Diese Filmsatire von Urs Odermatt, die auf der berühmten Groteske von George Tabori basiert, liefert eine weitere schwarzhumorige Variante zur Aufarbeitung eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte. Wien, Anfang des 20. Jahrhunderts. Adolf Hitler kommt als ambitionierter Künstler in die österreichische Hauptstadt, um sich an der Wiener Kunstakademie zu bewerben. Da er mittellos ist, bezieht er ein Männerwohnheim, wo der jüdische Lebenskünstler Schlomo sich ihm annimmt und ihn wie einen Vater unterstützt. Doch Hitler ist zerfressen von Selbsthass und einem stetig ansteigenden Antisemitismus. Der ständige Beweis für seine Unzulänglichkeiten gibt den Weg für ungehinderte Rachegelüste frei, die auch vor Schlomo und seinen Gefährten nicht Halt machen. Der Film von Urs Odermatt, der auf der berühmten Groteske von George Tabori basiert, liefert eine weitere schwarzhumorige Variante zur Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels der Geschichte. Das Lachen über die exzellente und überzogene Darstellung von Tom Schilling als größenwahnsinnigem Hitler bleibt dem Zuschauer im Halse stecken. Götz George als Schlomo ist überragend, die sehr dichte Kameraführung und die Genauigkeit der Milieudarstellung überzeugen. Komplex, sperrig, intelligent.
Jurybegründung:
Der Witz und die Originalität von George Tabori wurden in dieser kongenialen Adaption gut eingefangen. Die Regisseure Urs Odermatt und Martin Lehwald haben Taboris Theaterstück ‚Mein Kampf‘ nicht zu viel filmischen Realismus eingeimpft und so bleibt dies eine Groteske, in der es kaum irritiert, wenn Gott als ein Jude und eine Frau Tod in der Wiener Blutgasse wohnen und dort der junge Adolf Hitler von dem Juden Schlomo Herzl unter seine Fittiche genommen wird. Schlomo schreibt ein Buch mit dem Titel ‚Mein Kampf‘, die Dialoge sind gespickt mit Zitaten wie dem ‚Wenn Du in den Abgrund blickst, blickt der Abgrund auf dich zurück‘ von Friedrich Nietzsche und der junge Hitler zeichnet auf seinem Malblock schon das Tor von Auschwitz.
Der Film ist gespickt mit solchen Andeutungen auf die kommenden Monstrositäten von Hitler, der in dieser Geschichte noch ein armseliger Kleinbürger ist, der sich von der Barmherzigkeit der Juden im Männerwohnheim so gedemütigt fühlt, dass sein Hass auf sie zusehends pathologisch wird. Götz George ist hier als Schlomo in einer seiner Vollblutrollen zu sehen: leidenschaftlich, klug, witzig, überlegen. Tom Schillings Aufgabe ist schwieriger, denn er muss den Hitler als einen schwächlichen Kleinbürger verkörpern, der sich im Laufe des Films langsam die Obsessionen, Techniken und Manierismen des zukünftigen Tyrannen aneignet.
Dabei wird von den Filmemachern gar nicht erst versucht, ein historisch auch nur halbwegs authentisch wirkendes Porträt der Wiener Jahre von Hitler zu inszenieren. Die Schauspielführung, die Dialoge, die Drehorte, die Ausstattung, all das wirkt immer stilisiert und wie gespielt - eben wie Theater. Diese Verfremdung, die eine ironische Distanz schafft, halten die Filmemacher konsequent durch. Und ständig schillert dabei Taboris subversiver Witz durch. Hier ist es das Gute, das das Böse schafft.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)