Marco W. - 247 Tage im türkischen Gefängnis: Verfilmung der Geschichte von Marco Weiss, der acht Monate in einem türkischen Gefängnis verbrachte, weil er angeblich eine minderjährige Engländerin vergewaltigte.
Handlung und Hintergrund
Marco W. hat gemeinsam mit seinen Eltern einen unbeschwerten Urlaub an der türkischen Riviera genossen. Doch kurz vor der Abreise geschieht das Unfassbare. Der 17-Jährige wird am letzten Urlaubstag verhaftet. Er soll eine minderjährige Britin vergewaltigt haben. Marco W. muss ins Gefängnis. Immer wieder steht er vor Gericht, immer wieder wird ein Urteil vertagt. Erst nach 247 zermürbenden Tagen, die Marco unter menschenunwürdigen Bedingungen in einem türkischen Gefängnis verbringt, darf er wieder nach Deutschland und zu seiner Familie zurück.
Besetzung und Crew
Regisseur
Produzent
- Ica Souvignier,
- Michael Souvignier,
- Dominik Frankowski
Darsteller
- Vladimir Burlakov,
- Veronica Ferres,
- Herbert Knaup,
- Luk Pfaff,
- David A. Hamade,
- Radik Golovkov,
- Bülent Sharif,
- Sophie Debattista,
- Ulas Kilic,
- Dimitri Bilov,
- Oktay Khan
Drehbuch
Musik
Kamera
Schnitt
Casting
Kritikerrezensionen
Marco W. - 247 Tage im türkischen Gefängnis Kritik
Marco W. - 247 Tage im türkischen Gefängnis: Verfilmung der Geschichte von Marco Weiss, der acht Monate in einem türkischen Gefängnis verbrachte, weil er angeblich eine minderjährige Engländerin vergewaltigte.
Die Schlagzeilen sind noch gut in Erinnerung: Acht Monate schmorte ein junger Deutscher in türkischen Gefängnissen, weil er angeblich eine minderjährige Engländerin vergewaltigt haben sollte. Sat.1 und Zeitsprung haben aus Marcos Erlebnissen einen sehenswerten Film gemacht.
Das Drehbuch von Johannes Betz („Der Tunnel“, „Hindenburg“) hält sich eng an die Vorlage, in der Marco Weiss seine Haft beschrieben hat. Unter der Regie von Oliver Dommenget ist ein Film entstanden, der mit einem erstaunlich niedrigen Kolportage-Anteil auskommt, auch wenn die Inszenierung der Haftbedingungen lebhaft an den ganz ähnlichen Sat.1- Zweiteiler „Für immer verloren“ (2003) erinnert. Auch Marcos Geschichte hätte den üblichen Rahmen gesprengt. Die Länge von 110 Minuten ist völlig angemessen. Obwohl nach dem Prolog im Grunde nicht mehr viel passiert, vermeiden Buch und Regie jeden Leerlauf. Der Film konzentriert sich im Wesentlichen auf drei Schauplätze: das Gefängnis, den Gerichtssaal und das Haus von Familie Weiss, wobei die Knastszenen naturgemäß am bedrückendsten sind. Bei der Bildgestaltung haben Dommenget und sein Kameramann Georgij Pestov konsequent auf alles verzichtet, was Marcos Aufenthalt in dieser Vorhölle auch nur im geringsten menschenwürdig erscheinen lassen könnte. Die Aufnahmen sind kühl und düster, Farben fehlen fast völlig, Gemäuer und Einrichtung sind völlig runtergekommen, die hygienischen Zustände katastrophal und die Mitgefangenen Schwerverbrecher, denen man nicht auf einer einsamen Straße begegnen möchte. Gefühle zeigt einzig Abdullah (Bülent Sharif), der später prompt der Homosexualität bezichtigt und furchtbar verprügelt wird; ein offenbar unverzichtbares Versatzstück des modernen Gefängnisfilms. Immerhin gibt es keine Vergewaltigung. Veronica Ferres und Herbert Knaup spielen die Eltern routiniert und verkörpern ihre Hilflosigkeit und Verzweiflung überzeugend verkörpern. Herausragend ist die Leistung des jungen Vladimir Burlakov. Gerade in den diffizilen gefühlvollen Szenen, die bei übertriebener Interpretation leicht ins Kitschige abgleiten können, wirkt Burlakov erstaunlich souverän. Er knüpft damit nahtlos an die Leistung in Dominik Grafs Serie „Im Angesicht des Verbrechens“ sowie vor allem seine Verkörperung des deutschrussischen Mafioso in dem Drama „Schurkenstück“ an. Enorm zur Authentizität des Films trägt auch die Fremdsprachlichkeit bei. Während in öffentlich-rechtlichen Auslandsgeschichten grundsätzlich alle Einheimischen fließend deutsch sprechen, wirkt die Rechtsprechung der türkischen Justiz erst recht willkürlich und ignorant, weil Familie Weiss kein Wort versteht. Nur so kann Betz auch auf einen Übersetzungsfehler in der ersten Anhörung hinweisen, der für den weiteren Verlauf der Anklage fatale Folgen hatte. tpg.
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