Miss Kicki: Zwei Schweden in Taiwan. Die alleinstehende Kicki (P. August) hat ein schwieriges Verhältnis zu ihrem Sohn Viktor (L. Palmell), er ist hauptsächlich bei seiner Großmutter aufgewachsen. Nun machen sie gemeinsam Urlaub in Taipeh, nur sie beide. Viktor erhofft sich von diesem Trip, Kicki näher zu kommen - er fühlt sich ungeliebt, versteht nicht recht, warum sie ihn so im Stich gelassen hat. Und vielleicht ergibt sich...
Handlung und Hintergrund
Kicki ist schon fast fünfzig, doch anstatt im Leben angekommen zu sein, wirkt die Weltenbummlerin und Single-Frau noch immer verträumt-naiv, stets auf der Suche nach ihrem Traumprinzen. Gerade nach Schweden zurückgekehrt, um sich ihrem Sohn Viktor anzunähern, der bei seiner Großmutter aufgewachsen ist, lernt sie übers Internet den attraktiven Mr. Chang aus Taipeh kennen. Sie beschließt, Viktor zu einer Reise nach Taiwan einzuladen. Dieser lernt in Taipeh den gleichaltrigen Didi kennen, zu dem er sofort eine Verbindung spürt.
Besetzung und Crew
Regisseur
Produzent
- Anita Oxburgh,
- Lizette Jonjic
Darsteller
- Pernilla August,
- Ludwig Palmell,
- He River Huang,
- Britta Andersson,
- Tsang Chi-wai
Drehbuch
Musik
Kamera
Casting
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
In seinem subtilen Regiedebüt "Miss Kicki" kombiniert Hakon Liu einen Mutter-Sohn-Konflikt mit ihrem schwierigen Selbstfindungsprozess und Culture-Clash. Auf der Suche nach Nähe unternimmt Miss Kicki eine weite Reise, wobei sich ihr Trip nach Taipeh gleichsam zur Reise ins eigene Ich entwickelt, während sie zuvor die Nähe zum eigenen Nachwuchs reichlich vernachlässigt. Vordergründig soll die Erkundung einer fremden Stadt der erneuten Kontaktaufnahme dienen, da Kicki den Jungen im Alter von vier Jahren ihrer Mutter überließ, doch viel wichtiger erscheint ihr die Begegnung mit einer Internet-Bekanntschaft. Von Beginn an setzt Liu trotz des getragenen Tempos auf eine elliptische Inszenierung, um die innere Unruhe der einsamen Frau zu unterstreichen, über deren Biografie man wenig erfährt. Ihren Geburtstag feiert sie allein mit einer Flasche Rotwein. Am nächsten Tag tauchen lediglich Viktor und ihre Mutter auf, wobei die improvisierte Feier eher unbeholfen wirkt.
Mit zumeist symmetrisch komponierten Kameraeinstellungen beobachtet Liu die langsame Erkundung des exotischen Reiseziels. Den urbanen Neonfarben von Kickis Hotelzimmerbeleuchtung steht die kalte Architektur von Mr. Changs Bürokomplex gegenüber. Auch deshalb wagt die eingeschüchterte, liebeshungrige Touristin nicht, ihren fernen Verehrer direkt anzusprechen, sondern beobachtet ihn lieber aus der Ferne. Eher öffnet sie sich gegenüber ihrem zutraulichen Vermieter beim Bier als gegenüber ihrem Sohn. Für ihre Naivität erhält Miss Kicki jedoch später noch die Quittung. Spätestens jetzt muss sie sich ihrer Mutterrolle gewahr werden und Verantwortungsbewusstsein für andere entwickeln.
Schauspielerin Pernilla August legt den Titelpart überzeugend zwischen Unsicherheit, Verletzlichkeit und Trotz an, während Ludwig Palmell als Viktor ebenso selbstbestimmend wie misstrauisch tastend auf seine Umwelt reagiert. Der homosexuelle Unterton in seiner Freundschaft zu Didi bleibt ebenso dezent angedeutet wie die Auseinandersetzung zwischen Mutter und Sohn. Einzig die Konfrontation mit chinesischen Gangstern im Finale wirkt forciert und aufgesetzt, selbst wenn die Plotwendung dazu dient, dass sich die Charaktere letztlich nähern
Dabei verzichtet Hakon Liu in seinem atmosphärisch dichtem Film auf lautere, drastischere Töne und setzt eher auf beiläufig geführte Alltagsdialoge, die in der Synchronisation reichlich gestelzt wirken. Bei mehrsprachigen Filmen, in denen Verständigungsschwierigkeiten als Handlungselement eingeflochten werden, hinterlässt die Synchronisation einer oder mehrerer Sprachen (hier schwedisch und englisch) einen künstlichen Nachgeschmack. Glücklicherweise werden jedoch einige wenige untertitelte Sequenzen angeboten.
Fazit: Das einfühlsam gespielte Drama Miss Kicki verbindet Selbstbetrug und Verantwortungsanspruch seiner Protagonistin mit einem dezent entwickelten Generationskonflikt.
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