Disney hat mit seiner Entscheidung wohl alles richtig gemacht. Doch wie geht es jetzt weiter?
Während Warner Bros. „Tenet“ in die Kinos brachte und damit eher mäßigen Erfolg hatte, scheint Disney inmitten der Coronakrise aufs richtige Pferdchen gesetzt zu haben. Die Neuverfilmung „Mulan“ wurde erstmals über den VIP-Zugang bei Disney+ für eine höhere Gebühr veröffentlicht. Und anscheinend darf sich Disney deswegen inmitten der Pandemie über einen Geldregen freuen.
Angeblich soll „Mulan“ Disney schließlich die stolze Summe von 261 Millionen US-Dollar eingebracht haben – und das nur in den USA! Die Analyse erreicht uns dank der Firma 7Park Data (via yahoo!finance). Laut deren Daten kauften in den USA gut 29 Prozent der Haushalte mit einem Disney+-Zugang „Mulan“ für 29,99 US-Dollar (in Deutschland kostet der Film nur 21,99 Euro). Offiziell ist nicht bekannt, wie viele der weltweiten 60 Millionen Abos auf die USA entfallen, die Firma rechnet aber mit 50 %. Entsprechend hätten ganze 9 Millionen US-Haushalte einen VIP-Zugang abgeschlossen und würden Disney eben einen Umsatz von 261 Millionen US-Dollar bescheren.
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Eine Auswahl präsentiert euch unser Video:
„Mulan“-Erfolg erklärt: Darum ist das Ergebnis so gut
Allerdings sind diese Zahlen nicht offiziell. Disney veröffentlichte lediglich das Statement, dass sie „sehr zufrieden“ mit dem Erfolg von „Mulan“ seien. Wenn die Analyse von 7Park Data auch nur annähernd richtig ist, darf Disney mehr als nur zufrieden sein. Solche Summen hätten sie mit einem normalen Kinostart wohl kaum eingenommen, wenn wir „Tenet“ zu Rate ziehen. Der Sci-Fi-Film von Christopher Nolan spielte weltweit bislang 207 Millionen US-Dollar ein. In China startete die Disney-Neuauflage gar in den Lichtspielhäusern, spielte dort aber mäßige 23 Millionen US-Dollar ein.
Was auch nicht vergessen werden darf: Die Einnahmen von Disney+ bleiben direkt bei dem Haus mit der Maus. Hätte der Konzern „Mulan“ ins Kino gebracht, müssten sie sich den Umsatz mit den Kinobetreiber*innen teilen. Man geht davon aus, dass gut 50 % am Einspielergebnis ans Filmstudio gehen. Um auf einen Gewinn von 261 Millionen US-Dollar für „Mulan“ zu kommen, hätte der Film in den Kinos also gut 520 Millionen US-Dollar einspielen müssen.
Selbst ohne eine Pandemie wäre das ein ambitioniertes Ziel gewesen. Zum Vergleich: „Aladdin“ spielte letztes Jahr in den USA 355 Millionen US-Dollar ein, „Die Eiskönigin 2“ kam auf 477 Millionen US-Dollar. Disney scheint also alles richtig gemacht zu haben. Die Frage ist: Was bedeutet das für die Zukunft?
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Für die Kinos könnten noch schwerere Zeiten anbrechen
Das mit Abstand größte Nachsehen haben die Kinobetreiber*innen. Ihnen entgehen dringend benötigte Einnahmen, wenn die Studios ihre großen Filme exklusiv über Streamingdienste zur Verfügung stellen. Disney und Co. betonen zwar, dass sie ihre Blockbuster wieder in die Kinos bringen, sobald sich die Lage beruhigt hat. Das könnte auch durchaus der Fall sein, allerdings könnte trotzdem eine neue Zeit für die Filmbranche angebrochen sein.
Bei solch hohen Gewinnen sind die Studios womöglich versucht, ihre Filme gleichzeitig zum Kinostart oder kurz danach auch im Stream anzubieten. Den Kinos wird das kaum schmecken, sie wehren sich seit Jahren gegen solch ein Szenario. Da sie aufgrund der Coronakrise aber finanziell ohnehin angeschlagen sind, müssten sie solch einem für sie mäßig guten Deal aber vielleicht wohl oder übel zustimmen.
Disney+-Start von „Black Widow“ wird immer wahrscheinlicher
Die aktuellere Frage ist, ob Disney weitere Filme im VIP-Zugang veröffentlicht. Offiziell war zunächst nur von „Mulan“ die Rede, wobei zugleich gesagt wurde, dass man den Erfolg genau beobachten werde. Der kann sich anscheinend sehen lassen, entsprechend spricht aus Disney-Sicht kaum etwas gegen eine Wiederholung. Zunächst könntet dieses Schicksal den neuen Pixar-Film „Soul“ erwarten. Der soll Stand jetzt am 26. November 2020 in den deutschen Kinos starten, Disney will den Release laut Berichten aber erneut verschieben. Womöglich streichen sie ihn sogar ganz und veröffentlichen den Animationsfilm exklusiv bei Disney+.
Das größte Fragezeichen steht aber zweifellos hinter „Black Widow“. Genau wie für „Soul“ soll Disney auch bei dem kommenden Film aus dem Marvel Cinematic Universe (MCU) nach einem neuen Kinostart suchen. Der fällt derzeit in Deutschland auf den 29. Oktober 2020. Einige Fans wünschen sich seit längerer Zeit, dass der wohl letzte MCU-Film mit Scarlett Johansson bei Disney+ erscheint, um ihn endlich sehen zu können. Immerhin sollte „Black Widow“ mal im April dieses Jahres starten.
Nach dem „Mulan“-Ergebnis könnte Disney definitiv versucht sein, auch hier zur VIP-Lösung zu greifen. Das Jahr 2020 kommt noch ohne MCU-Film aus, die Fans dürsten also wie erwähnt nach Nachschub. Angesichts der Popularität der Reihe dürfte „Black Widow“ sogar mehr Erfolg als „Mulan“ versprechen, zumal die Neuverfilmung von Kontroversen begleitet wurde. Darüber hinaus drohen Disney weitere Probleme, wenn sie das Marvel-Werk erneut und dann vielleicht sogar ins Jahr 2021 verschieben. Schließlich ist der MCU-Terminplan eng verwoben, verspätet sich „Black Widow“, müssen einige weitere Filme abermals verlegt werden.
Wenn die Analyse also tatsächlich korrekt ist, spricht derzeit wohl mehr für einen „Black Widow“-Start bei Disney+ als dagegen. Wir dürfen gespannt sein, wie sich Disney entscheidet.
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