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Louise-Michel: Anarchische Komödie über entlassene Fabrikarbeiterinnen, die einen Hitman auf ihren Ex-Boss ansetzen.

Handlung und Hintergrund

Die Arbeiterinnen in einer Fabrik in der Picardie sind perplex. Da haben sie auf Urlaub verzichtet und kostenlose Überstunden geleistet, um ihre Arbeitsplätze zu sichern, und dann stehen sie eines Morgens in der über Nacht leer geräumten Halle. Der Chef hat sich aus dem Staub gemacht. Eine Gruppe von zehn Frauen überlegt, wie sie etwas Neues auf die Beine stellen könnten. Louises Vorschlag, einen Hitman zu engagieren und ihn auf den verschwundenen Boss an zu setzen, gefällt allen. Louise treibt Michel auf, der eigentlich keiner Fliege etwas zuleide tun kann.

Die Arbeiterinnen in einer Fabrik in der Picardie sind perplex. Sie haben auf Urlaub verzichtet, um ihre Arbeitsplätze zu sichern, und dann stehen sie eines Morgens in der über Nacht leer geräumten Halle. Der Chef hat sich aus dem Staub gemacht. Eine Gruppe von zehn Frauen überlegt, wie sie etwas Neues auf die Beine stellen könnten. Louises Vorschlag, einen Hitman zu engagieren und ihn auf den verschwundenen Boss anzusetzen, gefällt allen. Louise treibt Michel auf, der eigentlich keiner Fliege etwas zu Leide tun kann.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Gustave de Kervern,
  • Benoît Delépine
Produzent
  • Elisa Larriere,
  • Mathieu Kassovitz,
  • Benoit Jaubert
Darsteller
  • Yolande Moreau,
  • Mathieu Kassovitz,
  • Benoît Poelvoorde,
  • Bouli Lanners,
  • Sylvie van Hiel,
  • Jacqueline Knuysen,
  • Pierette Broodthaers
Drehbuch
  • Gustave de Kervern,
  • Benoît Delépine
Musik
  • Gaëtan Roussel
Kamera
  • Hugues Poulain
Schnitt
  • Stéphane Elmadjian
Idee
  • Gustave de Kervern

Kritikerrezensionen

    1. Der deutsche englische Titel ist angelehnt an Kaurismäkis “I Hired a Contract Killer”, und tatsächlich hat der Film eine Lakonie, eine Ökonomie der Bilder, eine Innerlichkeit der Figuren, die sich nur höchst selten im Außen abbildet, die an den Finnen erinnern. Dazu kommt aber noch ein anderes Moment: Im Original heißt der Film nach seinen beiden Hauptprotagonisten „Louise-Michel“, und das hat einen bewussten Anklang an die französische Anarchistin Louise Michel, Barrikadenkämpferin und Kommunardin von 1871, zu deren Beerdigung 1905 angeblich 120.000 Menschen gepilgert sind.

      Wenn sich die Franzosen wehren, dann wehren sie sich. Und wie im Western sind sie dann schnell mit der Rache da, mit Gewalt, um ihre legitimen Rechte wenn nicht durchzusetzen, so doch nachträglich nachdrücklich klarzumachen. Und wenn der Chef am einen Tag den Arbeiterinnen neue Arbeitskittel schenkt und dann über Nacht alle Maschinen abbauen und fortschaffen lässt, ist der Frust groß. Da hat dann halt die, die die kleinste Leuchte in dieser Gesellschaft ist, die Idee: ein Auftragskiller auf den Chef anzusetzen.

      Bekannt sind aus den Monaten der Finanz- und Wirtschaftskrise die Berichte aus Frankreich über Schmähungen von Bankern, Gewaltdrohungen, gar Entführungen: das denkt der Film konsequent weiter. Und baut noch ein paar Twists ein, um nicht nur die Anarchie abzubilden, sondern auch selbst anarchisch zu sein.

      Louise ist tumb und tapsig und ziemlich dumm und sie kann nicht lesen. Sie isst Tauben und Kaninchen, gerne auch roh. Michel ist tumb und tapsig und ziemlich dumm und er kann dermaßen viel schwätzen, dass er anderen Dummen gegenüber zumindest schlauer erscheint. Ansonsten ballert er gerne rum, hat eine große Pistolensammlung; und er beschwatzt Todkranke, Mordaufgaben für ihn zu übernehmen, die haben ja eh nicht mehr lang zu leben. Von der Statur her sind beide ähnlich: dick und ziemlich unförmig; und das ist auch kein großen Wunder: Louise war mal ein Mann, hat aber als Frau größere Chancen auf dem Arbeitsmarkt der Ungelernten. Michel war mal eine Frau und fantasiert sich nun in diverse Kriegsszenarien, wo er seinen Mann stehen kann. Nun gehen die beiden gemeinsam auf Rachefeldzug: ein Glück für sie, dass alle, denen sie begegnen, auch nicht sehr intellent wirken.

      Sehr, sehr makabrer Humor ist das, was die Regisseure Gustave Kervern und Benoît Delépine in ihren Film eingießen, und sie zeigen dabei überhaupt keinen Respekt vor niemandem. Das ist gut so, denn wenn man was Radikales zeigt, sollte man auch selbst radikal sein. Dabei stellen sie zwei Systeme gegeneinander: ein System der Wut, das die Ohnmächtigen auf die Bosse haben, die mit ihnen wie die Tiere umspringen. Und ein labyrinthisches System, ein Irrgarten aus Unterbossen und Oberbossen, aus Subunternehmen und Briefkastenfirmen, das für den Normalmenschen völlig undurchschaubar ist. Womit sich der Turbokapitalismus, der nur auf Profit aus ist und keine menschliche Seite mehr zeigt, selbst schützt. Wenn auch nicht seine Protagonisten, die sterben hier reihenweise bei Louises und Michels Versuch, an die oberste Spitze zu kommen, dahin, wo tatsächlich Entscheidungen getroffen werden, die die Arbeiterinnen auf die Straße gesetzt haben.

      Durch dieses Dickicht stapfen die beiden Dicken und Doofen mit Waffen in der Hand, und ja: ihre Wut macht auch vor eigenen unmenschlichen Taten nicht Halt. Wobei sie gleichzeitig sehr, sehr lächerlich sind; und dazu noch beinahe anrührend, wenn sie einen trampeligen Freudentanz ausführen, der nicht ohne Folgen bleiben wird; weil ihnen die Verdrehung ihrer Geschlechtsidentitäten eben dann doch nicht soooo viel ausmacht.

      Fazit: Sehr, sehr böse, schwarze Komödie, radikal, kompromisslos, anarchisch bis zuletzt. Nach dem Abspann sitzen bleiben!
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    2. Louise Hires a Contract Killer: Anarchische Komödie über entlassene Fabrikarbeiterinnen, die einen Hitman auf ihren Ex-Boss ansetzen.

      Anarchische und politisch unkorrekte Komödie über die skurrile Rache entlassener Fabrikarbeiterinnen, die einen Hitman auf ihren Ex-Boss ansetzen.

      Der passende Film zum Turbo-Kapitalismus: Nicht das erste Mal wird in Europa eine Fabrik geschlossen, um woanders billiger zu produzieren oder auch nur, um die Bosse zu bereichern. Die Arbeiterinnen in der Picardie sind perplex. Da haben sie auf mehr Lohn und den gesetzlichen Urlaub verzichtet, kostenlose Überstunden geleistet, um ihre Arbeitsplätze zu sichern und dann stehen sie eines Morgens in der über Nacht leer geräumten Halle. Der Chef hat sich aus dem Staub gemacht, obwohl er ihnen noch einen Tag vorher hellblaue Kittel mit eingesticktem Namen schenkte als Zeichen der Konsolidierung, wie sie glaubten. Eine Gruppe von zehn Frauen überlegt, die Abfindung von 2000 Euro pro Kopf für jahrelange Schufterei zusammenzuwerfen und etwas Neues auf die Beine zu stellen. Nach einigen obsoleten Geschäftsvorschlägen meldet sich die sonst sehr schweigsame und nicht als besonders helle geltende Louise zu Wort. Warum nicht einen Hitman bezahlen und den verschwundenen Boss umbringen? Die Idee gefällt und Louise treibt den Berufskiller Michel auf, der eigentlich keiner Fliege etwas zuleide und noch nicht mal einen Hund erschießen kann. Das Projekt entpuppt sich durch die verzweigte Konzernstruktur als schwierig. Gemeinsam machen sich die Zwei auf die Suche und bald pflastern Leichen ihren Weg (auch wenn „nur“ Michels krebskranker Cousin am Abzug zieht und schon mal der falsche Mann ins Gras beisst).

      Von Amien über Brüssel bis ins Steuerparadies der Insel Jersey geht der schwarzhumorige Trip in Tradition eines Aki Kaurismäki ohne Rücksicht auf Moral, Ethik oder gesellschaftlichen Konsens. Die Verrücktheit unterstreichen schiefe Kamera- und extreme Weitwinkel. Das Werk ist auch eine augenzwinkernde Verneigung vor der historischen Louise Michel, der Sozial-Revolutionärin und populärsten Wortführerin eines anarchischen Sozialismus aus der Zeit der Pariser Commune von 1871. In Benoît Delépines und Gustave Kerverns mit giftigen One-Linern gespickten „Sozialwestern“ stehen sich zwei Parteien gegenüber - ganz normale arbeitende Leute, die gegen das Gesetz verstoßen und plötzlich zu den Bösen zählen, und die wirklich Bösen, die unbehelligt vom Staat keine Gesetze kennen und sich in Wohlstandsnischen zurückziehen. Schwärzer geht’s nicht. mk.
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