Sie ist klein, unermüdlich fleißig und wir verdanken ihr mehr als nur den leckeren Honig: die Biene. Doch das emsige Insekt ist in großer Gefahr. Ganze Völker sterben aus und vielerorts ist das Summen der Bienen schon gar nicht mehr zu hören. Was kann man tun, um dieses Bienensterben zu verhindern? Und wie genau kennen wir diese Spezies eigentlich wirklich? Markus Imhoof geht in seiner hochinteressanten Reportage diesen Fragen nach und reist einmal quer über den Globus. Er besucht großindustrielle Züchter in den USA, einen Bergbauern in der Schweiz und seine Tochter in Australien, die Forschungen betreibt, um die Art zu erhalten und vor Krankheiten zu schützen. Imhoof liefert dem Zuschauer dabei faszinierende Einblicke, beispielsweise in das komplexe System eines Bienenstockes, oder begleitet eine Arbeitsbiene bei ihren Erkundungsflügen in die Natur. Ohne einen erhobenen Zeigefinger macht der Film aufmerksam auf ein zentrales Umweltproblem, dessen Auswirkungen wir vielleicht schon früher zu spüren bekommen als uns lieb ist. Ein wichtiger Film über eine ungute Entwicklung unserer Zeit. Und ein Denkmal für die kleinen Helden der Lüfte.
Jurybegründung:
Man kann diesen sehr gegenwärtigen Dokumentarfilm nicht genug loben für seine inhaltliche Prägnanz und seine hervorragende handwerkliche Umsetzung. Der Filmemacher nimmt den Zuschauer mit auf eine äußerst interessante und lehrreiche Reise rund um den Globus, weiht ihn ein in die kleinen und großen Geheimnisse um das Leben und Wirken der (Honig-)Biene. Dabei kommt Regisseur Markus Imhoof ganz ohne erhobenen Zeigefinger und moralische Keulen aus. In größtmöglicher Neutralität stellt der Regisseur die einzelnen Protagonisten vor, wo und wie sie mit Bienen zu tun haben und welche persönliche Einstellung sie zur Leistung dieser fleißigen Tiere haben. Ob altmodische Bienenstöcke auf romantischen Weiden in den Schweizer Alpen oder perfekte Industrialisierung auf kalifornischen Mandelplantagen - nichts wird hier als besser oder schlechter, richtig oder falsch vorgestellt.
Gerade dieser nüchterne Blick ist die Stärke dieser Dokumentation, denn der Zuschauer darf sich seine eigenen Gedanken machen, kann seine eigenen Schlüsse aus dem Gezeigten ziehen. Altbekanntes wie der Bienentanz trifft auf (zumindest für den Bewertungsausschuss) neue Informationen wie die Handbestäubung von Obstplantagen in China. Dieses Beispiel verdeutlicht eindrucksvoll, welch weitereichende Folgen das Eingreifen des Menschen in die Natur haben kann. Immer wieder schafft MORE THAN HONEY den Sprung vom Kleinen zum Großen.
Dank geradezu spektakulärer Kameraarbeit wird neben dem Wissensdurst auch die Schaulust der Kinobesucher befriedigt. Die Kommentare sind auf das Wesentliche reduziert, auch die Auswahl an Protagonisten und Experten ist sehr konzentriert, an keiner Stelle werden zu viel und daher möglicherweise überflüssige Informationen geliefert. Imhoof ist beispielhaft gelungen, sein Material zu sichten, zu sortieren und zu konzentrieren.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)