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Les garçons et Guillaume, à table: Komödie um einen Mann mittleren Alters, der noch bei seinen Eltern lebt und sich als Frau fühlt.

Handlung und Hintergrund

„Die Jungs und Guillaume zu Tisch“ ruft die Mutter all abendlich. Da sie sich ein Mädchen gewünscht hatte, wird Guillaume weiblich erzogen und von Familie und Freunden schnell als schwul betrachtet, zumal er gerne in Frauenkleider schlüpft und in „männlichen“ Sportarten versagt. Nur der Vater versucht, aus seinem Sohn ein richtiges Mannsbild zu machen. Erst mit 30 Jahren und nach langer und schwieriger Suche nach der eigenen Sexualität und Identität überrascht Guillaume seine Umgebung mit dem Bekenntnis zur Heterosexualität.

„Die Jungs und Guillaume zu Tisch“ ruft die Mutter allabendlich. Da sie sich ein Mädchen gewünscht hatte, wird Guillaume weiblich erzogen und von Familie und Freunden schnell als schwul betrachtet, zumal er gerne in Frauenkleider schlüpft und in „männlichen“ Sportarten versagt. Nur der Vater versucht, aus seinem Sohn ein richtiges Mannsbild zu machen. Erst mit 30 Jahren und nach langer und schwieriger Suche nach der eigenen Sexualität und Identität überrascht Guillaume seine Umgebung mit dem Bekenntnis zur Heterosexualität.

Guillaume wurde wie ein Mädchen erzogen, trägt Frauenkleider und wird als schwul erachtet, obwohl er sich nicht so fühlt. Mit fünf Césars ausgezeichnete Komödie nach einem erfolgreichen Ein-Personen-Theaterstück.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Guillaume Gallienne
Produzent
  • Edouard Weil,
  • Cyril Colbeau-Justin,
  • Jean-Baptiste Dupont
Darsteller
  • Guillaume Gallienne,
  • André Marcon,
  • Françoise Fabian,
  • Diane Kruger,
  • Nanou Garcia,
  • Reda Kateb,
  • Götz Otto,
  • Brigitte Catillon,
  • Carol Brenner,
  • Charlie Anson
Drehbuch
  • Guillaume Gallienne
Musik
  • Marie-Jeanne Serero
Kamera
  • Glynn Speeckaert
Schnitt
  • Valérie Deseine
Casting
  • Nathalie Cheron

Kritikerrezensionen

    1. Zwar steht Guillaume Gallienne schon seit Beginn der Neunziger zumeist in Nebenrollen vor der Kamera. Doch erst im letzten Jahr entwickelte sich das Mitglied der "Comédie Francaise" zum Shooting Star. Mit seiner Rolle als rechte Hand des berühmten Modeschöpfers "Yves St. Laurent" und der eigenen Verfilmung seines autobiografischen Bühnestücks "Jungs und Guillaume, zu Tisch!", so der Originaltitel, sorgte der Schauspieler für Aufsehen. Beide Filme reüssierten an der französischen Kinokasse, wobei "Maman und ich" überraschenderweise sogar mit fünf Césars gekrönt wurde.

      Als langer Monolog angelegt, analysiert Gallienne in der Adaption ironisch seine problematische Kindheit und Jugend. Zugleich verkörpert er noch seine Mutter als mondäne, stets lesende Matrone, die ihren "unmaskulinen" Knaben wie ein Mädchen behandelt. Mit einem Prolog zwischen Umkleideraum und Bühnenbretter verleugnet der Stoff seine Herkunft nicht und kehrt im Verlauf mehrfach dorthin zurück. Doch schnell lässt die einfallsreich umgesetzte One-Man-Show ihren Theaterursprung hinter sich und springt munter durch die Zeiten, Traumsequenzen und internationalen Schauplätze, stets begleitet durch Guillaumes Off-Kommentar. Die Reise führt vom englischen Internat über eine andalusische Urlaubsreise bis zum bayrischen Kuraufenthalt, wobei nationale Klischees sowohl übernommen als auch persifliert werden.

      Hintergründig und mit beißendem Witz kritisiert Gallienne vorgeprägte Gender-, Identitäts- und Sexualitätsaspekte. Er hinterfragt den Anlass, gewisse Attribute stets dem männlichen und weiblichen Geschlecht zuordnen zu wollen. Seiner energischen Mutter attestiert er die gleiche Angst vor dem Loslassen, die sie ihrem Sohn oktroyiert. Letztlich wird sie von der Furcht angetrieben, der behütete Filius könnte andere Frauen mehr lieben als sie selbst. Humorvoll peppt Gallienne die Nabelschau mit Seitenhieben auf die "Sissi"-Filme, Norman Bates und seine Mutter, Julio Iglesias-Songs oder König Ludwig und seine Protzkultur auf.

      Angesichts der Sprachdifferenzen musste bei der Synchronisation einiges auf der Strecke bleiben. Schon allein in der Deutschlandsequenz mit Götz Otto als rabiater Masseur wechseln die Dialoge zwischen Französisch, Englisch und Deutsch.. Das Zusammentreffen mit Diane Kruger, was mit einer unliebsamen Analspülung endet, gehört zu den wenigen Stellen, in denen Gallienne kräftig in die Klamaukkiste greift. Ohnehin lassen gegen Ende das rasante Erzähltempo und der Witz etwas nach. Trotzdem gehört "Maman und ich" dank dem wandlungsfähigen Hauptdarsteller zu den originellsten französischen Komödien, selbst wenn die Preisflut etwas übertrieben scheint.

      Fazit: "Maman und ich" glänzt als bissige Komödie über die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens und der sexuellen Identitätsbestimmung, wobei das hohe Tempo nicht gänzlich durchgehalten wird.
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    2. Maman und ich: Komödie um einen Mann mittleren Alters, der noch bei seinen Eltern lebt und sich als Frau fühlt.

      One-Man-Show von und mit Guillaume Gallienne, der ein witziges Coming Out als Heterosexueller feiert.

      Wenn der sympathische Wuschelkopf in Frauenklamotten schlüpft und in der Schule bei „männlichen“ Sportarten versagt, halten ihn Familie und Freunde für ein Mädchen und die Mutter ruft abends wie selbstverständlich „Les Garçons et Guillaume, à table“ (so auch der französische Originaltitel). Dabei weiß der Zartgliedrige noch nicht genau, wo die Reise emotional und sexuell hingeht. Beim grazilen Flamencotanz in Spanien glaubt nun auch der Letzte felsenfest, der Junge ist homosexuell. Nur der Vater versucht weiterhin, aus seinem Sohn einen richtigen Mann zu machen, auch wenn er den Knaben als Kaiserin Sissi kostümiert erwischt.

      Bisher ist Guillaume Gallienne, Mitglied der Comédie Française, in Deutschland noch nicht bekannt. Das könnte sich aber mit dieser selbstironischen Parodie ändern. Basierend auf seinem eigenen Theaterstück erzählt er in seinem autobiografisch angehauchten Regiedebüt von der Verehrung zur und der Abhängigkeit von der Mutter, die sich nach zwei Jungs ein Mädchen gewünscht hätte und ihn unbewusst in die weibliche Rolle drängt.

      In kleinen und oft skurrilen Szenen erzählt Gallienne von seinen Lebenserfahrungen auf dem Weg zum Outing als Heterosexueller im Alter von 30 Jahren, zeigt immer wieder durch Rückblenden in die Pubertät den Spott der Anderen, die Einsamkeit eines Außenseiters - aber ohne Selbstmitleid oder Larmoyanz. Phänomenal ist, wie er bei der Suche nach Identität und Sexualität nicht nur den Jungen mimt, sondern auch die Mutter unter einer Schicht von Makeup, schwerer Perücke und dicker Brille, und unterstreicht damit die diffizile, von Zärtlichkeit und Härte geprägte Beziehung. Immer wieder steht er wie im Theater vor dem Publikum und spricht dieses direkt an.

      Beim Spiel mit Vorurteilen und Stereotypen und einigen derben Niederungen (Diane Kruger als Krankenschwester in einem bayerischen Kurhotel, die ihm einen Einlauf verpasst), schwingt er sich immer wieder zu großer Eleganz auf. Galliennes One-Man-Show, ausgezeichnet mit fünf Césars, darunter den für den Besten Film und den Besten Erstlingsfilm, bringt zum Lachen und erinnert gleichzeitig auch an die Verletzungen und kleinen Dramen der Vergangenheit. Unter der humorvollen Oberfläche weist diese lebendige und warmherzige Komödie beißend auf die subtile Homophobie in der Gesellschaft hin und stellt die Frage, was Männlichkeit heute eigentlich ausmacht. mk.
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      1. Charmante Selbstfindungskomödie mit einem wunderbaren Hauptdarsteller, der sich als Regisseur jedoch manchmal etwas im Ton vergreift.
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        1. Immer, wenn die Mutter ihre drei Kinder zum Essen rief, hieß es: „Die Jungs und Guillaume, bitte zu Tisch!“ Denn für sie war Guillaume nie ein Junge, sondern irgendwie auch die Tochter, die sie nie hatte. Guillaume führte sich auf wie ein Mädchen, sprach wie eines, war anhänglich und sehr sensibel. Also musste er natürlich schwul sein. Für Guillaume ist das bis heute problematisch. Denn nicht nur ist er nicht schwul, sondern er will endgültig beweisen, dass in ihm ein wahrer Mann steckt. Mit allem, was dazugehört. Aus den Erinnerungen seines eigenen Lebens hat der französische Komiker Guillaume Gallienne ein Bühnenstück gezaubert, welches er nun, quasi in Personalunion, auf die Leinwand überträgt. Denn nicht nur ist Gallienne Regisseur und Autor, er spielt auch beide Hauptrollen, Sohn und Mutter! Als „Muttersöhnchen“ stolpert Guillaume mit einer solch liebenswürdigen Naivität und Unschuld durch seine manchmal sehr skurrilen Begegnungen auf der Suche nach dem Mann in sich, dass man ihn am liebsten beschützen möchte. Und als dominierende „Maman“ zeichnet er auf subtil-ironische Weise eine Mutterfigur, die sich hinter ihrer Fassade aus Arroganz und Dominanz versteckt, um ihre Angst vor dem Verlust ihres Lieblingssohnes zu verbergen. Die einzelnen Ereignisse erzählt Gallienne auf einer Theaterbühne und präsentiert so dem Publikum - und damit auch dem Zuschauer - seine Erinnerungen. In dieser reduzierten Form erinnert sein Film im besten Sinne an frühe Werke von Woody Allen und besticht durch seine herrlich ironische Reflexion der eigenen Biografie. MAMAN UND ICH ist grandiose französische Unterhaltung: Manchmal herrlich schräg und schrill, doch immer auch liebevoll und warmherzig. Ein Geniestreich!

          Jurybegründung:

          Eine Komödie mit besonderem Gehalt, einem großartigen Hauptdarsteller in zwei tragenden Rollen und einem immer aktuellen Thema: der Suche nach der sexuellen Identität.
          Der Originaltitel des Films „Les garcons et Guillaume, à table“ weist deutlicher aufs Thema hin, als seine deutsche Übersetzung. Denn Guillaume Gallienne wurde immer genau so zu Tisch gerufen, er war zwar ein Junge, hatte aber den Wunsch seiner Mutter nach einer Tochter so nachhaltig in sich aufgenommen, dass er viele Jahre seines Lebens von seiner Familie für homosexuell gehalten wurde, begleitet von zahlreichen Therapieversuchen und vielen Missverständnissen. Nach der erfolgreichen Bühnenshow gleichen Titels hat Gallienne nun als Regisseur und in zwei Rollen, als er selbst und der seiner Mutter, einen ebenso unterhaltsamen wie humorvollen und dennoch tiefgehenden Film geschaffen.

          Seine Rolle in dieser Tragikomödie spielt er nicht, er lebt sie, und nur so ist zu erklären, dass dieser Film wie ein wahres Kunstwerk überzeugt, den Zuschauer mitnimmt in die Welt, wie Gallienne sie als Kind wahrnahm. Seine Mutter, eine dominante und selbstbewusste Frau, wird dabei von ihm selbst durchaus liebevoll dargestellt und um dieser Liebe, die er als Sohn empfindet, den richtigen Ausdruck zu verleihen, bemüht er sich, Mama Freude zu bereiten. So wird er von der Familie alsbald in die homosexuelle Ecke gestellt, was dem Film Gelegenheit gibt, immer wieder von Neuem großartig mit all den Klischees, Vorurteilen und Ängsten zu spielen, die dem Thema innewohnen.
          Symbolische Szenen fehlen ebenso wenig wie gängige, in vielen Filmen zitierte Eindeutigkeiten.
          Gallienne findet wunderbare Vergleiche, die belegen, wie schwer es sein kann, aus der einmal zugedachten Identität auszubrechen und sich selbst zu finden.
          So schafft es der Film mit teilweise todtraurigen Feststellungen den Zuschauer trotzdem zum Lachen oder wenigstens zum Schmunzeln zu bringen. Die Suche nach seiner sexuellen und damit menschlichen Identität führt Gallienne immer wieder zu neuen Höhepunkten der menschlichen Komödie. Die großartige schauspielerische Leistung, Regie und Kameraarbeit fesseln durch unerwartete Ideen.
          In einem emotionalen Monolog, seinem coming out als Hetero richtet er sich an seine Mutter und erklärt ihr seine ewige Sohnesliebe mit so einfühlsamen Worten, dass neben der Komik des Moments auch die Tragik seiner Kindheit deutlich wird. Ein Film, der mit seiner besonderen Thematik eine wichtige Position einnimmt, mit seiner genialen filmischen Ausdrucksform sein Thema ernsthaft und komisch beschreibt, sein Publikum emotional abholt.

          Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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