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My Sweet Pepper Land: Baran, einst ein Held des kurdischen Unabhängigkeitskrieges, lebt unter dem Gefühl, dass er für die Gesellschaft nicht mehr von Nutzen ist, seit ein Frieden in Form einer Waffenruhe eingekehrt ist. Trotzdem erklärt er sich bereit, einen Polizeidienst in einem kleinen Tal anzutreten, das im Grenzgebiet zwischen Türkei, Iran und Irak gelegen ist. In dem gesetzlosen Niemandsland angekommen, weigert sich Baran, sich...

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Handlung und Hintergrund

Der nach der Staatsgründung unbeschäftigte Unabhängigkeitskämpfer Baran sucht nach einem Intermezzo in seiner Heimatstadt die Herausforderung - und er soll sie bekommen: Im Bradost-Gebirge, einer gottverlassenen Grenzregion zwischen Iran und Türkei, nimmt er den Posten des Polizei-Chefs an. Dort steht er mit der idealistischen Junglehrerin Govend auf verlassenem Posten dem Dorfpaten Aziz gegenüber, der mit Kalaschnikow und Korruption im Schmuggler-Mekka regiert. Der knallharte Kriminelle und seine Mannen denken gar nicht daran, sich Recht und Gesetz zu beugen.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Hiner Saleem
Produzent
  • Marc Bordure,
  • Robert Guédiguian
Co-Produzent
  • Hiner Saleem
Darsteller
  • Golshifteh Farahani,
  • Korkmaz Arslan,
  • Suat Usta,
  • Fayyaz Doman,
  • Mir Murad Bedirxan,
  • Tarik Akrevi,
  • Véronique Wüthrich
Drehbuch
  • Hiner Saleem,
  • Antoine Lacomblez
Musik
  • Golshifteh Farahani
Kamera
  • Pascal Auffray
Schnitt
  • Sophie Reine

Kritikerrezensionen

    1. Mit "My Sweet Pepper Land“, benannt nach einer eher unwirtlichen Dorfkneipe, schuf Hiner Saleem einen ruhigen kurdischen Western zwischen trockener Komik, einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte und einem kritischen Kurdistan-Porträt nach der Saddam-Ära. Bereits mit Filmen wie "Wodka Lemon“ und "Dol – Tal der Trommeln“ bewies Saleem seine Vorliebe für Melancholie und bissigem Humor. Wo sein zweiter Film "Wodka Lemon“ noch stärker vom skurrilen Witz im Stile Aki Kauriskmäkis geprägt war, standen in späteren Arbeiten die gewaltige Imposanz von fast ausgestorbenen Landschaften einer Atmosphäre aus Verlorenheit und Einsamkeit gegenüber.

      Während Hiner Saalem seine Filme stets mit Hilfe europäischer Finanziers produzieren konnte, drehte er zwischenzeitig ganz in Frankreich. Nach dem Fall Saddam Husseins kehrte er mit "My Sweet Pepper Land“ aus dem Exil zurück, wobei ihn seine Heimat mittlerweile an die Zustände im Wilden Westens erinnern. Ganz so satirisch wie der makabere Prolog über eine schwierige Hinrichtung mit Seitenhieben auf Bürokratie und Vergangenheitsbewältigung fällt der restliche Film zwar nicht aus. Doch seinen Sinn für die Absurditäten des Alltags verliert Saleem in dieser sozialen, poetischen Bestandsaufnahme in Folge nicht.

      Im Fokus stehen zwei starke Charaktere, die sich gegen alle Widerstände zur Wehr setzen. Nicht unterkriegen lässt sich Dorfsheriff Baran in einem Schwarzmarkt- und Schmuggler-Mekka, da er Zwänge verabscheut und nach eigenen Worten keine Selbstbeherrschung besitzt. Sein Musikgeschmack pendelt zwischen Klassik und Elvis Presley, was Regisseur Saleem Gelegenheit gibt, die traditionellen Perkussions- und Westernklänge des Soundtracks mit Elvis-Klassikern zu kontrastieren.

      Einmal mehr verkörpert Golshifteh Farahani ("Stein der Geduld“), ebenfalls eine Pariser Exilantin, eine starke Frau, ausgestattet mit Selbstbewusstsein und eigenen Vorstellungen. Daher verwundert es nicht, dass Govend in einer patriarchalischen Welt sowohl bei ihrer Familie als auch innerhalb der Dorfgemeinschaft auf Gegenwehr stößt. Wissen und Kultur stehen zwischen Korruption und Kapitalismus auf verlorenem Posten. In diesem Niemandsland bieten besonders die Frauen der männlichen Macht Paroli. Die Rebellengruppe besteht ausschließlich aus jungen Frauen, die mit Gewalt gegen die herrschenden Zwänge vorgehen. Laut Regisseur Saleem stellen sie ein Tribut an eigene Bekannte dar, die einst in entlegenen Gegenden unter schwierigen Bedingungen arbeiten mussten.

      Dabei bediente er sich bewährter Western-Standards mit Ingredienzien wie den ermordeten Amtsvorgänger als böses Omen, einem "Mexican Standoff“ oder dem per Parallelmontage voran getriebenen Showdown. Ein wenig löst Saleem den Konflikt schließlich mit dem Holzhammer, doch sein bissig erzählter Appell für ein neues Kurdistan besitzt einen erfrischenden Ansatz und baut letztlich auf die Macht der Jugend.

      Fazit: Zwischen langsamem Spätwestern, politischer Utopie und ironischen Humor appelliert "My Sweet Pepper Land“ für ein autonomes Kurdistan und der Abkehr von überkommenen Riten.
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