Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste: Pointierte Betrachtung über das Männerdominierte Filmbusiness, in dem sich Selbstversuch und Satire verbindet.
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Handlung und Hintergrund
Die Regisseurin Isabell Suba wird mit einem Kurzfilm auf die Filmfestspiele in Cannes eingeladen. Schon die Anreise gestaltet sich durchaus problematisch und auch nach ihrer Ankunft muss Suba feststellen, dass sie nicht unbedingt auf gleicher Wellenlänge mit ihrem Produzenten Matthias Weidenhöfer liegt. Obwohl Suba eigentlich Interessenten für ihr nächstes Filmprojekt gewinnen wollte, verbringt sie die meiste Zeit in Cannes damit, mit Weidenhöfer zu diskutieren.
Besetzung und Crew
Regisseur
Isabell Suba
Produzent
Matthias Weidenhöfer
Darsteller
Anne Haug,
Matthias Weidenhöfer,
Eva Bay,
Katharina Kowalewski,
Julia Glasewald,
Elmira Rafizadeh
Drehbuch
Isabell Suba,
Lisa Glock
Musik
Hector Marroquin
Kamera
Johannes Louis
Schnitt
Clemens Walter
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Gleich zwei aktuelle Werke beschäftigen sich in einer Mischung aus Spielfilm und Dokumentation bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes mit dem Kino zwischen Kunst und Glamour, wobei sich beide Produktionen um die Finanzierung eines offenbar fiktiven Projekts drehen. In "Verführt und Verlassen" wollen Regisseur James Toback und Schauspieler Alex Baldwin ein obskures Remake von "Der letzte Tango in Paris" an den Mann bringen, wobei sie einen überbordenden Blick auf die Geschichte und Entwicklung des Festivals sowie des Arthouse-Kinos in den letzten Jahrzehnten werfen. Vom Etat dieser HBO-Produktion kann Isabell Suba vermutlich nur träumen, deren Ansatz bei "Männer zeigen Filme und Frauen ihre Brüste" ein ganz anderer war.
Ebenso wie Alec Baldwin reiste die Nachwuchsregisseurin zum ersten Mal nach Cannes. Allerdings nahm Schauspielerin Anne Haug ihre Identität an, so dass diese als "Isabell Suba" sogar nach der Vorführung des eingeladenen Films "Chicas XX Mujer" vor die Leinwand tritt und Fragen beantwortet. Die wahre Filmemacherin akkreditierte sich unter falschem Namen als Journalistin und dokumentierte in Guerillamanier an fünf Drehtagen den Festivaltrubel. Haugs Sparringspartner, der fiktive Produzent David Wendlandt (wohl eine Verbeugung vor dem legendären Finanzier Horst Wendlandt), verkörpert der echte Produzent Matthias Weidenhöfer. Zwar wird diese Maskerade dem Zuschauer erst vor dem Nachspann enthüllt, doch angesichts der Darstellernamen im Vorspann liegt der Schluss einer fiktiven Geschichte nahe.
Auch bei Isabel Suba gibt es mit dem Auftauchen von Agnès Varda oder Leos Carax bei seiner "Holy Motors"-Premiere ein wenig Cannes-Glitzerwelt zu bestaunen. Doch mehr zielen der provokante Titel und die steten Vorwürfe der Protagonistin auf die chauvinistischen Auswahlkriterien des Festivals ab. Eine Resolution von Filmemacherinnen gegen männliche Dominanz im gleichen Jahr schlug in die gleiche Kerbe. Allerdings wirkt die Protagonistin mit ihrem Insistieren auf feministische Parolen recht enervierend, während ihr Gegenüber mit Machosprüchen kontert, so dass beide bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit in Streit ausbrechen.
Während das Duo als selbstreferenzielle Anspielung anfangs über "Buddy Movies" diskutiert, folgt Subas Langfilmdebüt ganz den Regeln der Beziehungskomödie: Zunächst stecken die Charaktere fest im Chaos und stoßen ständig die Köpfe aneinander, um sich im Finale schließlich wieder zu versöhnen. Dabei erscheinen die stärker dokumentarisch angelegten Sequenzen amüsanter denn jene Handlungsstrecken, die offensichtlich einer festgesteckten Dramaturgie folgen. Das gegenseitige Balzen um die Aufmerksamkeit eines Bikini-Starlets am Hotelpool fiel ebenso erhellend aus wie das scheinbar vergebliche Pitchen des neuen Drehbuchs "Dear Sheriff" mit einer befreundeten Redakteurin auf dem Arte-Schiff.
Dass die Filmemacherin als eine der wenigen Vertreterinnen des hiesigen Films in Cannes nicht zum deutschen Empfang zugelassen wird, nimmt man "Männer zeigen Filme und Frauen ihre Brüste" allerdings nicht ab. Vielmehr dient dieses Plotelement dazu, die Anhäufung kleiner Katastrophen komplett zu machen. Als Spiel mit Schein und Wirklichkeit gelingen Isabell Suba einige interessante Ansätze, aber dramaturgisch wirkt ihre Geschichte nicht immer rund.
Fazit: "Männer zeigen Filme und Frauen ihre Brüste" prangert anhand eines Besuchs bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes ein männlich dominiertes Filmgeschäft an, kommt neben amüsanten Momenten aber nicht ohne Klischees aus.