Warum machst du uns immer nur Probleme?, klagt Luks Mutter. Der jüngere ihrer beiden Söhne hat noch nichts auf die Beine gestellt in seinem Leben. Sie kommt regelmäßig, um seine kleine Wohnung zu entmüllen und glaubt, dass nur der Hotelkauf in Kappadokien ihn retten kann. Kein Wunder, dass Luk (René Vaziri) nach der ersten Freude über den gemeinsamen Lottogewinn mit Eltern und Bruder einen Nervenzusammenbruch bekommt. Das Hotel interessiert ihn nicht, aber Gül (Aylin Tezel), die in Deutschland in einem Krankenhaus arbeitet und wunderschön singen kann. Er verspricht Gül, seinen Gewinnanteil in eine Plattenaufnahme mit ihr zu investieren, die sein Cousin Cem (Kida Khodr Ramadan) in der Türkei organisieren soll.
Zwischen Deutschland und dem sonnigen Kappadokien entfaltet sich Luks später, aber dafür besonders turbulenter Abnabelungsprozess von daheim. Endlich hat er die Mittel, um den Eltern und seiner großen Liebe Gül zu beweisen, dass er erfolgreich sein kann. Aber er traut sich nicht so recht, sich der Mutter zu widersetzen. So schärft er Gül ein, seinen Eltern nicht zu sagen, warum sie auch in ihrem Wunschhotel in Kappadokien aufkreuzt. Der umtriebige Cem arrangiert für Luk einen Plattenvertrag und organisiert Tänzer und Requisiten für den aufwändigen Videoclip, den Luk vor der wunderschönen Bergkulisse drehen will. Aber die Dinge nehmen einen unerwarteten Verlauf, sowohl für Luk, als auch für seine Eltern.
Die in Berlin lebende Regisseurin und Drehbuchautorin Ayse Polat thematisiert in der Komödie Luks Glück auf erfrischend unsentimentale Weise die Unsicherheit ihres Hauptcharakters zwischen den Kulturen und zwischen Selbstverwirklichung und Familientradition. In dem Lied, das er mit seiner Gül aufnehmen will, verbindet Luk alte türkische Weisen mit flotten Beats und unterlegt sie mit einem Text, der zur Versöhnung der Kulturen aufruft. Für das Video lässt er zwei Tänzerinnen sich abwechselnd umarmen und aufeinander losgehen. Die ereignisreiche Handlung des Films springt zwischen lauter kleinen Szenen hin und her, die von skurrilen Figuren bevölkert sind. Cousin Cem hat Beziehungen, aber er fährt ohne Führerschein, der Plattenproduzent, dem er das Leben gerettet hat, benimmt sich merkwürdig und hat eine Assistentin, die unbedingt auf Luks Video will. Damit sie mitspielen darf, führt sie Luk vor, wie gut sie eine gewalttätige Attacke mimen kann.
Vor allem solche merkwürdige Charaktere und ihr individueller Tatendrang sorgen für Dynamik und Spannung. Öfters spitzen sich die Dinge auf groteske Weise zu, mündet familiäre Harmonie in wüsten Streit oder umgekehrt. Dabei werden Klischees über Geschlechterbeziehungen und über die Begehrlichkeiten, die der Reichtum weckt, auf witzige Weise aufgegriffen. Der Film setzt auf Fantasie, auch in der visuellen Umsetzung, indem er beispielsweise Luks Träume und Visionen bebildert, und auf lebensnahe Schilderung von Alltagsszenen. Luk wirkt ungewöhnlich natürlich und bescheiden für eine männliche Hauptfigur, was ihn umso sympathischer macht.
Luk, Gül und die anderen haben allerdings nicht viel Zeit, ihre Persönlichkeit zu entfalten. Sie bleiben in erster Linie Handlungsträger. Mit der Zeit häufen sich die Verwicklungen und Zwischenfälle unvorteilhaft. Nicht alle Ideen sind nämlich witzig, inspiriert oder plausibel. Man hat manchmal sogar den Eindruck, dass dem Film die Geduld fehlt, all seine einzelnen Sketche sinnvoll miteinander zu verbinden.
Fazit: Die frische kleine Komödie Luks Glück drängt ihren deutsch-türkischen Hauptcharakter durch eine mit Verwicklungen gespickte Emanzipationsgeschichte.