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Mitgefühl: Dokumentation über ein bahnbrechendes Pflegemodell aus Dänemark, das Demenzkranken mit Empathie begegnet.

Handlung und Hintergrund

Die Dokumentation „Mitgefühl“ von Louise Detlefsen schildert den Alltag des dänischen privaten Pflegeheims Dagmarsminde. Die Leiterin May Bjerre Eiby gründete dieses geradezu revolutionäre Konzept.

Statt Medikamenten bekommen die Senior*innen hier Kuchen und Sekt. Anders als in vielen anderen Pflegeheimen, möchte man die Senior*innen von unnötigen Medikamenten entledigen und entwöhnen. Die Behandlung besteht stattdessen aus Umarmungen, Augenkontakt und Gesellschaft, ein Bild, das leider im Alltag vieler Pflegeheime zu selten der Fall ist. Auch hier und da ein Gläschen Sekt oder Portwein gehört zum Repertoire von Dagmarsminde dazu. Hier soll im Augenblick gelebt werden, wodurch man einige Leiden wie Demenz womöglich besser behandeln kann.

„Mitgefühl“ – Hintergründe, Kinostart

Auf einfühlsame Weise porträtiert Regisseurin Louise Detlefsen den Alltag eines einzigartigen Pflegeheims. In Würde zu Altern lautet dort das höchste Credo. In der Zukunft wird die Zahl der 80-Jährigen weiter ansteigen, einige von ihnen werden auch unter Demenz leiden. Die Krankheit schlägt besonders aufs Gemüt, wissen die Betroffenen manchmal von einem auf den anderen Moment nicht, wo sie sind.

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Die Dokumentation „Mitgefühl“ möchte einen Teil dazu beitragen, die gesellschaftliche Debatte über die Führung von Pflegeheimen weiterzuführen. Was ist am Lebensabend am wichtigsten? Und welches Leben bietet man der ältesten Generation? „Mitgefühl“ startet am 23. September 2021 in den deutschen Kinos, nur zwei Tage nach dem Weltdemenztag am 21. September.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Louise Detlefsen

Kritikerrezensionen

    1. FBW-Pressetext:

      Ein starkes Plädoyer für die Anerkennung von Menschlichkeit in der Altenpflege. Berührend und inspirierend zugleich.

      Der dänische Dokumentarfilm erzählt auf berührende Weise von einem Pflegeheim für Demenzkranke, das sich der Pflege seiner Patient*innen verschrieben hat. Ohne Medikamente, dafür aber mit Liebe, Respekt und Mitgefühl. Indem er sich viel Zeit für seine Protagonist*innen lässt, schafft dieser Film eine beruhigende Atmosphäre der Vertrautheit und der Nähe.

      Mit seiner Methode, die Medikation nur auf das Allernötigste zu reduzieren, ist das dänische Pflegeheim Dagmarsminde einzigartig. Doch, und das macht der Dokumentarfilm in der Regie von Louise Detlefsen klar, soll dies auf keinen Fall ein Einzelfall bleiben. Denn von Beginn an zeigt sich, wie positiv die Atmosphäre ist, die May Bjerre Eiby und ihre vielen Kolleginnen verbreiten. Sie nehmen sich Zeit für jeden Einzelnen, gehen auf individuelle Wünsche ein und lassen auch Stille und Traurigkeit zu. Und der Film nimmt genau dies auf. Das Team beweist ein hochsensibles Gespür für das richtige Maß an Nähe und Privatsphäre, lässt den Protagonist*innen ihre Würde und baut ein großes Vertrauen zu allen Porträtierten auf. Die Informationen über den Hintergrund der Einrichtung erfährt man als Zuschauer*in auch, doch der Film stellt keine Fakten in den Vordergrund, sondern den Umgang der Menschen miteinander. Bilder aus der Natur, Nahaufnahmen der Gesichter der Betreuten und der Alltag im Heim - all das beobachtet die exzellente Kamera von Per Fredrik Skiöld und all das wird in der Montage durch Julie Winding und Jakob Juul Toldam, zusammen mit ruhiger und gezielt eingesetzter Musik, stimmungsvoll zusammengeführt. MITGEFÜHL ist als berührendes und inspirierendes Porträt über eine Pflegeeinrichtung auch ein Plädoyer an unsere Gesellschaft, in der oftmals die vergessen werden, die ihr Leben selbst zunehmend vergessen. Aber die dennoch das Recht auf ein würdevolles Lebensende besitzen.

      FBW-Jury-Begründung:

      Louise Detlefsens Dokumentarfilm MITGEFÜHL gibt Einblicke in den Betrieb eines Pflegeheims für Demenzerkrankte in Dänemark, dessen besonderes Konzept darin besteht, in erster Linie für bestmögliche Lebensqualität der dementen Bewohner*innen zu sorgen. Und so wird die Vergabe von Sedativa, Psychopharmaka und Demenzmedikation ersetzt durch Zuwendung, Ansprache und Körperkontakt sowie durch Förderung von Teilhabe und Genuss. Die persönlichen Bedürfnisse und das Recht auf Selbstbestimmung stehen im Mittelpunkt des Pflegeansatzes, der - so zeigt es der Film - einerseits viel Zeit und Aufwand bedeutet, aber andererseits zu bemerkenswerten Resultaten führt.

      Die Regisseurin wählt für die Umsetzung Techniken des Direct Cinemas, verzichtet etwa auf Interviews und Erklärungen und kommt den Protagonist*innen - trotz extremer Zurückhaltung beim Einsatz des filmischen Apparats - durch genaue Beobachtungen sehr nah. In einem Moment brechen die Filmschaffenden ganz bewusst ihren Stil und schneiden kurze Passagen Found Footage in den Film, altes Filmmaterial mit einer Heimbewohnerin, deren Lebenskraft augenscheinlich zu Ende geht. Diese Konfrontation mit ihrem jüngeren Alter Ego vermag ganz unvermittelt tiefe Reflexionsräume über das Leben zu eröffnen und zeugt vom äußerst gelungenen und wirkungsvollen Einsatz der filmischen Mittel. Bemerkenswert dabei bleibt in erster Linie, dass bei aller Intimität einzelner Momente der Film niemals die respektvolle Ebene seinen Protagonist*innen gegenüber aufgibt.

      MITGEFÜHL empfindet die Jury als Film mit hoher Relevanz für alle Publikumsschichten, da er uns auf nachdrückliche, aber nicht aufdringliche Weise dazu bewegt, über den Umgang unserer Gesellschaft mit Krankheit, mit Alter und mit dem Wert des Lebens an sich nachzudenken. Darüber hinaus gelingt es dem Film, die Aufmerksamkeit auf die eigentliche Komplexität des Altenpflegeberufs zu lenken. Die ganzheitlich ausgerichteten Teambesprechungen über Umgang und Behandlung der einzelnen Bewohner*innen zeugen von bemerkenswerter Vielschichtigkeit des Berufs sowie großer Verantwortung und Selbstbewusstsein der Pflegenden - Attribute, die in der Routine der konventionellen Altenpflege deutlich in den Hintergrund geraten können.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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