Häuptlingstochter Vaiana erlebt neue Abenteuer auf offener See und begeistert Disney-Fans. Doch jetzt muss sich das Unternehmen schweren Vorwürfen stellen.
„Vaiana 2“ setzte Ende letzten Jahres die Segel und brillierte an den Kinokassen: In Deutschland bescherte es Disney nach eigenen Angaben den erfolgreichsten Kinostart des Jahres 2024. Mit einem Einspielergebnis von 9,6 Millionen Euro am ersten Wochenende und 961.501 Zuschauer*innen hängte der Film sogar die bisherige Nummer 1, „Die Eiskönigin 2“, ab. International konnte „Vaiana 2“ ebenfalls einige Rekorde brechen und positive Kritiken erhalten. Den ersten Teil findet ihr hier auf Disney+ und anderen Streamingplattformen:
Sogar „Vaiana 3“ im Spielfilm – oder Serienformat – wurde diskutiert, doch jetzt weht plötzlich ein ganz anderer Wind. Denn Disney wird verklagt. Nach Angaben von Entertainement Weekly macht der Animator Buck Woodall dem Unternehmen schwere Vorwürfe. Die „Vaiana“-Filme sollen auf Ideen und Materialien basieren, die er zwischen 2003 und 2008 angefertigt hatte. Woodall entwickelte nach eigenen Angaben das Projekt „Bucky the Wave Warrior“; zu deutsch „Bucky der/die Wellenkrieger*in“, kurz „Bucky“. Bei den Materiealien soll es sich um ein fertiges Drehbuch, Charakterillustrationen, Budgets, einen vollständig animierten Konzept-Trailer, Storyboards, Hintergrundbildreferenzen und mehr handeln. Doch die „Vaiana“-Reihe stach anscheinend ganz ohne Woodalls Zustimmung in See.
Woodalls Vorwürfe richten sich an die ehemalige Disney-Mitarbeiterin Jenny Marchick, welche heute beim Studio DreamWorks tätig ist. Vor ihrer Disney-Anstellung war Marchik bei Mandelville Films tätig und soll laut der Klage vertrauliche Inhalte über rechtliche Schlupflöcher an Disney weitergeleitet haben. Die Klage wirf ein „betrügerisches Unternehmen vor, das den Diebstahl, die unrechtmäßige Aneignung und die umfassende Ausbeutung von Woodalls urheberrechtlich geschützten Materialien [umfasst]“.
Zwischen „Bucky“ und der „Vaiana“-Reihe bestehen wohl einige Parallelen, obwohl nicht klar ist, ob es sich bei Bucky ebenfalls um eine weibliche Protagonistin handelt. In „Bucky“ soll ein*e Teenager*in die polynesischen Meere bereisen, außerdem soll es einen spirituellen Tierführer à la Maui (Dwayne Johnson) geben. Im Drehbuch kommt eine Lava-Göttin vor, ähnlich wie Te Ka beziehungsweise Te Fiti in „Vaiana“ und sternbasierte Navigation ist ebenfalls Bestandteil von „Bucky“. Nach Angaben von „The Hollywood Reporter“ versuchte der Animator bereits in der Vergangenheit, das Unternehmen zu verklagen, scheiterte allerdings.
Bei den Forderungen geht es unter anderem auch um Schadensersatz: Woodall verlangt 2,5 % der Gesamteinahmen von „Vaiana“ oder alternativ mindestens 10 Milliarden US-Dollar. Außerdem fordert er eine Anerkennung seines Urheberrechts und eine Unterlassung weiterer Verstöße. Disney hat sich jedoch noch nicht zu den Vorwürfen und Forderungen geäußert.
Fans haben unterschiedliche Theorien entwickelt, wie die Disney-Filme miteinander verbunden sind. Ob ihr diese Verbindungen zwischen „Vaiana“ und „Die Eiskönigin“ schon bemerkt habt, verrät euch dieses Video:
Fans zeigen eindeutige Reaktion auf Disney-Hit
Vorab: Selbstverständlich sollten die Personen, die eine Idee haben auch dementsprechend für diese vergütet werden. Allerdings bleibt bei der Diskussion ein fader Beigeschmack, denn der Streit liest sich wie die Frage: Wer darf sich an dieser Kultur bereichern? Disney hat sich in der Vergangenheit schon wiederholt dem Vorwurf der kulturellen Aneignung stellen müssen.
Die „Vaiana“-Filme wurden bisher eher als kulturell-wertschätzend eingestuft und lassen sich als positives Beispiel anführen. In einem Meinungsartikel der BBC betonte die Autorin, dass „Vaiana“ zum kulturellen Bewusstsein beiträgt und übt trotzdem Kritik, beispielsweise am Maui-Kostüm für Kinder. Tiktok-Nutzer*innen griffen die Debatte um den Film mit einem teilweise sarkastischen Unterton auf. Unter dem Hashtag #ImJustSoOverstimulatedbyAllThePolynesianCulture, zu deutsch „Ich bin einfach völlig überfordert von all der polynesischen Kultur“ teilen Fans Momente aus dem Film und freuen sich über die Repräsentation. Diverse Videos zeigen Fans, die von den detailreichen Darstellungen berührt sind:
„Personen aus dem Pazifik reagieren auf das Eröffnungslied von ‚Vaiana'“
Außerdem schrieb „Vaiana 2“ 2024 Geschichte und veröffentlichte nach Angaben von NBC als erster Disneyfilm eine Version in Te Reo Māori, einer indigenen polynesischen Sprache. Am Ende ist es meiner Meinung nach wichtig, wie die Mitglieder der Community die Verfilmung bewerten, denn immerhin ist es ihre Kultur, die kapitalisiert wird.
Euer Wissen über die Abenteuer der Häuptlingstochter könnt ihr in diesem Quiz testen: