Muttertag - Ein Taunuskrimi: Erster Taunuskrimis nach Nele Neuhaus, der nach dem Produzentenwechsel von all-in zur UFA entstand - eine dramaturgisch vorzüglich konzipierte Geschichte.
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ZDF.News und Stories
Julia Staskowiak21.02.2022
Nach über vier Jahren Pause meldeten sich Ermittlerin Sander und Kollege von Bodenstein mit einem neuen "Taunuskrimi" zurück. Wird es eine weitere Fortsetzung geben?
Besetzung und Crew
Regisseur
Produzent
Darsteller
- Tim Bergmann,
- Annika Kuhl,
- Marie-Lou Sellem,
- Andreas Lust,
- Daniela Holtz,
- Claudia Geisler,
- Tobias Langhoff,
- Cornelius Obonya,
- Sophie von Kessel,
- Max Hopp,
- Imogen Kogge,
- Camille Dombrowsky,
- Thomas Thieme,
- Harald Krassnitzer
Drehbuch
Kritikerrezensionen
Muttertag - Ein Taunuskrimi Kritik
Muttertag - Ein Taunuskrimi: Erster Taunuskrimis nach Nele Neuhaus, der nach dem Produzentenwechsel von all-in zur UFA entstand - eine dramaturgisch vorzüglich konzipierte Geschichte.
Erster Taunuskrimis nach Nele Neuhaus, der nach dem Produzentenwechsel von all-in zur UFA entstand - eine dramaturgisch vorzüglich konzipierte Geschichte.
An einem Sonntag im Mai 1981 hat Rita Reifenrath ihre Schutzbefohlenen auf der Wiese vor dem schlossähnlichen Kinderheim zum Muttertag versammelt, doch das Fest endet grausig: Die 15jährige Nachbartochter Nora ist im See ertrunken; offenbar ein Unfall. Niemand weiß, dass das Mädchen ermordet worden ist; außer dem Täter natürlich. „Muttertag“ ist der neunte „Taunuskrimi“ des ZDF nach einem Roman von Nele Neuhaus. Nach qualitativ passablem Start (2013) haben sich die Filme auch dank der Regie von Marcus O. Rosenmüller zu einer fesselnden Thrillerreihe entwickelt. Die Adaption der Romane hat zumeist Anna Tebbe besorgt, wie sich die Produzentin Annette Reeker als Autorin nennt. Damit ist nun Schluss, denn nach dem letzten Film („Im Wald“, 2018) hat Neuhaus die Filmrechte an die UFA vergeben, und das ist nicht die einzige Änderung: Annika Kuhl hat von Felicitas Woll die weibliche Hauptrolle übernommen. Immerhin ist Tim Bergmann der Reihe erhalten geblieben.
Während Rosenmüller viel Wert auf Spannung legte, ist Felix Herzogenraths Inszenierung deutlich kunstvoller. Die Bildgestaltung wirkt in ihrer Eleganz mitunter regelrecht anmutig. Das ästhetische Konzept, das der Regisseur gemeinsam mit Kameramann Felix Poplawsky erarbeitet hat, lässt „Muttertag“ deutlich aus dem Krimidurchschnitt herausragen. Mit beinahe jedem Szenenwechsel ist dank der Farbgebung eine neue Atmosphäre verbunden. Auf dem gleichen preiswürdigen Niveau bewegt sich die facettenreiche Musik von Florian Tessloff, die ständig für eine mindestens hintergründige, oft aber auch sehr zupackende Spannung sorgt.
Trotzdem lebt der Film letztlich natürlich von der Geschichte (Buch: Annika Tepelmann), die dramaturgisch zudem vorzüglich konzipiert ist. Auf die Bilder der jenseitig schönen Anfangssequenz folgt die triste Gegenwart. Das Haus, in dem Rita damals mit ihrer Kinderschar gelebt hat, ist heruntergekommen. Am Fuß der Treppe liegt der Hausherr, Theo Reifenrath, offenbar schon vor Tagen zu Tode gestürzt, und hätte er keinen Hund gehabt, wäre die Mordserie womöglich nie entdeckt worden: Im Zwinger entdeckt Pia Sander (Kuhl) eine Hand; unter dem Beton liegen drei weibliche Leichen. Archivrecherchen führen zu ähnlichen Fällen: Irgendjemand entführt offenbar an jedem Muttertag eine Frau. Die Spuren führen immer wieder ins Haus des Ehepaars Reifenrath.
Selbstredend ist die vermeintliche Idylle aus der Anfangssequenz des Films trügerisch. Die Heimleiterin (Imogen Kogge) entpuppt sich als furchtbare Frau, die ihre Schutzbefohlenen schon für geringfügige Vergehen grausam bestraft hat. Für die Figur des grimmigen Trinkers Theo Reifenrath konnten die Verantwortlichen Thomas Thieme gewinnen. Noch seltener spricht nur der dritte Gaststar: Harald Krassnitzer hat sichtliches Vergnügen an seinem Fallanalytiker, der bloß drei Sätze von sich gibt; aber die haben es in sich.
Viele Reihenkrimis verlieren an Spannung, weil die Besetzung prominenter Mitwirkender ein untrüglicher Hinweis darauf ist, wen das Publikum im Auge behalten sollte. Das ist bei „Muttertag“ zum Glück anders, denn mit Andreas Lust, Max Hopp und Cornelius Obonya bietet der Film gleich drei Verdächtige an. Die Rollen sind zudem mehr als bloß die üblichen Klischeefiguren, zumal die drei Schauspieler den Männern ganz unterschiedliche Abgründigkeiten verleihen. Die clevere Struktur des Zweiteilers mit seinen vielen Rückblenden führt gleich mehrfach zu Gänsehautmomenten, die anders als sonst in diesem Genre nicht aus Schockmomenten resultieren, sondern aus dem Bild, das sich ergibt, wenn Sander und Bodenstein wieder einen Teil des Puzzles zusammensetzen. Umso bedauerlicher, dass Herzogenrath viel zu früh verrät, wer für die Mordserie verantwortlich ist, weil die Musketiermaskerade des Killers zumindest für Krimifans zu leicht als solche zu erkennen ist.
Tilmann P. Gangloff.
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