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Marie Brand und das Erbe der Olga Lenau: In diesem sehenswerten Krimi aus Köln führt die Spur 30 Jahre zurück in die Zeit der Hausbesetzungen.

Handlung und Hintergrund

Die junge Künstlerin Hannah Lenau zeigt auf ihrer ersten Vernissage Collagen, in denen sie Fotos aus der Hausbesetzerszene der 80er Jahre verarbeitet. Die Aufnahmen stammen von ihrer Mutter Olga, einer linken Ikone, auf die die Gäste der Ausstellung allerdings vergeblich warten: Sie wurde aus dem Fenster ihrer Wohnung gestoßen. Der Verdacht fällt auf ihre drei Mitbewohner. Nach einem Einbruch bei Hannah ahnen Marie Brand und Jürgen Simmel, dass die alten Fotos den Schlüssel zur Lösung enthalten.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Florian Kern
Produzent
  • Micha Terjung-Schmidt,
  • Iris Wolfinger,
  • Sabine de Mardt
Darsteller
  • Mariele Millowitsch,
  • Hinnerk Schönemann,
  • Thomas Heinze,
  • Anna Fischer,
  • Peter Davor,
  • Steffi Kühnert,
  • Tobias Langhoff,
  • Joachim Bißmeier,
  • Uwe Preuss,
  • Dagny Dewath,
  • Eva Blum,
  • Julia Doege
Drehbuch
  • Jochen Pahl
Musik
  • Florian Tessloff
Kamera
  • Bernd Fischer
Schnitt
  • Anke Berthold
Casting
  • Iris Baumüller

Kritikerrezensionen

  • Marie Brand und das Erbe der Olga Lenau: In diesem sehenswerten Krimi aus Köln führt die Spur 30 Jahre zurück in die Zeit der Hausbesetzungen.

    Es ist schon beachtlich, wie es den Machern der Krimireihe „Marie Brand“ selbst nach über einem Dutzend Filmen noch gelingt, den beiden ungleichen Hauptfiguren neue Seiten abzugewinnen.

    Auch wenn man es bedauern mag, dass die von Mariele Millowitsch mit einer reizvollen Mischung aus resoluter Rigorosität und einer gewissen Weltfremdheit verkörperte Kölner Kommissarin kaum noch Gelegenheit bekommt, ihr Superhirn unter Beweis zu stellen: Die Kombination mit Hinnerk Schönemann führt zu immer wieder neuen Überraschungen. Im Gegensatz zu den Krimis nach Büchern von Holger Karsten Schmidt (etwa in der Rolle des Privatdetektivs Finn Zehender), bei denen Schönemanns Stärke nicht zuletzt im Dialogwitz liegt, funktioniert die Darstellung von Marie Brands Partner Jürgen Simmel vor allem über die breitbeinige Körpersprache; die für einen Kommissar etwas ausgefallenen Anzüge tun ein Übriges.

    Aber auch die Geschichten zeichnen sich durch eine Originalität aus, die die Filme deutlich von vergleichbaren Reihen unterscheidet. In Zentrum des ersten „Marie Brand“-Drehbuch von Jochen Pahl steht eine Wohngemeinschaft, die als „letzte Kommune“ gilt (wie auch der Arbeitstitel lautete). Die Wohnung gehört Olga Lenau, der Ikone der linken Kölner Szene. Die Frau stürzt jedoch aus dem dritten Stock, und das ausgerechnet an jenem Abend, als ihre Tochter Hannah (Anna Fischer) eine Ausstellung mit Collagen eröffnet, in denen sie Fotos aus der großen Zeit der Hausbesetzungen verarbeitet hat. Rasch steht fest, dass Olga gestoßen worden ist, und weil die drei verbliebenen WG-Mitglieder (Peter Davor, Steffi Kühnert, Tobias Langhoff) aus unterschiedlichsten Gründen nicht gut auf sie zu sprechen waren, sind sie selbstredend alle verdächtig. Quasi der Vollständigkeit halber bringt Pahl auch noch einen Bauunternehmer (Uwe Preuss) ins Spiel, weil Olga unbestechliche Wortführerin einer Bürgerinitiative gegen Gentrifizierung war, aber das ist ein leicht durchschaubares Ablenkungsmanöver. Viel interessanter und letztlich Voraussetzung für die Vielschichtigkeit der Erzählung ist ein Ereignis, das dreißig Jahre zurückliegt. Damals kam bei der Räumung eines besetzten Hauses ein Polizist ums Leben. Die Ermittlungen wurden überraschend schnell eingestellt. Der zuständige Beamte, mittlerweile im Ruhestand (Joachim Bissmeier), ist später Polizeipräsident geworden; dass sich der alte Herr als nicht sonderlich kooperativ erweist, betrachtet Marie Brand selbstredend als Herausforderung.

    Schon allein die Integrierung der Szenen aus den Achtzigern ist Regisseur Florian Kern ausgezeichnet gelungen. Die Aufnahmen von den Auseinandersetzungen zwischen den Hausbesetzern und der Polizei geben dem Film einen ganz eigenen Reiz, zumal sich die dramaturgische Aufgabe dieser Bilder wandelt: Anfangs sind sie historischer Hintergrund und Illustrierung der Ausstellung, aber weil Brand und Simmel nach einem Einbruch bei Hannah und dem Diebstahl der Negative vermuten, dass sich (wie im Klassiker „Blow Up“) irgendwo in den Fotos ein Hinweis auf den Mörder verbirgt, bekommen die Aufnahmen von der Räumung mehr und mehr den Charakter einer Rückblende.

    Sogar die Gestaltung der Ausstellung ist derart interessant, dass sie auch in Wirklichkeit vermutlich viele Besucher hätte, aber trotzdem lebt „Marie Brand und das Erbe der Olga Lenau“ in erster Linie von den Figuren und ihren Darstellern. Die immer offener zutage tretenden Feindseligkeiten zwischen den WG-Mitgliedern sind gut getroffen, aber letztlich sind es die kleinen Momente im Spiel zwischen Millowitsch und Schönemann, die dem Film seine Würze geben. Wie Simmel liebevoll sein Auto streichelt, nachdem er eine Weile lang Brands Kleinwagen fahren musste, ist ebenso wunderbar beiläufig inszeniert wie seine irgendwie stets verunglückt wirkenden Flirtversuche mit den diversen hübschen jungen Frauen, die den Ermittlungsweg kreuzen. tpg.
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