„M3GAN“ ist in den USA bereits phänomenal gestartet. Der Erfolg bestätigt die Entscheidung, das Gewaltlevel zugunsten einer niedrigeren Freigabe zu trimmen.
Unter Horrorfans sorgte die Nachricht für einen Aufschrei, dass die Verantwortlichen von Universal, Blumhouse und Atomic Monster den hierzulande am 12. Januar 2023 startenden Horrorthriller „M3GAN“ zugunsten einer niedrigeren Freigabe umgeschnitten und teils mit neuen Szenen versehen haben. Ursprünglich war in den USA wohl eine R-Freigabe angepeilt worden. Drehbuchautorin Akeela Cooper hatte wissen lassen, dass ihr Drehbuch einige blutige Kills mehr beinhaltete. Doch Universal entschied sich dazu, ein größeres Publikum anzusprechen. So drehte Regisseur Gerard Johnstone neues Material, um eine „familienfreundliche“ PG-13-Freigabe zu erhalten. Die jetzt in den Kinos startende Fassung ist dennoch nicht ohne, hat hierzulande eine Freigabe ab 16 Jahren.
Warum „M3GAN“ von einer potenziellen R-Freigabe auf PG-13 getrimmt wurde, ist schnell erklärt: Mehr Reichweite gleich mehr Einnahmen. Und der Plan ging auf, das bestätigt Paul Dergarabedian des Markforschungsunternehmens Comscore (via The Hollywood Reporter). In den USA und in einigen weiteren Ländern ist der neue Film der Horror-Größen James Wan („Conjuring – Die Heimsuchung“) und Jason Blum („Get Out“) bereits gestartet, konnte am Startwochenende satte 45 Millionen US-Dollar einspielen. Damit hat der Film bereits alle Erwartungen übertroffen und sein Budget von 12 Millionen US-Dollar schon jetzt locker wieder reingeholt.
Mehr noch: Laut dem Markforschungsunternehmen soll das US-Publikum am Startwochenende zu 54 Prozent aus Frauen bestanden haben, während 77 Prozent davon zwischen 13 und 34 Jahren alt sein sollen. Daraus lässt sich zum einen ableiten, dass weibliche Kinofans vor allem für das Horror-Genre von Bedeutung sind, was an sich bekannt sein dürfte, zum anderen dürfte der Plan von Universal aufgegangen sein, „M3GAN“ auch einem jüngeren Publikum zugänglich zu machen.
Denn als der Trailer veröffentlicht wurde, reagierte ein ganz spezifisches Klientel auf einen ganz spezifischen Ausschnitt darin: auf die unheimlich-irritierende Tanz-Szene des Killerandroiden. Dieser Ausschnitt ging geradezu viral – und zwar auf der Plattform TikTok, die in erster Linie von jungen Leuten genutzt wird. Zahllose Clips, in denen Fans M3GAN nacheiferten, überfluteten nicht nur die sozialen Netzwerke, sie deuteten zugleich auf das riesige Kassenpotenzial. Immerhin wurde auch der Netflix-Überhit „Squid Game“ durch TikTok-Clips mächtig an die ewige Spitze befeuert:
Den unheimlichen Tanz könnt ihr euch auch im Teaser-Trailer im Video ansehen.
Das könnte der Erfolg von „M3GAN“ für weitere Horrorproduktionen bedeuten
Wann genau die Entscheidung getroffen wurde, „M3GAN“ durch Nachdrehs jugendfrei zu gestalten, ist nicht exakt bekannt. Laut Regisseur Gerard Johnstone wurde aber erst „im Nachhinein“ entschieden, die Kinofassung zu entschärfen, also nach den Dreharbeiten und während der Post-Produktion (via Insider). Allerdings deutet der Filmemacher zudem an, dass die ursprüngliche Fassung ohnehin nur knapp an der PG-13-Freigabe vorbeigeschrammt wäre.
Der erste Teaser-Trailer wurde Anfang Oktober 2022 veröffentlicht, gerade einmal knapp zwei Monate nach dem Ende der Dreharbeiten in Neuseeland. Die US-Altersfreigabe PG-13 erteilte die dafür zuständige Motion Picture Association of America (MPAA) Anfang November 2022. Es ist also durchaus denkbar, dass die Entscheidung für die Nachdrehs direkt oder indirekt durch die virale Tanz-Szene des Killerandroiden beeinflusst wurde.
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Eventuell fiel sie bereits vor dem ersten Teaser-Trailer, denn Schauspielerin Allison Williams ließ im Interview mit The Hollywood Reporter wissen, dass es die Marketing-Expert*innen von Universal waren, die dafür plädiert hatten, diese Tanz-Szene im Teaser-Trailer zu behalten:
„Als wir die erste Schnittfassung des Trailers sahen, haben wir alle hin und her überlegt, ob wir den Tanz im Trailer zeigen oder ihn als Überraschung im Film behalten sollten. Und Junge, die Marketing-Abteilung von Universal hatte Recht damit, sie im Trailer zu zeigen, denn sie hat einfach geholfen, ehrlich gesagt. Ich glaube nicht, dass es etwas anderes im Trailer gab, das schneller vermittelt hat, wer sie ist…“
Entweder hat der Teaser-Trailer die Verantwortlichen dazu bewogen, den Film für ein jüngeres TikTok-Publikum anzupassen oder dieser sollte sie in ihrer bereits gefassten Entscheidung bestätigen. Was sich definitiv sagen lässt, ist, dass Hollywood durch „M3GAN“ den familientauglichen PG-13-Horror wiederentdecken könnte, nachdem das Genre zuletzt Ableger der härteren Gangart erhalten hatte. Könnten die Studios damit zur Unart der DVD-Ära zurückkehren, eine Unrated-Fassung erst zum Heimkinostart zu veröffentlichen? Es wäre zu befürchten.
Nicht nur M3GAN ging über Leichen. Doch wie gut kennt ihr euch mit den Serienkiller*innen der Filmgeschichte aus? Testet euch: