Anzeige
Anzeige

Mary and Max: Eine wunderbar schrullige Animationsphantasie im Geiste von "Wallace & Gromit". Oder eher "Harold & Maude"? Zwischen einem linkischen australischen Vorstadtmädchen und einem zurückgezogenen, introvertierten alten New Yorker Herrn entwickelt sich durch schieren Zufall eine ungewöhnliche (Brief-)Freundschaft.

Erfahre mehr zu unseren Affiliate-Links
Wenn du über diese Links einkaufst, erhalten wir eine Provision, die unsere redaktionelle Arbeit unterstützt. Der Preis für dich bleibt dabei unverändert. Diese Affiliate-Links sind durch ein Symbol gekennzeichnet.  Mehr erfahren.

Handlung und Hintergrund

Die achtjährige Mary Daisy Dinkle (Deutsche Stimme: Gundi Eberhard) lebt im Jahr 1976 in Mount Waverly. Das Mädchen mit der übergroßen Brille fühlt sich einsam in dem kleinen Vorort von Melbourne und hat nur einen einzigen Freund, den Hahn, den sie liebevoll Ethel nennt. Ihre Mutter Vera (Tina Engel) ist Alkoholikerin und kann außerdem ihre Langfinger nicht im Zaum halten. Das Verhältnis zu Vater Noel, der in einer Teebeutelfabrik arbeitet und seine Freizeit mit der Präparierung toter Vögel verbringt, ist leider auch eher distanziert. In der Schule wird sie wegen eines unglücklich platzierten Muttermals auf der Stirn gehänselt. Wenigstens ihr Lieblingsessen, gesüßte Kondensmilch und die Cartoon-Show „The Noblets“ können sie kurzzeitig aus ihrer tristen, grauen Gedankenwelt reißen. Da Mary von ihrem Großvater weiß, dass Babys auf den Böden von Biergläsern gefunden werden, möchte sie nun unbedingt wissen, ob die Neugeborenen in den USA auf dieselbe Weise auf die Welt kommen. Als sie auf dem örtlichen Postamt ein New Yorker Telefonbuch entdeckt, kommt sie auf die Idee, einfach einen Amerikaner zu fragen und wählt per Zufall einen Namen: Max Jerry Horowitz (Helmut Krauss). Der 44-jährige, schwer übergewichtige Max hat ebenfalls kein leichtes Leben, denn er hat das Asperger-Syndrom und kommt in der Gesellschaft von anderen Leuten nicht gut zurecht. Sein bescheidenes Zuhause teilt er mit verschiedenen Haustieren und um sein Defizit an zwischenmenschlicher Interaktion auszugleichen, besucht er wöchentliche Weight-Watchers-Treffen sowie seinen Psychiater. Obwohl Marys Brief bei ihm erstmal eine Panikattacke auslöst, entschließt er sich, dem jungen Mädchen zu antworten. Mit der Zeit entdecken sie immer mehr Gemeinsamkeiten und zwischen den beiden entwickelt sich eine innige Brieffreundschaft.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Adam Elliot
Produzent
  • Mark Gooder,
  • Paul Hardart,
  • Tom Hardart,
  • Bryce Menzies,
  • Jonathan Page,
  • Melanie Coombs
Drehbuch
  • Adam Elliot
Kamera
  • Gerald Thompson
Schnitt
  • Bill Murphy
Casting
  • Brooke Howden

Kritikerrezensionen

    1. Der australische Regisseur und Drehbuchautor Adam Elliot bekam 2004 den Oscar für seinen Animations-Kurzfilm „Harvie Krumpet“. Elliots Spezialität ist die Knetfiguren-Animation, der er auch in „Mary & Max“ treu bleibt. Der ungewöhnliche Briefkontakt zweier Außenseiter, die bei aller Verschiedenheit einige Vorlieben teilen, ist ein humor- und gefühlvolles Loblied auf die Freundschaft. Hervorragendste Merkmale dieses Films sind die beiden Underdog-Figuren, der skurril bis schwarzhumorige Erzählstil und die optische Umsetzung mit sehr wenig Farbe und mit Formen, die nicht unbedingt gefallen wollen.

      Ein männlicher Off-Erzähler begleitet durch die Geschichte, die 1976 in einem australischen Vorort beginnt. Dort lebt das Mädchen Mary, das ein hässliches Muttermal auf der Stirn hat und eine Brille trägt. Die Mutter trinkt, der Vater stopft tote Vögel aus. Mary hat sich alle Spielsachen selbst gebastelt, schwärmt für die kleinen Noblets aus der gleichnamigen TV-Serie und für gezuckerte Kondensmilch. Aber sie hat niemanden, dem sie Fragen stellen kann – bis sie dem fremden Mann aus New York schreibt.

      Der Briefempfänger Max hat Angst, denn sein einziger Freund ist unsichtbar und steht still in der Ecke seines Wohnzimmers. Max schreibt dann aber doch zurück, dass Menschen ihn verwirren, dass er einen Goldfisch und einen Psychiater hat und eine Selbsthilfegruppe für Übergewichtige besucht. Auch Max mit seinen 44 Jahren weiß nur von seiner Mutter, woher die Kinder kommen – nämlich aus Eiern -, und er findet, seine alte Nachbarin Ivy stinkt. Max möchte Marys Freund sein, also beginnt ein reger Austausch, bei dem auch Schokoriegel und ein Fläschchen mit Tränen auf die Reise gehen.

      Allmählich wird der Alltag von Mary und Max bunter und ereignisreicher, und das geht so: Der Glaube versetzt Berge, und sowohl Mary als auch Max beginnen, an sich selbst zu glauben. Endlich nimmt jemand Anteil an ihren Gedanken und Vorlieben, findet gar Gefallen daran. Optisch sieht das so aus, dass in der schwarz-weißen, eigentlich stets grauen Welt von Max nicht mehr nur seine Zunge, sondern auch ein Bommel auf seinem Käppi rot leuchtet. Auf Marys Finger glänzt ein roter Ring und im Haar trägt sie eine rote Spange, als stünde schon der Abschied des Mädchens aus seiner eintönig braunen Umgebung bevor. Das spärliche Rot schärft aber auch den Blick für das Ganze, in dem es viele Konturen und Details zu entdecken gibt.

      Wenn Max und Mary ihre Briefe lesen, ist ihr Gesichtsausdruck liebenswert ungeschützt und bereit für die größten Überraschungen. Dass es sich um Knetfiguren handelt, ist an solchen Stellen, die Zärtlichkeit ausstrahlen, fast vergessen. Dass aus dem dicken Sofahocker und der gehemmten Mary aber nicht gleich strahlende Schönheitskönige werden, dafür sorgen den ganzen Film über Szenen, die Hässlichkeit, Ernüchterung oder auch nur die krude Realität bebildern, gepaart mit einem sehr trockenen Humor. Ist noch von der großen Bedeutung des Goldfischs Henry für Max die Rede, so spült der Mann den toten Fisch schon im WC hinunter. Die Stubenfliegen, die manchmal durch die Zimmer schwirren, oder die nicht mehr frisch aussehende Freiheitsstatue sind nur einige Produkte dieses originellen Humors.

      Fazit: Wenig Farbe und viel Herz: Mit trockenem Humor gewürzte Knetanimation über die Brieffreundschaft zweier Außenseiter.
      Mehr anzeigen
      1. Diese außergewöhnliche Geschichte zweier tragischer Figuren, die über einen Briefkontakt zueinanderfinden und gemeinsam zum ersten Mal Freundschaft erleben, berührt zutiefst. Zum einen ist da in Australien das traurige Mädchen Mary, deren Eltern sie vernachlässigen und die in der Schule gehänselt wird. Zum anderen der vierzigjährige, übergewichtige, depressive Max in New York, der von Marys Briefen immer wieder Panikattacken bekommt. Doch ihre kindlichen Fragen - wie: „Schuldet der Taxifahrer einem Geld, wenn er rückwärts fährt?“ - bewegen ihn zu überraschend tiefsinnigen und gleichzeitig schlicht formulierten philosophischen Gedankenspielen. Ein hinreißender Stop-Trick-Animationsfilm, der in vielfacher Hinsicht Grenzen sprengt. MARY UND MAX ist ein poetisches Kunstwerk über die Höhen und Tiefen von Freundschaft. Ein Film der mit seinen unglaublich vielschichtigen Protagonisten und seiner ganz eigenwilligen, von morbider Schönheit geprägten Ästhetik überzeugt. Bezaubernd skurril und absolut kultverdächtig. Jurybegründung: Hinter diesem Titel MARY & MAX ODER SCHRUMPFEN SCHAFE, WENN ES REGNET… verbirgt sich ein erstaunlicher Film. Wie kann man dessen außergewöhnliche Ästhetik in einem Gutachten angemessen würdigen und auf den Begriff bringen? Der Film ist grotesk, tiefsinnig, traurig-schön - quasi zu schön um wahr zu sein, aber er basiert sogar auf einer wahren Geschichte. Es wird die Brieffreundschaft von zwei benachteiligten Menschen erzählt, die in ihrem Alltag bzw. auf ihrem jeweiligen ‚Gehweg mit Kippen und Rissen‘ und anderen Hindernissen einen großartigen inneren Reichtum anhäufen. Handelt es sich hier um eine Multimedia-Lesung oder um ein Hörbuch, dessen Wirkung mit fantastisch animierten Illustrationen verstärkt wird? Diese nur unzulängliche Umschreibung verriete noch nichts über das eindrucksvolle Filmerlebnis, welches die Zuschauer erwartet. Sicherlich hat schon die Leistung der Sprecher einen hohen Eigenwert, aber das Ganze ist weit mehr als die Summe seiner Teile. Auch die anderen Komponenten sind zu würdigen: Farbgebung, musikalische Untermalung, viele ästhetisch bemerkenswerte Gegenstände und Hintergründe, aber vor allem die animierten Figuren vermitteln eine sonderbare Schönheit. Dabei sind die Protagonisten Max und Mary ziemlich hässlich, dick, ungesund. Mary hat ‚Augen wie schmutzige Pfützen‘. Ihre Mutter ist dem Sherry verfallen, dem ‚Tee für Erwachsene‘, den man ständig kosten müsse, wie sie ihrer Tochter erklärt. Marys Vater heftet in einer Fabrik Fäden an Teebeutel und präpariert in seiner Freizeit tote Vögel, die er von der Landstrasse aufsammelt. Das kleine australische Mädchen fühlt sich einsam, findet Gefallen an dem Namen Earl Grey und träumt von einem Schloss in Schottland. Die poetische Kraft dieser Geschichte kommt unter anderem auch darin zum Ausdruck, dass Mary den ‚Geruch eines nassen Hahns‘ genießen kann. Ihre Präferenzen sind freilich nicht nur auf natürliche, einfache Dinge des Alltags gerichtet, sondern ebenfalls durch Zivilisation geprägt. Symptomatisch zeigt sich dies in ihrer Vorliebe für gezuckerte Kondensmilch und die TV-Trickfilmserie ‚Noblets‘. Diese Vorliebe für Kitsch und Süßigkeiten teilt sie mit Max Jerry Horowitz, dessen Namen sie zufällig in einem Telefonbuch findet und an den sie einen Brief richtet. Max hat psychische Probleme - man kann aber auch sagen: er ist ein Autist mit genialen geheimen Ideen. Er kann die nonverbalen Signale anderer Personen nicht richtig deuten; er kann auch nicht lachen oder weinen - - daher wird Mary für ihn später ihre Tränen spenden. Allerdings kann Max innerlich ‚im Hirn lachen‘. Er betrachtet die Welt zuweilen zynisch. Mit Einstein stimmt er darin überein, dass das Universum und die menschliche Dummheit unendlich sind. Kindheitstraumata machen ihm noch immer zu schaffen. Die Ratschläge seines Psychiaters helfen ebenso wenig wie der ‚unsichtbare Freund‘, den er sich in seiner Einsamkeit erfunden hat. Max hat sich Ziele gestellt, die auf Schokolade und auf eine komplette ‚Noblets‘-Figuren-Sammlung gerichtet sind. Durch einen Lottogewinn werden diese trivialen Ziele erfüllt. Sein primäres Ziel allerdings: einen Freund zu haben, erfüllt sich erst mühsam und langwierig durch den Briefwechsel mit Mary. Die beiden Protagonisten sind einerseits sehr verschieden, andererseits haben sie gemeinsame Vorlieben. Mary wird erwachsen, studiert, schreibt ein Buch über Max und dessen Aspergersyndrom… - und es kommt zum Bruch der Freundschaft. Tragische Ereignisse sorgen für Dramatik. Dem Film gelingt es, viele traurige Wahrheiten zu verkünden. Es geht um ‚Warzen und den ganzen Rest.‘ Dabei entfaltet sich sehr stimmig die Weltsicht der Figuren, deren Leben im Umfeld von Kitsch und Müll verläuft und ein breites Spektrum von Verzweiflung und Bosheit über kleine Freuden bis hin zur großen Liebe oder Freundschaft umfasst. Zufällig erhält Max eine Süßigkeit mit der Aufschrift: ‚Liebe zuerst dich selbst‘. Diese Botschaft sendet er nach Australien. Er vergibt seiner Freundin Mary und weiß um die Unvollkommenheit der Menschen; er versteht, dass Verwandtschaft vorgegeben ist, aber ein Freund selbst gesucht und gefunden werden kann. MAX & MARY ist eine sehr gelungene Literaturadaption und gleichermaßen Poesie-Inszenierung. Bis ins Detail sind die Figuren und Bildhintergründe sorgfältig gestaltet. Musikalische Untermalung und wohlklingende Stimmen bereichern die ästhetische Gesamtwirkung. Das Ergebnis wurde von der FBW-Jury als besonders wertvoll eingeschätzt. Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
        Mehr anzeigen
      Anzeige