Tom, Sebastian und Paul sind im Mansfelder Land zuhause, einem kargen Landstrich in Sachsen-Anhalt. Früher wurde hier Bergbau betrieben, nun aber sind viele Leute arbeitslos und ohne gute Zukunftsaussichten. Doch jedes Jahr zu Pfingsten feiern die Mansfelder ein großes traditionelles Fest. Dabei werden die Geister des Winters vertrieben. Und die Hauptrolle übernehmen immer die Kinder. Der Dokumentarfilmer Mario Schneider hat drei sehr unterschiedliche Familien über einen längeren Zeitraum in ihrem Alltag und bei ihrer Vorbereitung auf das große Ereignis an Pfingsten begleitet. Dabei gelingt es ihm, den Kindern wirklich nahezukommen, ihre Ängste und Sorgen genauso zu zeigen wie auch ihre kindliche Freude am Leben. Große Themen wie Glaube oder die Liebe zu den Eltern werden ganz subtil gestreift, ohne dass alles auserzählt wird. Ein beeindruckendes und authentisches Stimmungsbild einer Region in Deutschland. Und gleichzeitig ein berührender Blick auf Kinder, die langsam in die Welt der Erwachsenen hineinfinden.
Jurybegründung:
In diesem beeindruckenden Dokumentarfilm wird genau hingesehen. Auf drei Söhne aus Familien, die sehr unterschiedlich sind, was man am Anfang des Films schon an den Leistungen der Jungen in der Schule und in der Unterstützung der Eltern bei den Schularbeiten erkennen kann.
Der Film besteht zu einem großen Teil aus solchen Familienszenen, in denen man einen guten Eindruck davon bekommt, wie diese drei Jungen mit ihren Familien leben. Prägend dafür ist auch ihr Lebensumfeld: ein kleines Dorf im Mansfelder Land, das nach dem Niedergang des Bergbaus in eine Art Dornröschenschlaf verfallen ist. Hier passiert nicht viel, und umso wichtiger ist es für die Dorfgemeinschaft, dass hier jedes Jahr zur Pfingstzeit ein archaischer, im Grunde heidnischer, Brauch gepflegt wird. Die drei kindlichen Protagonisten spielen wichtige Rollen in diesem Ritual, und im Laufe des Films sieht man sie immer wieder für diesen einen Anlass üben. Denn sie müssen möglichst energisch und laut ihre Peitschen knallen lassen, wenn sie als Verkörperungen des Frühlings den Winter aus dem Ort vertreiben. Dieser wird durch ein paar dunkel und bizarr verkleidete Männer symbolisiert, die sich im Schlamm suhlen und sich an alles klammern (unter anderem auch an die Beine der Jungen), bevor sie durch die knallenden Peitschen aus dem Ort vertrieben werden. Historische Schwarzweißaufnahmen von diesem Fest wurde an verschiedenen Stellen in den Film montiert. Bei den Bildern des aktuellen Festes, das als großes Finale gebührend zelebriert wird, wird das ethnologische Interesse der Filmemacher deutlich. Die Jury war beeindruckt davon, welche Nähe die Jungen und ihre Familien für die Aufnahmen zugelassen haben. Man spürt das Zutrauen der Menschen zum Filmteam und so wurden einige erstaunlich intime Momente möglich, wenn etwa einer der Väter seinem Sohn seine Zuneigung zeigt. Die Filmemacher waren so klug, sich ganz auf die Stärke ihrer Bilder zu verlassen und deshalb auf einen Kommentar zu verzichten. Auch die eher assoziative Dramaturgie zwingt den Zuschauer dazu, genau hinzusehen. In den Nuancen und Details wird eindrucksvoll gezeigt, wie diese drei Jungen durch ihre Sozialisation geprägt werden. Und wenn sie dann mit ihren Peitschen knallen, kennt man sie so gut, dass man nachvollziehen kann, was dieser Moment für sie bedeutet.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)