Die Bestsellerverfilmung LOVE, SIMON erzählt die Geschichte des 17jährigen Simon, der kurz davor steht, sein eigenes Leben in die Hand zu nehmen, seiner Familie und seinen Freunden aber nicht sagen will, dass er schwul ist - und erst durch die Onlinebekanntschaft mit einem ihm unbekannten Mitschüler den Mut für sein Coming Out findet.
Simon ist ein ganz normaler Teenager, der demnächst auf eigenen Füßen stehen muss. Seine Eltern sind vielleicht etwas übermotiviert, aber für Eltern ganz in Ordnung. Und seine Freunde sind die tollsten Freunde, die man sich vorstellen kann. Sogar die High-School ist okay, erst recht jetzt, nur noch knapp 200 Tage vor dem Abschluss, denn danach steht ihm die Welt offen. Alles in allem könnte Simon mit sich und seinem Leben also zufrieden sein. Doch er ist es nicht, denn er ist schwul. Und das hat er noch niemandem sagen können. Als seine beste Freundin ihm jedoch mitteilt, dass sich ein Junge an der High-School in einem sozialen Netzwerk unter dem Nickname „Blue“ geoutet hat, sieht Simon seine Chance, sich endlich jemandem anzuvertrauen. Also schreibt Simon an „Blue“. Nach und nach werden die Gespräche vertrauter und Simon spürt, dass „Blue“ und ihn mehr verbindet als das gemeinsame Geheimnis. Doch wie kann er herausfinden, wer sich wirklich hinter „Blue“ verbirgt? Und wie kann er einem eigentlich fremden Jungen seine Liebe gestehen, wenn er noch nicht einmal seiner Familie und seinen Freunden seine wahren Gefühle offenbaren kann? Mit LOVE, SIMON kommt die lang erwartete Verfilmung des Bestsellers „Simon vs. The Homo Sapiens Agenda“ (in deutsch: „Nur drei Worte“) von Becky Albertalli unter der Regie von Greg Berlanti auf die Leinwand. Die Geschichte von Simon, den Nick Robinson angenehm sympathisch und bodenständig spielt, berührt durch den gelungenen Mix aus pfiffigen Dialogen und einer tief berührenden Geschichte, die die jugendliche Zielgruppe durch die authentischen Figuren und Situationen genau in ihrer Lebenswirklichkeit abholt. Natürlich ist das Setting eher auf Hochglanz poliert, doch die Konflikte sind es nicht. Wie junge Menschen zu ihrer eigenen Identität finden, ob sexuell oder in anderer Beziehung, wie wertvoll und zerbrechlich Freundschaften sind und wie Familie und Schule wichtige Stützpfeiler für das Selbstbewusstsein eines Heranwachsenden sein können, davon erzählt LOVE, SIMON auf großartig feinfühlige Weise. Zusammen mit einem stimmungsvollen Soundtrack, verschroben skurrilen Nebenfiguren, die sichtlich Spaß am Spiel haben, und einem exzellenten Ensemble an Nachwuchsdarstellern begeistert LOVE, SIMON mit seiner positiven lebensbejahenden und toleranzfördernden Botschaft das Zielpublikum.
Jurybegründung:
Es ist selten, dass eine zeitgenössische amerikanische High School nicht als Gefahrenzone und Sechzehnjährige nicht als Pubertiere gezeichnet werden, deren einziger Lebenszweck darin zu bestehen scheint, mit ihrem irrationalen und selbstzerstörerischen Handeln alle Erwachsenen in den Wahnsinn zu treiben. Stattdessen leben Simon und seine Freunde in einer idyllischen Welt (der ostamerikanischen oberen Mittelschicht) und auf ihrer Schule herrscht ein liberaler Geist, sodass hier einmal die homophoben Mobber eine winzige Minderheit bilden. Doch das macht das Leben von Simon kaum leichter, denn er ist schwul und zögert noch, sein überfälliges Coming-Out zu vollziehen. Ein halbherziges Eingeständnis seiner Neigungen traut er sich in E-mails an einen anonymen Leidensgenossen, und dies führt zu einer Reihe von unterhaltsamen und witzigen Komplikationen, die dazu führen, dass Simon lernt, darauf zu vertrauen, dass Familie und Freunde ihn so lieben, wie er ist. Der Film folgt einer klassischen Dramaturgie und ist sehr geschickt auf das junge Zielpublikum zugeschnitten, das zum großen Teil den Bestseller, auf dem der Film basiert, kennt. Der Film überzeugt mit gut beobachteten Details, stimmigen Dialogen und sympathischen Figuren, mit denen sich die jungen Zuschauer gut identifizieren können. Die Eltern sind keine Karikaturen, sondern liebe- und verständnisvoll und während einer der Lehrer mit seiner Anbiederei an die Schüler eine eher witzige Figur ist, bekommt die, ebenfalls komödiantisch gezeichnete Lehrerin eines Theaterkurses einen großen Auftritt als Verfechterin der Toleranz und stellt sich als Pädagogin im besten Sinne des Wortes heraus. Sie dürfte vielleicht auch das Alter Ego der Autorin Becky Albertalli sein - nicht umsonst hat sie die besten Dialogstellen. LOVE, SIMON ist ganz auf der Höhe der Zeit, wenn er zeigt, in welchem Ausmaß das Leben der jungen Protagonisten von den digitalen sozialen Netzwerken bestimmt wird. In der romantischen Komödie gibt es sogar eine kleine Showtanzeinlage und natürlich auch ein berührendes Ende. Die Tatsache, dass es sich bei diesem Film um die erste „gay teen romance“ eines großen Studios handelt, hebt die Jury der FBW zusätzlich positiv hervor.
FBW-Jugend-Filmjury:
(www.jugend-filmjury.com)
Der Titel des amerikanischen Films Love, Simon betont bereits die Hauptfigur des Films deutlich. Es dreht sich alles um den 17-jährigen Simon, der eigentlich ein ganz normales Leben führt, aber ein großes Geheimnis hat: Weil er sein alltägliches Leben mag, Veränderungen scheut und Angst vor den Konsequenzen hat, verheimlicht er vor seinem gesamten Umfeld, dass er homosexuell ist. Offen kann er sich darüber nur mit einem unbekannten E-Mail-Freund anonym austauschen, der ebenfalls homosexuell ist. Die beiden Jungen mit ihren Nicknamen Jacques und Blue kennen sich nicht, sie wissen aber voneinander, dass sie auf die gleiche Highschool gehen. Auch Blue scheut sich ebenso wie Simon vor dem Coming-out. Die Internetfreundschaft vertieft sich immer weiter und Simon ist begierig zu wissen, welcher Schüler sich hinter Blue verbirgt. Als ein anderer Schüler einen Teil der E-Mails entdeckt, und droht sie öffentlich zu machen, will Simon alles tun dies zu verhindern. Damit löst er jedoch eine Kette von Ereignissen aus und setzt sein bisher unauffälliges Leben aufs Spiel. Dieser warmherzige Coming-of-Age Film, thematisiert Freundschaft, Liebe und Familie und stellt den Grundkonflikt des Coming-out in den Fokus der Geschichte. Dabei nehmen die sozialen Netzwerke eine dramaturgisch wichtige Rolle ein. Die intensive Gefühlswelt von Simon kann der Zuschauer sehr gut nachempfinden. Im Verlauf der Handlung wird Simon immer mutiger und selbstbewusster und lernt zu sich selbst zu stehen. Die realitätsnahe Machart wird durch die Nebenfiguren in Simons Freundeskreis unterstützt, die normale Teenager-Probleme widerspiegeln. Mit witzigen, kleineren Nebensträngen wird die ganze Geschichte auf diese Weise aufgelockert. Dabei überzeugen alle Schauspieler in ihren Leistungen. Der besondere emotionale Aspekt des Films wird durch viele Nahaufnahmen, welche die Gefühle der Protagonisten zeigen, unterstützt. Der Film arbeitet zudem mit einer Erzählweise, die es schafft, Inhaltliches auch allein auf der Bildebene zu transportieren. Auffällig ist ebenso eine geschickte Farbdramaturgie. Viele Szenen werden durch eingängige Popmusik untermalt und nehmen Bezug auf Simons persönlichen Musikgeschmack und seine Stimmung. Auf der eher realitätsnahen Tonebene wird die Internetkommunikation zwischen Simon und Blue sehr deutlich durch Signaltöne hervorgehoben und erhält so eine erhöhte Aufmerksamkeit. Die vorgeführte Lebenswelt der Jugendlichen im amerikanischen Mittelstand wird ausstattungsreich und detailliert gezeigt und unterstützt damit auch die Charakterisierung der Figuren. Nach intensiven Überlegungen empfehlen wir den Film 14-25-jährigen Jugendlichen, da die gesamte Machart des Filmes eher auf diese Zielgruppe ausgerichtet ist. Grundsätzlich ist der Film allen Altersgruppen, die an dieser Thematik interessiert sind, zu empfehlen.
dramatisch: 3,5 Sterne
gefühlvoll: 4,5 Sterne
realistisch: 3,5 Sterne
unterhaltsam: 3,5 Sterne
schauspielerisch: 4,5 Sterne
Gesamtbewertung: 4 Sterne.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)