Auch der zweite Männerherzen-Film ist lustig. Weil alle Figuren aus dem ersten Teil wieder dabei sind, weil sie nicht lassen von ihren Missgeschicken, Missverständnissen, von Krise, Hoffnung und Wahnsinn. Philip mit Biofastfoodladen, Freundin und Zwillingen; Günther mit Freundin, deren Sohn und Männlichkeitsproblemen; Niklas ohne Freundin, aber mit Liebeskummer; Hans-Jürgen a.k.a. Jerome ohne Freundin bei seinen Eltern; Bruce Berger ganz mit sich selbst ihre Geschichten sind kunstvoll miteinander verflochten und gehen flott ineinander über. Was Regisseur Simon Verhoeven tunlichst vermeidet, ist der Fehler des Hangover-Teams: Dort bedeutete der zweite Teil völliger Stillstand ohne jeden Fortschritt, eine reine Wiederholung. Bei den Männerherzen gehen die Geschichten weiter, setzen sich fort, wachsen und wuchern.
Das bringt immerhin den großspurigen Untertitel von der ganz ganz großen Liebe mit sich und ein paar schöne Preziosen: völlig verrückte Maria-Fans, die die Soap-Darstellerin, in die sich Philip schon im ersten Teil verguckt hat, anhimmeln: Eternal Love Forever!; Philips Spacebook-Dates, die allesamt bekloppt sind; Bruces Entdeckung des Internets; einen paranoiden, stalkerhassenden Kommissar; einen erotischen Kopfmassagestab; oder die Segnungen eines Wurstbrots zur rechten Zeit und den Fluch des DVD-Abends mit gewissen Befruchtungserwartungen. Es ist auch von Verhoeven ganz geschickt gemacht, Gags zu formulieren und Witz zu generieren durch rückwirkendes Erzählen: Im Nachhinein wird in Rückblenden die Absurdität, in die sich die Figuren in ihrem Alltag hineinsteigern, schlaglichtartig offengelegt.
Trotzdem: Man kommt nicht umhin, mit dem ersten Film zu vergleichen und diesen Teil für zu leicht zu befinden. Nette Stories, nette Situationen, nette Konflikte und nette Komik aber leider bleibt über weite Strecken das Gefühl der Gleichgültigkeit gegenüber den Charakteren. Maxim Mehmets Probleme mit dem Bioladen und mit Jana Pallaske waren schon im ersten Teil eine eher schwächere Episode jetzt hat er nicht einmal mehr einen Gegner, an dem er sich abarbeiten könnte, weil der Gewerbeaufsichtsbeamte Günther jetzt ein guter Freund ist. Der auch vor allem mit sich selbst beschäftigt ist, bzw. mit den Erwartungen an die eigene nicht vorhandene Männlichkeit, mit der Suche nach dem Tiger in sich, um die Freundin Nadja Uhl zu befriedigen deren Ex ihn immerhin im ersten Teil den Krokodilen vorgeworfen hat. Til Schweiger auf dem Land hat über eine zu weite Strecke gar nichts zu tun, bis er sich in eine Nachbarbäuerin Mina Tander neu im Ensemble verliebt und Bruce auftaucht diesmal als richtiger Freund, ohne die Ambivalenz des ersten Teils innerhalb der verlogenen und ausbeuterischen Welt der Schlagerkarriere. Florian David Fitz trauert seiner Maria nach, das immerhin ist eine stetige dramaturgische Entwicklung im Lauf dieses Films, wie er sich so um sie bemüht und sich dabei immer mehr in die Kacke reitet, weil er jedesmal wie ein irrer Psychopath erscheint. Leider ist dieser Plot gedoppelt in der Mutter von Til, die diesen für schwul hält
Wotan Wilke Möhring im Gefängnis übrigens hat nicht zu tun als an seinen Sohn zu denken.
Wo im ersten Teil die Dynamik des Films in der Dynamik der personellen Verwirrungen, ihrer Wechselbeziehungen und Konflikte lag, da sind jetzt alle vornehmlich mit sich selbst beschäftigt und für den anderen im Männerbund über den Strang der eigenen Episode hinaus vor allem Stichwortgeber oder Tröster. Und da kann eben auch Bruce nicht mehr hervorstechen, der Schlagerfuzzi, der sich schon immer nur um sich selbst gekümmert hat, ohne es zu merken. Das hatte hohe Fallhöhe, wenn er die anderen genervt hat mit seinem Getue, ohne etwas dafür zu können. Nun ist er einer von vielen, ein netter Typ, nicht mehr der oberdurchgeknallte, weil er in Kontakt tritt, mit dem Ensemble und mit der Webgemeinde. Das ist zwar witzig immerhin erkennt er schnell, dass das Internet sich in Zukunft vielleicht doch durchsetzen wird , aber es reicht kaum für komischen Gegensatz. Klar: Ihm gehören die besten Szenen, wie schon in Teil 1, auf ihn kann man sich freuen. Aber: Aus dem herzerweichenden Schlager Alle Kinder dieser Erde, den im ersten Teil nur er wichtig und relevant fand, ist der Hiphop-Pop-Quatsch Positive Energy geworden, und man wird das Gefühl nicht los, dass diese Message trotz parodistischer Tendenz und beklopptem Musikvideo doch ein bisschen zu ernst gemeint ist von den Filmemachern, den Darstellern, dem Film.
Fazit: Männerherzen-Geschichten gehen weiter doch ist dieser zweite Teil nicht so witzig, nicht so schwungvoll wie der höchst erfolgreiche Vorgänger.