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My Son, My Son, What Have Ye Done: Ein Sohn erschlägt seine Mutter mit einem Schwert. Als die Detectives Havenhurst (Willem Dafoe) und Rice (Michael Peña) an den Tatort kommen, erfahren sie nach und nach mehr über die eigenartigen Ereignisse, die Brad McCullum (Michael Shannon) zu seiner unglaublichen Tat geführt haben. Seine Verlobte Ingrid Gudmundson (Chloë Sevigny) berichtet ihnen über die Wesensveränderung des Mannes, der sich nun mit zwei Geiseln...

Handlung und Hintergrund

Detective Havenhurst wird zum Einsatz in die bessere weiße Vorstadt gerufen. In einer Villa liegt von einem Samuraischwert durchbohrt die reiche Mrs. Maccallum, höchst verdächtig ist ihr zuletzt sich sonderbar betragender Sohnemann, der nun in einem Gebäude ganz in der Nähe von einer wachsenden Polizeimacht belagert wird. Havenhurst hört sich die Freundin und den Schauspieldirektor des Toten an, erfährt von dessen ödipaler Beziehung zur Mutter und von jener Perureise, von der Brad Maccallum womöglich entscheidend verändert zurück kehrte.

In der Villenvorstadt verbarrikadiert sich ein Muttermörder (Michael Shannon). Detective Havenhurst (Willem Dafoe) geht seiner Motivation auf den Grund. Experimenteller Amoklauf-Thriller von Werner Herzog.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Werner Herzog
Produzent
  • David Lynch,
  • Jeff Rice,
  • Eric Bassett
Darsteller
  • Michael Shannon,
  • Chloë Sevigny,
  • Willem Dafoe,
  • Brad Dourif,
  • Michael Peña,
  • Bill Cobbs,
  • Udo Kier
Drehbuch
  • Werner Herzog,
  • Herbert Golder

Kritikerrezensionen

    1. Eigentlich ist dies ein True-Crime-Fall; aber wenn Werner Herzog im Regiestuhl sitzt und zudem David Lynch produziert hat, ist natürlich keine reale Krimigeschichte zu erwarten. Wie das Reale denn auch ohnehin eine Kategorie ist, die der Film nicht weiter tangiert.

      Vielmehr mischt Herzog komische Momente mit Elementen des Absurden, gar Surrealen, taucht mit filmischen Mitteln tief hinein in die Besessenheit, rollt nicht nur eine Mordgeschichte rückwärts auf, sondern auch die Geschichte eines Verrückten, und verquickt das mit archaischer griechischer Tragödie und leitmotivischen Betrachtungen von Vögeln – Straußen und Flamingos im Speziellen.

      Am Anfang fahren die Cops Havenhurst (Willem Dafoe) und Vargas (Michael Peña) zum Tatort. Eine Leiche, zerstückelt mit einem Schwert; die Zeuginnen sitzen noch in den Sesseln, während Havenhurst und Vargas mit dem Meterstab alles ausmessen, Vektorerstellung nach Himmelsrichtungen von Kaffeetassen und Tatwaffen. Dann wird bekannt: der Tatverdächtige hat sich verbarrikadiert mit zwei Geiseln, und während sich diese Situation anspannt, verhört Dafoe die Verlobte (Chloe Sevigny) und einen Freund des Geiselnehmers (Udo Kier), woraufhin sich in Rückblenen alles entfaltet, was mit Brad McCullum (Michael Shannon) los war.

      Shannons Spiel sticht heraus aus der Riege durchweg guter Schauspieler: verkniffen und grübelnd, mit langsamen, wohlgesetzten Bewegungen, stierem Blick, tiefen Falten um Augen und Mund, einer, der sich gerade entrückt von der wirklichen Welt, der im Wahn lebt. Er folgt nur noch seiner inneren Stimme, sagt er, hat in einem Blues-Song Gott gehört, ist einerseits sprunghaft, andererseits sehr bestimmt und beherrscht. Empfindsam und hart und völlig durchgeknallt, so stellt sich Brad dar in den Rückblenden. Und Herzog belässt es nicht bei diesem packenden Psychoporträt.

      Sondern fügt diesem Bild von Besessenheit eine überfürsorglich-penetrante Mutter bei, wie sie sich Hitchcock nicht besser hätte ausdenken können, und lässt als eine Art Rahmen eine kleine Cop-Komödie abspielen mit Dafoe, dem Erfahrenen, und Peña, dem Neuling, der immer wieder ins Fettnäpfchen tappt.

      Und er geht noch weiter: Indem er das Setdesign die Hölle von Suburbia, in der Brad nichts anderes übrigbleibt als sich in einen Gotteswahn zu flüchten, in den leuchtendsten Farben ausmalt: vornehmlich in Flamingorosa. Und lässt über diese ins Absurde schweifende Welt noch das Skurril-Groteske drüberlaufen, indem er die Filmbilder selbst aufmischt und aufbricht, immer wieder ihren Lauf aufhält. Die Figuren bewegen sich dann plötzlich ganz langsam, die Schauspieler spielen Zeitlupe; es gibt absurde Dialogfetzen; wunderbare Bilder, die wenig mit dem Rest zu tun haben, von einer Straußenfarm, oder im Winterwald den Entwurf eines Werbespots mit einem Kleinwüchsigen, der auf einem Pony reiten soll, im Wettlauf mit einem Strauß.

      Bilder, Momente, Szenen sind das, die – indem sie die Oberfläche des Films aufbrechen – die dahinterliegende Verlorenheit und Unerklärlichkeit des Daseins und des menschlichen Handelns beleuchten; so dass sich eben tatsächlich Herzog und Lynch aufs Trefflichste begegnen.

      Fazit: Die Herzogsche Version lynchesker Vorstadthölle: Der Wahnsinn ist nicht weit in diesem absurd-skurril-surrealen Kriminal-Psychogramm.
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