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Mensch Kotschie: Jürgen Kotschie steht kurz vor seinem 50. Geburtstag. Dank einer Familie einem großen Haus und einen guten Job als Bauingenieur sollte Jürgen eigentlich keine Sorgen mehr haben

Handlung und Hintergrund

Jürgen Kotschie steht kurz vor seinem 50. Geburtstag. Anstatt jedoch stolz auf die Errungenschaften seines Lebens wie Familie, Haus und guten Job zurückzublicken, fällt er in eine tiefen Krise. Alles kommt ihm sinnlos vor, sogar sein Körper zeigt die ersten unangenehmen Alterserscheinungen. Zu allem Übel taucht auch noch ständig seine ehemalige Geliebte Carmen in seinen Träumen auf. Kotschie, der sonst immer so realistisch und bodenständig ist, wagt einen Ausbruch aus den alten Strukturen.

Jürgen Kotschie steht kurz vor seinem 50. Geburtstag. Anstatt jedoch stolz auf die Errungenschaften seines Lebens wie Familie, Haus und guten Job zurückzublicken, verfällt er einer tiefen Krise. Alles kommt ihm sinnlos vor, sogar sein Körper zeigt die ersten unangenehmen Alterserscheinungen. Zu allem Übel taucht auch noch ständig seine ehemalige Geliebte Carmen in seinen Träumen auf. Kotschie, der sonst immer so realistisch und bodenständig ist, wagt einen Ausbruch aus den alten Strukturen.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Norbert Baumgarten
Produzent
  • Anke Hartwig
Darsteller
  • Stefan Kurt,
  • Claudia Michelsen,
  • Ulrike Krumbiegel,
  • Axel Werner,
  • Max Mauff,
  • Margarita Breitkreiz,
  • Nele Trebs,
  • Henning Peker,
  • Matthias Matschke,
  • Sven Pippig,
  • Jana Radau,
  • Robert Gwisdek,
  • Caroline Dibbern,
  • Thorsten Ranft,
  • Steffen Mensching
Drehbuch
  • Norbert Baumgarten
Kamera
  • Lars Lenski
Schnitt
  • Jürgen Winkelblech

Kritikerrezensionen

    1. Irgendwann steckt Kotschie mitten in der Nacht fest. Im Scheinwerferlicht unnatürlich rot beleuchtet, steht er da an seinem Auto, und ihm ist unheimlich. Da streift doch ein Wolf dort durch die Büsche?! In dieser Szene ist die unwirkliche Atmosphäre des Films nochmals potenziert, in höchster Konzentration eingedampft – und danach sitzt ein zotteliger Hund in Kotschies Auto. Der wird von jetzt an sein einziger Freund, sein einziger Vertrauter sein. Weil er zuhört – oder zumindest so aussieht –, und weil er selbst nicht redet.

      Jürgen Kotschie wird bald 50, und das ist fast das einzige, was seine Frau interessiert: wie die Party ausgestaltet werden soll, vor allem welcher Partyservice der beste ist. Ein zweites liegt ihr am Herzen: der Gartenschlauch ist kaputt. Wie im Schlauch der Wasserdruck nachlässt: das ist ein bezeichnendes Symbol für die Beschwernisse des alternden Mannes. Der Sohn Mario beachtet Kotschie nur, wenn er mal den A 6 ausleihen will. Und Kotschies gebrechlicher, pflegebedürftiger Vater redet überhaupt nicht, sondern klammert sich stets an die Fernbedienung, die er immer und überall hin mitnimmt. Nur wenn er eine rote Rose sieht: dann küsst er die Schwiegertochter. Und einer Frau mit dickem Hintern steigt er auf dem Friedhof nach.

      Kotschie dagegen macht gar nichts, scheint gar nicht mehr vorhanden zu sein für die anderen. Im Baumarkt fühlt sich keiner für ihn zuständig, selbst die automatische Schiebetür beachtet ihn nicht. Da hat er dann bei den Kettensägen Gewaltphantasien, heftig spritzt das Blut – rot, das ist ohnehin seine Farbe, das Leitmotiv des Films, den die Spuren von Rot durchziehen als Faden, an dem sich Kotschie festklammert.

      Überhaupt arbeitet Regisseur Norbert Baumgarten mit kräftigen Primärfarben, der gelbe Gartenschlauch auf der fetten grünen Wiese etwa: das ist visuell überzeichnet, ganz irreal, wie auch für Kotschie sein Leben weniger und weniger real vorkommt; es findet quasi nicht mehr statt. Was eine Menge komischer Situationen heraufbeschwört, die mehr oder weniger episodisch aneinander gereiht sind und dennoch ein präzises Gesamtbild von krisenbehafteter Männlichkeit ergeben.

      Und so vermischen sich auch Traum und Wirklichkeit. In einem leeren Hotel, an dem die Rezeptionsklingel nicht funktioniert – ohnehin ein unwirklicher Ort – hat Kotschie eine schöne Phantasie von seiner ehemaligen Geliebten; in diesen Traum bricht aber unversehens seine Frau ein, und so ist es eben mit allem: mit dem, was einmal schön war, kann Kotschie nichts mehr anfangen, will ihm alles profan geworden ist. Und keiner hilft ihm: bei seinen Schweißausbrüchen, bei Schwindel und Schlaflosigkeit diagnostiziert der Arzt eindeutig männliche Menopause, und bricht zusammen mit seiner Krankenschwester in unbändiges Gelächter über Kotschies Zustand aus.

      Tatsächlich beweist Baumgarten ausgesprochenes Gespür dafür, den verwirrten, von allem ausgeschlossenen inneren Zustand von Kotschie in treffliche Bilder zu übersetzen, in kleine Szenen, die so komisch sind, wie es nur die Tragik eines in pathetischem Selbstmitleid versinkenden Mannes in der Krise sein kann, der kein Ziel mehr sieht, der sich keine Aufgabe mehr stellen mag. Und sehnsuchtsvoll blickt er der Baumliebhaberin nach, die sich an eine dicke Eiche gekettet hat und nun von der Polizei abgeführt wird: immerhin hat sie etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt...

      Doch Kotschie, selbst als er mal tatsächlich etwas tut und nach Osnabrück ausbricht, wo seine Ex-Geliebte wohnt mit dem Mädchen, das wohl seine illegitime Tochter ist: selbst da versagt er. Und es bleibt nichts übrig außer einem ausgeliehenen Vater-Tochter-Nachmittag im Vergnügungspark, wüsten Beschimpfungen und einem leeren Bankkonto.

      Fazit: Wunderbar in seiner Unwirklichkeit aufgehendes Porträt eines Mannes in der Krise, das die existentielle Tragik der Hauptfigur in komische Momente zu übersetzen vermag.
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      1. Bauingenieur und Familienvater Jürgen Kotschie wird bald 50, was ihn deutlich aus der Bahn wirft. Irgendwie stolpert er mehr durch sein Leben, als dass er noch einem klaren Gedanken oder Ziel folgen könnte. Erst der Tod des Vaters und das Wiedersehen mit der ehemaligen Geliebten bringen die Dinge wieder ins Rollen. Anders als viele Filme zum Thema Midlife Crisis und verpasste Chancen widmet sich diese deutsche Produktion mit einer wohltuenden Leichtigkeit und Nachsicht seinem Sympathieträger Kotschie. Die erzählerische Bandbreite reicht von Slapstickeinlagen auf der Herrentoilette, so mancher absurden Begegnung im Baumarkt bis hin zum rührenden Auftritt in einer Karaoke-Bar. Dazu kommen originelle filmische Einfälle, wunderschöne Kameraaufnahmen, eine ungewöhnliche musikalische Begleitung und überzeugende Darsteller. Norbert Baumgarten hat fein beobachtet und treffend inszeniert. Ein durchweg heiterer, ansprechender Film und gleichzeitig ein lebensbejahender Denkanstoß!

        Jurybegründung:

        Jürgen Kotschie ist ein freundlicher Mensch und hat im Leben viel erreicht: Er hat einen verantwortungsvollen Beruf in der Baubranche, ein schönes Eigenheim, eine nette Frau und einen heranwachsenden Sohn. Er singt im Chor, sein Vater ist im Pflegeheim. Doch kurz vor seinem 50. Geburtstag gerät Jürgen Kotschie in eine tiefe Sinnkrise. Während seine Frau mit Verve die Geburtstagsfeier vorbereitet, spürt er die Zeichen des körperlichen Verfalls. Im Job fühlt er sich zunehmend überfordert und misstraut seinen Kollegen. In der Familie erfährt er schmerzlich den Mangel an Kommunikation und Perspektive. Jürgen Kotschie trauert vergebenen Chancen nach, vor allem Carmen Schöne, mit der er einst eine Affäre hatte. Nun spukt sie ihm immer häufiger durch den Kopf und durch seine Träume. Jürgen Kotschie verliert zunehmend den Halt. Versucht er anfangs noch, den verlorenen Faden zu Frau und Sohn wieder aufzunehmen und im Büro den Schein zu wahren, lässt er sich bald immer mehr fallen, bis er eines Tages nicht mehr rechts abbiegt, um nach Hause zu kommen, sondern geradeaus ins Ungewisse fährt.

        All dies zeigt der pointiert humorvolle Film von Norbert Baumgarten in wunderbar überhöhten und teils absurden Bildern, die an andere Filme wie American Beauty und Blue Velvet denken lassen und von Slapstick-Sequenzen bis zu melancholischen Momenten reichen. Einige Szenen und viele hübsche einzelne Ideen fügen sich zu schönen Kapriolen, etwa wenn sich die Traumbilder von den zwei Frauen oder Kotschies Schilderungen seines nervlichen Zusammenbruchs sich mit den Telefonaten wegen des Geburtstagsbuffets verbinden. Die einzelnen Rollen sind gut besetzt und überzeugend gespielt. Die Musik treibt die Handlung voran.
        Ihre Faszination erzielt die Geschichte vor allem auf der Bildebene. Die herausragende Kamera zeigt die bürgerliche Oberfläche und ihre Abgründe klar, glatt und sauber und in den Plansequenzen in einem satten Bunt, das an eine Playmobil-Welt erinnert. Die den Film prägende Architektur kommt gut zur Geltung und kann sich im Raum entfalten. Die Geometrie der Bauten und die leere Weite der Landschaften korrespondieren mit der psychischen Verfassung des Helden.

        So macht der Film gut nachvollziehbar, wie der nette Herr Kotschie komplett den Faden verliert und ins fortschreitende Delirium gleitet.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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