Der deutsche englische Titel ist angelehnt an Kaurismäkis I Hired a Contract Killer, und tatsächlich hat der Film eine Lakonie, eine Ökonomie der Bilder, eine Innerlichkeit der Figuren, die sich nur höchst selten im Außen abbildet, die an den Finnen erinnern. Dazu kommt aber noch ein anderes Moment: Im Original heißt der Film nach seinen beiden Hauptprotagonisten Louise-Michel, und das hat einen bewussten Anklang an die französische Anarchistin Louise Michel, Barrikadenkämpferin und Kommunardin von 1871, zu deren Beerdigung 1905 angeblich 120.000 Menschen gepilgert sind.
Wenn sich die Franzosen wehren, dann wehren sie sich. Und wie im Western sind sie dann schnell mit der Rache da, mit Gewalt, um ihre legitimen Rechte wenn nicht durchzusetzen, so doch nachträglich nachdrücklich klarzumachen. Und wenn der Chef am einen Tag den Arbeiterinnen neue Arbeitskittel schenkt und dann über Nacht alle Maschinen abbauen und fortschaffen lässt, ist der Frust groß. Da hat dann halt die, die die kleinste Leuchte in dieser Gesellschaft ist, die Idee: ein Auftragskiller auf den Chef anzusetzen.
Bekannt sind aus den Monaten der Finanz- und Wirtschaftskrise die Berichte aus Frankreich über Schmähungen von Bankern, Gewaltdrohungen, gar Entführungen: das denkt der Film konsequent weiter. Und baut noch ein paar Twists ein, um nicht nur die Anarchie abzubilden, sondern auch selbst anarchisch zu sein.
Louise ist tumb und tapsig und ziemlich dumm und sie kann nicht lesen. Sie isst Tauben und Kaninchen, gerne auch roh. Michel ist tumb und tapsig und ziemlich dumm und er kann dermaßen viel schwätzen, dass er anderen Dummen gegenüber zumindest schlauer erscheint. Ansonsten ballert er gerne rum, hat eine große Pistolensammlung; und er beschwatzt Todkranke, Mordaufgaben für ihn zu übernehmen, die haben ja eh nicht mehr lang zu leben. Von der Statur her sind beide ähnlich: dick und ziemlich unförmig; und das ist auch kein großen Wunder: Louise war mal ein Mann, hat aber als Frau größere Chancen auf dem Arbeitsmarkt der Ungelernten. Michel war mal eine Frau und fantasiert sich nun in diverse Kriegsszenarien, wo er seinen Mann stehen kann. Nun gehen die beiden gemeinsam auf Rachefeldzug: ein Glück für sie, dass alle, denen sie begegnen, auch nicht sehr intellent wirken.
Sehr, sehr makabrer Humor ist das, was die Regisseure Gustave Kervern und Benoît Delépine in ihren Film eingießen, und sie zeigen dabei überhaupt keinen Respekt vor niemandem. Das ist gut so, denn wenn man was Radikales zeigt, sollte man auch selbst radikal sein. Dabei stellen sie zwei Systeme gegeneinander: ein System der Wut, das die Ohnmächtigen auf die Bosse haben, die mit ihnen wie die Tiere umspringen. Und ein labyrinthisches System, ein Irrgarten aus Unterbossen und Oberbossen, aus Subunternehmen und Briefkastenfirmen, das für den Normalmenschen völlig undurchschaubar ist. Womit sich der Turbokapitalismus, der nur auf Profit aus ist und keine menschliche Seite mehr zeigt, selbst schützt. Wenn auch nicht seine Protagonisten, die sterben hier reihenweise bei Louises und Michels Versuch, an die oberste Spitze zu kommen, dahin, wo tatsächlich Entscheidungen getroffen werden, die die Arbeiterinnen auf die Straße gesetzt haben.
Durch dieses Dickicht stapfen die beiden Dicken und Doofen mit Waffen in der Hand, und ja: ihre Wut macht auch vor eigenen unmenschlichen Taten nicht Halt. Wobei sie gleichzeitig sehr, sehr lächerlich sind; und dazu noch beinahe anrührend, wenn sie einen trampeligen Freudentanz ausführen, der nicht ohne Folgen bleiben wird; weil ihnen die Verdrehung ihrer Geschlechtsidentitäten eben dann doch nicht soooo viel ausmacht.
Fazit: Sehr, sehr böse, schwarze Komödie, radikal, kompromisslos, anarchisch bis zuletzt. Nach dem Abspann sitzen bleiben!