Lovely Louise: Leise Komödie von "Die Herbstzeitlosen"-Regisseurin Bettina Oberli über einen 55jährigen Mann, der noch bei seiner Mutter lebt und nach und nach hinter deren Geheimnisse kommt.
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Handlung und Hintergrund
André und Louise sind ein perfektes Gespann: Die über 80-jährige Ex-Diva kommandiert, der servile, 55-jährige Sohn bedient sie. Dass der scheue Taxifahrer und Tüftler auch bei ihr wohnt, erweist sich als echter Beziehungskiller für seine schüchternen Avancen, die er Wurstverkäuferin Steffi macht. Als der Amerikaner Bill, Louises bislang verheimlichter Sohn, vor der Tür steht, nimmt die heimelige Partnerschaft Schaden. Der charmante Luftikus läuft dem blassen André den Rang ab und ein paar Vertrauensbrüche später erwacht dieser unsanft aus seinem Dornröschenschlaf.
Besetzung und Crew
Regisseur
Bettina Oberli
Produzent
Christof Neracher,
Christian Davi,
Thomas Thümena
Darsteller
Stefan Kurt,
Annemarie Düringer,
Stanley Townsend,
Nina Proll,
Michael Neuenschwander,
Andri Schenardi,
Matthias Breitenbach,
Carla Juri,
Alice Brüngger,
Elisabeth Schnell,
Wolfgang Beuschel,
Lotti Happle,
Hans-Ruedi Strässler
Drehbuch
Bettina Oberli,
Petra Volpe,
Xao Seffcheque
Musik
Adrian Weyermann
Kamera
Stéphane Kuthy
Schnitt
Andrew Bird
Casting
Ruth Hirschfeld,
Lina Todd,
Vicky Wildman
Kritikerrezensionen
Lovely Louise Kritik
Lovely Louise: Leise Komödie von "Die Herbstzeitlosen"-Regisseurin Bettina Oberli über einen 55jährigen Mann, der noch bei seiner Mutter lebt und nach und nach hinter deren Geheimnisse kommt.
Leise melancholische Mutterkomplex-Komödie um den späten Reifeprozess eines Mittfünfzigers.
Der düstere Ödland-Krimi „Tannöd“ war nur ein Ausflug der Schweizer Regisseurin Bettina Oberli, die zur Form der Komödie zurückkehrt, mit der ihr der erfrischende Überraschungshit „Die Herbstzeitlosen“ gelang. Leicht, humorvoll, aber auch nachdenklich lässt sie nun ein Mutter-Sohn-Drama folgen, das Lebenslügen aufdeckt und einen 55-jährigen aus einer ungesunden ödipalen Verstrickung sanft emanzipiert. Abermals trifft Annemarie Düringer, die Grande Dame des Wiener Burgtheaters, als distinguierte Diktatorin den Nagel auf den Kopf, der ebenfalls theatererfahrene Stefan Kurt als ihr serviler Gentleman-Diener steht ihr in nichts nach. Wer das Kommando hat, ist zwischen alternder Ex-Diva, die ihren vergangenen Hollywood-Träumen nachhängt und ihrem entmündigten Vollzeitchauffeur eindeutig geklärt, wer hier wen mehr braucht, hingegen offen.
So überrascht es nicht, dass Spätentwickler André seine verklemmten Beziehungsgehversuche mit Imbiss-Betreiberin Steffi (Nina Proll) einstellt, wenn die Mutter ihn beim Beischlaf telefonisch heim beordert. Diese freudianische Konstruktion holt sich, wie es sich für eine psychologische Komödie gehört, einen starken Katalysator: eines Tages steht Andrés von der Mutter verschwiegener amerikanischer Bruder Bill in der Wohnungstür. Ein kleiner Culture Clash zwischen Förmlichkeit und Nonchalance beginnt, bei dem Vorwürfe auf dem fein gedeckten Tisch landen, die André an der Integrität seiner kapriziösen Erzeugerin zweifeln lassen. In der folgenden Ménage-à-trois dominieren Eifersucht, muss der Mann, der alle Träume für den vermeintlichen Star aufgab, Demütigungen schlucken - eine Gemengelage, die ihn aus Lethargie und Dornröschenschlaf reißt.
In der Befreiung Andrés, der Lügengebäude entlarvt und erst einen weiteren Vertrauensbruch erleiden muss, bevor er eine andere Frau in sein fortan selbstbestimmtes Leben lassen kann, trägt Oberli nie zu dick auf. Leise lässt sie Raum für Komik und Melancholie, ebenso für die Darsteller, die dadurch emotionale Tiefe entwickeln können - selbst der charmante Filou aus Übersee darf ein Mensch und keine Karikatur sein. In einer Hängepartie über dem Abgrund kulminiert ein Machtkampf zu dritt, der eine späte Reife auslöst, die bestimmt, aber ohne böse Worte den Abschied von lebenslangen Illusionen einläutet - für alle Seiten gleichermaßen. tk.