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Mustang: Lale lebt mit ihren vier Schwestern in einem kleinen türkischen Dorf. Als sie auf dem Weg von der Schule nach Hause beim Schwimmen mit ein paar Jungs herumalbern, gibt es richtig Ärger, einen Skandal mit unerwarteten Folgen: gefängnisähnliche Zustände im Haus der Mädchen, ausgiebige Hausarbeit statt Schule und arrangierte Hochzeiten. Doch die Mädels setzen sich zur Wehr und versuchen mit allen Mitteln den Bevormundungen...

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Handlung und Hintergrund

Die jungen Schwestern Lale (Günes Sensoy), Nur (Doga Zeynep Doguslu), Ece (Elit Iscan), Selma (Tugba Sunguroglu) und Sonay (Ilayda Akdogan) haben einen unstillbaren Freiheitsdurst. In der türkischen Provinz wird ihnen ihr ungestümes Wesen zum Verhängnis. Statt nach der Schule wie immer nach Hause zu gehen, machen die Mädchen einen Abstecher zum Meer, wo sie im unschuldigen Spiel mit ihren männlichen Klassenkameraden im Wasser planschen. Die Dorfgemeinschaft sieht das als absoluten Skandal an. Die Schwestern haben gegen die strengen religiösen Sitten verstoßen und müssen nun mit allen Mitteln unterworfen werden. Ihr Onkel Erol (Ayberk Pekcan) und die Großmutter (Nihal Koldaş), bei denen die Mädchen seit dem Tod ihrer Eltern leben, sperren sie ins Haus ein. Es hagelt Schläge und Schimpftiraden. Statt zur Schule zu gehen, müssen sie lernen, wie man kocht, den Haushalt macht und eine gute Ehefrau wird. Unterdessen sucht die Familie nach Heiratskandidaten, um die Mädchen so schnell es geht in Zwangsehen zu stecken. Die Mädchen lassen sich jedoch nicht brechen und finden einen Weg, sich in ihrer eigenen eingeschworenen Gemeinschaft gegen die Zwänge aufzubäumen. Auch wenn die Dorfgemeinschaft sie mit aller Macht kontrollieren will, möchten sie ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen. Der türkische Coming-of-Age Film ist die erste Regiearbeit der türkischstämmigen Regisseurin Deniz Gamze Ergüven, die an der französischen Filmhochschule „La Fémis“ studierte. Das Drama um die unbeugsamen Schwestern wurde 2015 bei den Filmfestspielen von Cannes gezeigt. In ihrem Debüt will die junge Regisseurin die Mädchen zu Heldinnen machen, die sich gegen die konservative Stimmung in der Türkei auflehnen.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Deniz Gamze Ergüven
Produzent
  • Charles Gillibert,
  • Mine Vargi,
  • Frank Henschke,
  • Patrick Andre,
  • Anja Uhland
Co-Produzent
  • Mine Vargi,
  • Frank Henschke,
  • Anja Uhland
Darsteller
  • Günes Nezihe Sensoy,
  • Doga Zeynep Doguslu,
  • Elit Iscan,
  • Tugba Sungurolgu,
  • Ilayda Akdogan,
  • Nihal G. Koldas,
  • Ayberk Pekcan,
  • Busra Akkus,
  • Burak Yigit,
  • Erol Afsin
Drehbuch
  • Deniz Gamze Ergüven,
  • Alice Winocour
Musik
  • Warren Ellis
Kamera
  • David Chizallet,
  • Ersin Gok
Schnitt
  • Mathilde Van de Moortel
Casting
  • Harika Uygur,
  • Kristin Diehle

Kritikerrezensionen

    1. In einem Dorf, 2000 km entfernt von der Metropole Istanbul, leben fünf elternlose Schwestern im Haus des Onkels und der Großmutter. Als ihr harmloses Herumtollen am Strand einen Skandal auslöst, beginnt die streng muslimische Familie stärkere Kontrolle auf die Mädchen auszuüben. Schon die kleinste Abweichung vom traditionellen Leben wird mit Arrest und Ohrfeigen bestraft. Trotzdem schaffen es die Mädchen immer wieder aus ihrem von Koch- und Nähkursen bestimmten Alltag auszubrechen. Doch dann will die Familie die Mädchen schnellstmöglich verheiraten. MUSTANG ist einerseits ein Film über eine Familie, über Geschwister, andererseits über den Kampf gegen die kulturellen Zwänge einer veralteten und überholten Gesellschaftsform. Es geht schon lange nicht mehr um eine logische Erklärung für Verbote, sondern ums reine Einhalten der Pflichten, die die Religion auferlegt. Dabei gelingt es der Regisseurin Deniz Gamze Ergüven, diese spannende Geschichte auch erfrischend humorvoll zu erzählen. Das liegt vor allem an den beeindruckenden schauspielerischen Leistungen der fünf Hauptdarstellerinnen. Die Natürlichkeit und Verletzlichkeit sowie die im Laufe des Filmes zunehmende Stärke der jungen Frauen werden perfekt herausgearbeitet und dargestellt. Darüber hinaus wird man als Zuschauer einerseits Zeuge von der Unterdrückung in dieser konservativen Gesellschaft, aber auch von der Emanzipation der Schwestern. MUSTANG lässt den Zuschauer miterleben, reflektieren und regt zu Diskussionen über Gesellschaftsformen und dem Konflikt zwischen der modernen und der traditionellen Lebensweise an. Gerade in der heutigen Situation ein enorm wichtiger und politischer Beitrag, der den Zuschauer noch lange nach Filmende nachdenklich zurücklässt.

      Jurybegründung:

      Die fünf Schwestern, die die Heldinnen dieses Films sind, wirken wie Mustangs, also Wildpferde. Und erzählt wird davon, wie brutal und tragisch es ist, wenn sie eingepfercht werden. Sie leben in einem kleinen türkischen Dorf an der Schwarzmeerküste und tollen am Anfang des Films übermütig nach dem letzten Schultag vor den Sommerferien mit Mitschülern am Strand herum. Darüber empören sich einige Nachbarn. Die Großmutter sowie der Onkel, bei denen die Schwestern nach dem Tod ihrer Eltern leben, beschließen darauf hin, sie mit allen Mitteln zu zähmen. So wird ihr Elternhaus nach und nach mit Gittern und Schlössern zu einem Gefängnis für sie umgebaut. Statt weiter zur Schule zu gehen, lernen sie strenge Benimmregeln und sie werden auf ein Leben als Ehefrauen hin abgerichtet, denn nach und nach und so schnell wie möglich sollen sie verheiratet werden. All dies wirkt auch darum so eindrücklich, weil es in einer sommerlichen Idylle geschieht und die fünf Mädchen von Deniz Gamze Egüven als schöne, freiheitsliebende Geschöpfe gezeigt werden, die zusammen in intimen Szenen zu sehen sind, die aber nie voyeuristisch wirken. Sexualisiert werden ihr Benehmen und ihr Aussehen von den anderen, und diese Diskrepanz macht Egüven durch ihre nuancierte und effektvolle Inszenierung deutlich. So ist der letzte gemeinsame Ausbruch der Schwestern eine Fahrt zu einem Fußballspiel, bei dem nur Frauen im Stadion erlaubt waren. Diese Sequenz ist mit einer komödiantischen Ausgelassenheit inszeniert, die die folgenden Szenen umso verheerender wirken lässt. Das Publikum wird auch so intensiv in die Geschichte hinein gezogen, weil sie aus der Perspektive der jüngsten Schwester Lale erzählt wird, in deren Off-Kommentar geschickt Hinweise über den Fortgang der Geschichte gepflanzt werden („Erst viel später erfuhren wir…“ oder „Dies war das letzte Mal, dass wir alle gemeinsam…“). Wie raffiniert die Regisseurin erzählt, zeigt sich auch bei der tragischsten Sequenz des Films, in der völlig unerwartet ein Schuss zu hören ist, dessen tödliche Konsequenzen nicht gezeigt werden. Trotz allem erzählt sie keine deprimierende Leidensgeschichte, denn es gibt einen ironischen Dreh der Geschichte, bei der das Gefängnis der Mädchen plötzlich zu deren Festung wird. Nicht mehr sie werden eingeschlossen, sondern die anderen kommen nicht mehr hinein.
      Mustang ist mit seiner fundierten Kritik daran, wie Frauen in der Türkei behandelt werden, ein immens politischer Film. Vor allem ist er aber ein grandios erzähltes Drama, das auf allen Ebenen souverän in Szene gesetzt wurde.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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