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Milk: Gus Van Sants bewegendes biografisches Drama über Leben und Sterben des populären schwulen Bürgerrechtlers Harvey Milk.

Handlung und Hintergrund

1972 zieht der homosexuelle Harvey Milk (Sean Penn) mit seinem Lover Scott Smith (James Franco) nach San Francisco. Im Arbeiterviertel eröffnen sie einen kleinen Fotoladen, der bald zum Zentrum der Anrainer wird. Dann setzt sich Harvey leidenschaftlich für die Belange der diskriminierten schwulen Community ein, was ihm zur politischen Karriere und großer Berühmtheit verhilft, aber auch Gegner und Feinde wie den Stadtrat Dan White (Josh Brolin) provoziert.

Ergreifendes biografisches Drama um den beliebten schwulen Bürgerrechtler Harvey Milk, temperamentvoll von Sean Penn verkörpert. Nach zuletzt experimentellen Arbeiten inszeniert Gus Van Sant („Elephant„) Leben und Sterben der populären Ikone als mitreißendes Zeitpanorama.

Als Harvey Milk 1972 mit Lover Scott Smith nach Kalifornien zieht, hat sein Leben noch keine Spuren hinterlassen. Das ändert sich, als er gegen die Diskriminierung der Schwulen kämpft und als erster offen Männer liebender Mann ein politisches Amt erobert. Als Stadtrat von San Francisco wird er zur populären Ikone, für seinen konservativen Kollegen Dan White aber zur Reizfigur, auf die sich Wut und Frustration entlädt.

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Als Harvey Milk 1972 mit seinem Lover Scott Smith von der Ostküste nach Kalifornien zieht, hat sein Leben noch keine Spuren hinterlassen. Das ändert sich, als er im Castro-District gegen die Diskriminierung der Schwulen kämpft, und als erster offen Männer liebender Mann ein politisches Amt erobert. Als Stadtrat von San Francisco wird er zur populären Ikone, für seinen konservativen Kollegen Dan White, mit dem ihn jahrelang eine Hassliebe verbindet, aber zur Reizfigur, auf die sich Wut und Frustration entlädt.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Gus Van Sant
Produzent
  • Michael London,
  • Bruna Papandrea,
  • Barbara A. Hall,
  • William Horberg,
  • Bruce Cohen,
  • Dan Jinks
Darsteller
  • Sean Penn,
  • Josh Brolin,
  • Emile Hirsch,
  • Diego Luna,
  • Alison Pill,
  • Victor Garber,
  • Denis O'Hare,
  • Joseph Cross,
  • James Franco,
  • Lucas Grabeel,
  • Brandon Boyce
Drehbuch
  • Dustin Lance Black
Musik
  • Danny Elfman
Kamera
  • Harris Savides
Schnitt
  • Elliot Graham
Casting
  • Francine Maisler

Kritikerrezensionen

    1. Gus Van Sants Biopic über den schwulen Bürgerrechtler Harvey Milk ist hochkarätig besetzte und von einem Meister seines Fachs inszenierte Zeitgeschichte. Van Sant beleuchtet dabei die letzten acht Jahre des Lebens Harvey Milks. Das Drehbuch von Dustin Lance Black basiert auf den Aussagen von Zeitzeugen, also Freunden, Bekannten und Helfern Harvey Milks. Desweiteren auf einer Tonbandaufnahmen, die der Aktivist und Politiker wenige Wochen vor seinem Tod anfertigte, im Bewusstsein, jederzeit Opfer eines Attentats werden zu können. Zusätzlich angereichert wurde der Film mit Archivmaterial. Gezeigt werden unter anderem Ausschnitte und Interviews aus Reden konservativ-christlicher Gegner der Gleichberechtigung von Homosexuellen. Insbesondere die Aussagen der christlichen Aktivistin Anita Bryant, deren kitschig verbrämte Reden zu Hass gegenüber Schwulen und Lesben aufstacheln sollten, werden gezeigt und deren offensichtliche Absurdität deutlich gemacht.

      Harvey Milk wird nicht zur Heldenfigur per se stilisiert. Im Film wird seine Persönlichkeit in all ihren Stärken und Schwächen präsentiert, so dass am Ende der Eindruck eines humorvollen, engagierten und mutigen aber auch chaotischen Mannes bleibt, der besonders in seinen Beziehungen mit allzu menschlichen Problemen zu kämpfen hat. Dem Film gelingt es, seine Figur nicht auf die Rolle eines Aktivisten für die Rechte Homosexueller zu reduzieren, sondern seinem Engagement eine weitergehende Dimension zu verleihen, die jeden Menschen betrifft. Denn Harvey Milk war in seinen politisch und sozial motivierten Ambitionen ein Vorkämpfer der Unterdrückten und Diskriminierten allgemein. In seinen Reden spricht er neben der schwul-lesbischen Community besonders auch Frauen, Schwarze, Behinderte oder Alte an. Er fordert sie dazu auf, die Hoffnung nicht aufzugeben und für ein gleichberechtigtes Leben innerhalb der Gemeinschaft zu kämpfen.

      Wie wenig das Thema seit den 70er Jahren an Aktualität und Brisanz verloren hat und wie erschreckend wenig sich seit Harvey Milks Tod am Umgang mit Schwulen und Lesben geändert hat, wurde erst kürzlich in Kalifornien deutlich – dem Staat seines einstigen Wirkens. Nachdem dort Anfang 2008 die Homoehe gerade erst legalisiert worden war, wurde das Gesetz bereits wenige Monate später durch einen Volksentscheid wieder gekippt. Derzeit besitzen noch dreißig amerikanische Bundesstaaten einen Verfassungszusatz, der Ehen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern verbietet.

      Sean Penn fühlt sich in beeindruckender Weise in die Rolle des Harvey Milk ein. Er spielt die Hauptrolle mit einer Genauigkeit und einer Intensität, dass ihm eine Oscarnominierung für diesen Film gewiss sein dürfte. Das Loblied auf den überragenden Schauspieler Sean Penn soll jedoch nicht dazu verleiten, die Leistung des übrigen Casts von "Milk" zu schmälern. So brillieren hier Darsteller wie Emile Hirsch, James Franco, Diego Luna oder Josh Brolin in der Rolle Dan Whites. Ebenso wie die Rolle des Harvey Milk ist auch die Rolle seines Widersachers und Mörders sehr komplex gestaltet. Hier zeigt sich kein plump dämonisierter Bösewicht, sondern eine zwiegespaltene und gebrochene Persönlichkeit. Tatsächlich nahm sich Dan White 1985 – wenige Jahre nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis – das Leben.

      Fazit: "Milk" ist ein sehr gelungenes und von einem Meister seines Fachs inszeniertes Zeitdokument, das neben einer schillernden Hauptfigur auch mit einem großartigen Drehbuch und mit einem oscarwürdigen Sean Penn in der Titelrolle aufwarten kann.
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    2. Milk: Gus Van Sants bewegendes biografisches Drama über Leben und Sterben des populären schwulen Bürgerrechtlers Harvey Milk.

      Harvey Milk war kämpferisch, charismatisch, mit Lust auch dramatisch. Gus Van Sants Rückkehr zum konventionelleren Erzählkino ist eine würdige Erinnerung an den 1978 ermordeten schwulen Aktivisten.

      „The Times of Harvey Milk“ war 1985 bereits Thema eines Oscar-gekrönten, gleichnamigen Dokumentarfilms. Über dieses Preispotenzial hinaus ahnt man, warum Oliver Stone die Ikone der US-Schwulenbewegung mit seinem Projekt „The Mayor of Castro Street“ umkreiste, das derzeit unrealisiert bei Bryan Singer parkt. Milks Kampf um Entdiskriminierung war ein Ausläufer der Bürgerrechtsbewegung, er selbst eine von der konservativen Renaissance attackierte liberale Führungsfigur. Und Verschwörungstheorien findet man unter christlichen Fundamentalisten, die Homosexualität für den moralischen Niedergang Amerikas verantwortlich machen. In der „Milk“-Mania setzte sich Van Sant mit seinem bescheiden budgetierten Konkurrenzprojekt durch, das sich auf die letzten acht Lebensjahre dieser schillernden Persönlichkeit beschränkt.

      Der Startschuss fällt 1970, als Milk Scott Smith (James Franco) kennen lernt. 1972 zieht das Paar in den Castro-Bezirk von San Francisco - damals noch keine idyllische Insel für Männer liebende Männer, sondern ein Ort, in dem die Cops ihre Verachtung offen zur Schau und Schwule zur Sicherheit Trillerpfeifen tragen. Sechs Jahre begleitet der Film Milks privates, vor allem aber politisches Leben. Diese Gewichtung spiegelt die Entwicklung der Titelfigur, die zwei Beziehungen nicht dauerhaft stabilisieren konnte, als mit der Popularität auch die Verantwortung wuchs. Milk brachte Gewerkschaften hinter sich, propagierte das Outing als Akt der Befreiung, widersetzte sich Initiativen gegen homosexuelle Pädagogen. Als er 1978 endlich in den Stadtrat gewählt wurde und damit als erster bekennender Schwuler ein politisches Amt bekleidete, führte er den kalifornischen Kampf stellvertretend für ein ganzes Land, das in der Diskriminierungs-Debatte brannte. Hier nun verdichtet sich die konservative Reaktion in einem Stadtratskollegen, der die Wege Milks und des Bürgermeisters mit tragischen Konsequenzen kreuzt. Nuanciert macht James Brolin aus dieser verhassten Reizfigur einen frustrierten Ohnmächtigen im Schatten eines smarten Showman, den Sean Penn komplexer als in seiner Oscar-Rolle in „Mystic River“ sanft mit Leben erfüllt. Nach vier experimentelleren, stark atmosphärischen Filmen findet Van Sant zum Mainstream zurück, inszeniert eine anfangs leicht lethargische, dann leidenschaftlicher werdende, am Ende tief bewegende Zeitreise, die brisant bleibt. 30 Jahre nach Milks Tod kochte es in Kalifornien wieder, geriet die erkämpfte gleichgeschlechtliche Ehe unter konservativen Beschuss. The Times of Harvey Milk - they are a-changin‘? kob.
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      1. Kultregisseur Gus van Sant entwirft eine Zeitreise auf den Spuren des ermordeten Politikers und Schwulenrechtlers Harvey Milk, der es 1977 in San Francisco als erster bekennender Homosexueller in das Amt eines Stadtrates schaffte. Eine filmische Biografie wie ein politisches Statement, das sich ohne freimütige Spekulationen dicht an die historischen Fakten hält und sich auf die politisch aktiven Jahre dieses engagierten und faszinierenden Mannes konzentriert. Dokumentarisches Foto- und Filmmaterial, gut gewählte Schauspieler und sorgfältig ausgestattete Settings schaffen einen authentischen Einblick in ein angespanntes sozialpolitisches Klima, bei dem erschreckenderweise auch immer noch Parallelen zur Gegenwart offenbar werden.

        Jurybegründung:

        Man merkt es dem Film an, wie sehr Regisseur Gus Van Sant der Ikone der US-amerikanischen Schwulenbewegung Harvey Milk mit diesem Film gerecht werden will. Konventionell und sehr detailliert erzählt er von dessen Aufstieg zum ersten sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekennenden Inhaber eines öffentlichen Amtes in den USA. Beginnend mit seinem 40. Geburtstag, an dem er in New York seinen langjährigen Freund Scott Smith kennenlernt, folgt der Film dem Umzug der beiden nach San Francisco, wo Milk sich immer mehr zu einem Aktivisten für die Bürgerrechte der Schwulen entwickelt.

        Indem das Biopic diese Karriere genau beschreibt, liefert es auch ein genaues Portrait der Schwulenbewegung in den mittsiebziger Jahren. Sean Penn vermeidet in seiner Darstellung jede Heroisierung dieses Menschen. Er spielt Harvey Milk als einen erstaunlich durchschnittlichen Menschen mit einem leidenschaftlichen Drang, die gesellschaftliche Position der Homosexuellen zu verbessern.

        Van Sant verzichtet auf erzählerische Zuspitzungen und auch das tödliche Attentat auf Milk wird nicht im geringsten im Stil eines Thrillers dramatisiert. Da der Film offensichtlich auf den Aussagen von Zeitzeugen und dem Dokumentarfilm The Times of Harvey Milk beruht, vermeidet Van Sant jede Spekulation, so bleibt einiges, wie zum Beispiel die genauen Motive des Attentäters Dan White, im Dunkeln.

        Ein politisch wichtiger Film, der natürlich auch von den heutigen Verhältnissen in den USA erzählt, und so auch als ein Abgesang auf die Bush-Ära gelesen werden kann.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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