„Longlegs“ ist wohl einer der besten Horrorfilme 2024. Wie ich finde, solltet ihr der Sache auch unbedingt im Kino und nicht erst im Stream eine Chance geben.
Die Kritiker*innen sind begeistert von „Longlegs“ (86 % bei Rotten Tomatoes). Wie der Film die nun wahrscheinlich hochgesteckten Erwartungen des Publikums erfüllt, muss sich jetzt an den Kinokassen erweisen; in den USA hat er mit 68 Millionen US-Dollar an Einspiel schon mal überzeugt (via Box Office Mojo). Der Film ist in Deutschland seit dem 8. August in den Lichtspielhäusern zu bestaunen, die Spielzeiten in eurer Stadt könnt ihr bei uns nachlesen. Den Trailer könnt ihr euch hier anschauen, er verrät aber nichts Wesentliches und sollte euch nur ein Eindruck und nicht Entscheidungshilfe sein.
„Longlegs“ kommt bald ins Heimkino
Wenn ihr den Gang ins Lichtspielhaus scheut und lieber auf den Release im Stream warten wollt, können wir euch sagen, wie lange ihr euch dann noch in Geduld üben müsst. Gar nicht mehr lange, denn schon am 31. Oktober 2024 gibt es den Film im Stream zu kaufen, ihr könnt ihn jetzt schon in SD oder HD für 11,99 Euro oder 16,99 Euro vorbestellen. Wer auf 4K und Blu-ray spekuliert, muss ein wenig länger ausharren, aber kann ab dem 15. November 2024 den guten Silberling schon in Händen halten. Auch die Blu-ray, DVD und 4K-Edition könnt ihr jetzt schon vorbestellen.
– Der folgende Beitrag spiegelt die Meinung der Autorin wider und entspricht nicht zwangsläufig die der kino.de-Redaktion –
„Longlegs“: Surreal, brutal und unvergesslich – unbedingt im Kino ansehen
Die vierte Regie- und dritte Drehbucharbeit von Oz Perkins ist ein wirklich bemerkenswerter Beitrag geworden, den man sich durchaus auch mehrmals anschauen kann. Serienkillerthriller und satanischer Horror sind dabei auf faszinierend-einzigartige Weise miteinander verwoben. Die Werbung verspricht euch, der Film sei „besser als ‚Das Schweigen der Lämmer'“ und wie ihr im Perkins-IndieWire-Interview nachlesen könnt, beinhaltet dieser Vergleich gleich mehrere Anknüpfungspunkte zu diesem Meilenstein von 1991, alle spannender als die Frage, was nun besser ist. Das Interview macht auch darauf aufmerksam, dass Perkins „Longlegs“ für sein persönlichstes Skript hält. Weitere Hinweise dazu wären schon fast ein Spoiler, aber der Regisseur, Autor sowie Sohn von Anthony Perkins und Berry Berenson hat zu familiären Mysterien und grauenvollen Ereignissen nicht nur Bezüge durch die schauspielerische Tätigkeit seines Vaters („Psycho“). Und das merkt man dem Film auch an.
„Longlegs“ spielt im Jahr 1993, die FBI-Agentin Lee Harker (Maika Monroe) könnte „Das Schweigen der Lämmer“ also gesehen haben. Was ihr bei der Arbeit widerfährt und welche „schreienden Lämmchen“ es in ihrer Kindheit zu finden gibt, ist in vieler Hinsicht viel brutaler, viel gruseliger und viel undurchdringlicher. Insofern mag es sogar auch stimmen, dass „Longlegs“ besser als „Das Schweigen der Lämmer“ ist, ich finde diese Frage aber trotzdem völlig uninteressant und vielleicht wäre „Longlegs“ ohne „Das Schweigen der Lämmer“ nie so gut geworden? In jedem Fall war der Film vorher da und sehr gut und hat unzählige weitere Horrorstreifen und Thriller beeinflusst.
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Lee Harker soll auf Anweisung ihres Vorgesetzen Agent Carter einen bisher ungelösten Serienkillerfall bearbeiten. Dieser nennt sich „Longlegs“ und hinterlässt Briefe am Tatort, die auf weitere Taten hinweisen. Der Killer bringt auf ungeklärte Weise Väter dazu, ihre Familien und anschließend sich selbst zu töten.
„Longlegs“: Konzentrisches Unbehagen bis in die Hölle
In meinen Augen soll ein guter Horrorfilm Unbehagen erzeugen und eine oder mehrere Sub-Ebenen haben, die mich bewusst oder unterbewusst ansprechen. Insofern ist „Longlegs“ für mich sogar ein außerordentlich guter Horrorfilm geworden. Der Regisseur und Drehbuchautor Osgood Perkins hat gut erkannt, dass die „Horror-Community abgefuckte Dinge“ sehen will. Und er liefert in dieser Hinsicht einiges ab. Besonders hat mir die Atmosphäre des Films gefallen, inklusive der Situierung des Geschehens im Jahre 1993 aus persönlichen Gründen. Es ist überhaupt nicht angenehm, zuzuschauen, es entsteht ein echtes, fühl- und erfahrbares, starkes Unbehagen. Teilweise möchte man dem auch einfach entfliehen, aber starrt dennoch mit zunehmend unverwandtem Blick weiter auf die Geschehnisse.
Man bewegt sich wie im Sog in konzentrischen Kreisen immer tiefer in einen absoluten Alptraum hinein und worauf es hinausläuft, ist ein brutales Geheimnis, auf das man, ohne es zu spoilern, an dieser Stelle nicht adäquat eingehen kann. Aber es lohnt sich, selbst den Gang ins Kino zu wagen, wenn man gerne durch die Hölle geht, ein brutales Finale zu schätzen weiß und Nerven mitbringt, die stark genug für eine legendäre Killerdarstellung von Nicolas Cage sind. Überragend surreal und von tragender Präsenz ist auch die Hauptdarstellerin Maika Monroe als Ermittlerin Lee Harker, wie auch der weitere Cast, mit zum Beispiel Alicia Witt als tief religiöser Mutter, nur positiv hervorzuheben ist. Zu guter Letzt gibt der Film einen inspirierenden Anlass, sich noch einmal „Dantes Inferno“ und die neun konzentrischen Kreise der Qual in Erinnerung zu rufen.
Ich werde alleine deswegen noch einmal ins Kino gehen, weil ich in Erfahrung bringen muss, ob die Leistung der Synchronisation dem Originalton von Nicolas Cage nahekommt. Wer sichergehen will, schaut sich in jedem Fall den Film (ebenfalls) im Originalton an. Denn neben seiner schauerlichen Maske, die Cage nur erahnen lässt, ist auch die stimmliche Leistung in meinen Augen so gut, dass sie schwer nachzuahmen sein wird. Die „Longlegs“-Stimme ist aber viel, viel unheimlicher als seine Optik. Also nutzt die Chance, wenn sie sich ergibt, euch den Film im Original anzuschauen.
Auf Netflix könnt ihr übrigens im Zweifelsfall im Abo testen, ob ihr mit der Art des Filmemachens von Oz Perkins etwas anfangen könnt. Dort seht ihr „I Am The Pretty Thing That Lives In The House“.
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