhnlich, und vor allem bringt sie die nötige Dichte und Intensität mit sich, um ein solches international renommiertes Ensemble zusammen und zurück zu seinen Wurzeln zu bringen. Cate Blanchett, gebürtige Australierin, Hugo Weaving, der zwar in Nigeria, England und Australien gleichermaßen aufgewachsen ist, aber am australischen NIDA (National Institute of Dramatic Art) seinen Abschluss gemacht hat und nicht zu vergessen Sam Neill, zwar gebürtiger Neuseeländer, der allerdings die ersten Stufen seiner Schauspielkarriere auch in Down Under empor gestiegen ist.
Cate Blanchett als erste aus diesem brillanten Ensemble heraus zu picken, fällt nicht schwer, denn wie in den meisten ihrer Arbeiten beweist die Australierin einmal wieder, dass sie zu den besten Darstellerinnen ihrer Zeit gehört. Sie verleiht der Figur dieser angeknacksten Kämpferin, die sich ultimativ zur Heldin emporschwingt, soviel Charakter, dass sie auch dieses Mal wieder zum Highlight des Filmes wird, für das allein sich schon das Eintrittsgeld lohnt.
Wobei sie in Little Fish dicht gefolgt wird von Hugo Weaving, der beweist, dass er ein unglaublich wandlungsfähiger Schauspieler ist. Wäre Brad, eine vergleichbar kleine Rolle, nicht von Sam Neill gespielt worden, wäre er hinter diesen Schauspielgiganten verblasst. Aber auch die australische Schauspielerin Noni Hazlehurst, die Tracys Mutter spielt, zeigt, dass sie durchaus in der Lage ist gegen Hollywood Stars zu bestehen. Ihre Szenen sind von soviel Sympathie für ihren Charakter geprägt, dass sie zum heimlichen Star des Filmes wird. Einzig allein Dustin Ngyuen, besser bekannt aus 21, Jump Street, schwächelt ein wenig.
So gehört Little Fish definitiv zu den besseren Filmen dieses Jahres, denn eine solche Intensität bringen nur wenige Filme mit sich. Die Australier können in der Tat stolz darauf sein, einen Film wie diesen ihr Eigen nennen zu dürfen.
Fazit: Intensives Drogendrama, gespickt mit Thrillerelementen.