FBW-Pressetext:
Pauls Vater ist seit einem Jahr, als er eine geheimnisvolle Höhle ganz in der Nähe erforschen wollte, verschollen. Doch Paul lässt das Geheimnis, dem der Vater auf der Spur war, nicht ruhen. Und so macht er sich mit seinem besten Freund Max auf den Weg, die Höhle zu finden. Und damit vielleicht auch seinen Vater. Regisseur André Hörmann (Co-Regie Katrin Milhahn) erzählt in seinem Langfilmdebüt eine mitreißende Freundschaftsgeschichte, die von herausragenden Nachwuchsdarstellern und einer spannenden Handlung getragen wird.
Schon in der ersten Einstellung des Films (Kamera: Michael Hammon) wird klar, dass Levi Eisenblätter die perfekte Wahl für die Darstellung des sensiblen und doch entschlossenen Paul ist. Seine natürliche Präsenz und das authentische Spiel machen Eisenblätter in der Rolle zur perfekten Identifikationsfigur. Und Jonas Oeßel als Pauls Freund steht ihm in nichts nach. Die beiden sind vom Charakter her unterschiedlich, doch stellen absolut glaubwürdig beste Freunde dar, die sich auch mal streiten können, um dann in wichtigen Momenten doch füreinander da zu sein. Entstanden im Rahmen der Initiative „Der besondere Kinderfilm“, verhandelt der Film (Drehbuch verfasst von Katrin Milhahn, co-verfasst von André Hörmann) viele Probleme, die von Kindern und Jugendlichen sehr gut nachvollzogen werden können. Der Verlust eines Elternteils, Mobbing in der Schule, Außenseitertum und das Überwinden eigener Ängst. Doch neben all diesen Elementen kommt dank gekonnter filmkünstlerischer Mittel wie Lichtsetzung, Musik und Montage auch die filmische Spannung nie zu kurz. Eine fast schon gruselige Atmosphäre im dunklen Wald und in der geheimnisvollen Höhle und viele überraschende Wendungen machen aus DER NACHTWALD einen spannungs- und reizvollen Abenteuerfilm, der nicht nur das jugendliche Kinopublikum fesseln und berühren wird..
FBW-Jury-Begründung:
„Man muss im Leben so viel träumen, wie man nur kann, denn was man träumen kann, das kann man auch erreichen.“ NACHTWALD beginnt wie ein typischer Vater-Sohn-Film: Die beiden Männer des Hauses verbringen Zeit wie echte „Buddys“. Und Pauls Vater glaubt wirklich an seine Träume. Vor allem glaubt er an ein gigantisches Höhlensystem im Ursulenberg. Aber weil ihn die Leute im Dorf für einen Spinner halten, macht er sich alleine auf den Weg, die sagenumwobenen Höhlen zu finden. Eine Suche, von der er nicht mehr zurückkehren wird. Ein Jahr darauf bricht Paul auf, um den Spuren seines Vaters zu folgen. An seiner Seite sein Kumpel Max. Die anfänglichen, vielleicht ein wenig zu satt aufgetragenen Jugendfilmklischees fängt NACHTWALD ziemlich schnell wieder auf und macht sie mehr als wett durch eine äußerst authentische, großartig erzählte Geschichte.
Mit einem fantastischen Gespür für Atmosphäre erzählt André Hörmann die Geschichte einer Spurensuche. Zwei Jungs, die nicht unbedingt zu den angesehensten der Klasse zählen, tun sich zusammen und erleben die Sommerferien ihres Lebens. Schön ist, so die Jury, dass Hörmann keinen US-amerikanischen oder angelsächsischen Vorlagen nachgeeifert hat, sondern eigenständig und frei in Szene setzt. Dass sein Film dabei nie steif oder pädagogisierend deutsch wirkt, ist umso beeindruckender. Immer wieder schafft es Hörmann, den inhaltlichen Fokus des Films so raffiniert zu setzen, dass die Geschichte weder überdreht noch langweilig wirkt. Pauls Sehnsucht nach dem Vater wird durch die Entdeckung dessen Tagebuchs aufgefangen, in dem Paul, gut in Rätselform verpackt, den Zugang zur geheimnisvollen Höhle finden wird. Ein prima Einfall, der sicherlich bei der Zielgruppe gut ankommen wird.
NACHTWALD ist tatsächlich ein herausragendes deutsches Jugendfilmabenteuer, das auch mit sensiblen Tönen umzugehen weiß und - um beim Bild zu bleiben - den Ton dann auch trifft! Das erkennt die Jury nicht nur in Pauls Trauer um den verschollenen Vater, bzw. dessen Abneigung des neuen Freundes der Mutter. Auch in der Darstellung der Freundschaft zwischen Paul und Max zeigt sich Hörmann mutig, weil er die bei Freundschaften im Alter von Paul und Max auch in der Realität häufiger zu findenden Anklänge gleichgeschlechtlicher Zuneigung nicht ausblendet, sondern mit reichlich Witz auffängt.
Mit NACHTWALD hat André Hörmann nicht nur auf ein tolles Drehbuch zurückgreifen können, sondern auch auf zwei echte Schauspieltalente. Levi Eisenblätter als Paul und Jonas Oeßel als dessen Freund Max verfügen nicht nur über großartige Kamerapräsenz, sondern agieren auch außergewöhnlich authentisch. Allein die Statisten hätten, nach Ansicht der Jury, besser geführt werden können. Gemessen an dem, was die beiden Jungen durchgemacht haben, wirken Rettungsdienste und Polizei letztlich befremdlich distanziert und relativ unsensibel. Das ist de facto schade für ein bis dahin so leidenschaftliches Jugendabenteuer.
NACHTWALD ist eine großartige Geschichte von Freundschaft, vom Scheitern und auch vom Weitermachen, das der Jury ausnehmend gut gefallen hat. Nach Darlegung aller Argumente entschließt sich die Jury daher gerne, dem Film das Prädikat „besonders wertvoll“ zu verleihen.
FBW-Jugend-Filmjury:
(www.jugend-filmjury.com)
Das wird der beste Sommer meines Lebens, sagt Max, bevor er mit seinem Freund Paul zu Beginn der Sommerferien von zu Hause abhaut. Das ist der beste Sommer, meint der zwölfjährige, zurückhaltende Paul am Ende ihrer Suche nach Pauls Vater und einer Höhle. Zwischen diesen beiden Sätzen liegt eine ganze Entdeckungsreise zweier Jungs. Pauls Vater, den sie im Dorf als Spinner und Eigenbrötler bezeichnen, ist seit einem Jahr spurlos verschwunden. Paul vermisst ihn und er will den anderen beweisen, dass weder sein Vater noch er verrückt sind. Als dann der neue Freund der Mutter zu ihnen ziehen möchte, wird es Paul zu viel und er beschließt, sich auf die Suche nach der Höhle im nahe gelegenen Ursulenberg zu machen. Denn sein Vater glaubte daran, dass es die beschriebene große Höhle mit einem Nonnenkloster aus der Sage „Der Ursulenberg bei Pfullingen“ tatsächlich gibt. Mit Hilfe des Notizbuches seines Vaters will Paul die Theorie des Vaters belegen. Auf diesem Abenteuer begleitet ihn Max. Max ist dick, sensibel, witzig und gibt sich deswegen selbst den Spitznamen „Fatboy“. Paul tauft er auf den Namen „Crazykid“. Auf ihrem gemeinsamen Weg in den dunklen Wald der schwäbischen Alb erleben die beiden Jungen viele Höhen und Tiefen bei ihren aufregendenen Erlebnissen. Sie klauen Süßigkeiten und ein Erotik-Magazin aus einer Tankstelle, flüchten vor der Polizei, essen Pilze aus dem Wald, streiten und raufen sich. Diese und noch viele weitere Erfahrungen vertiefen ihre Freundschaft und verändern die beiden in ihrem Selbstbild und ihrem Denken nachhaltig. Sie lernen sich persönlich und gegenseitig auf eine Weise kennen, wie sie es nie gedacht hätten. Wir können zusehen, wie sie zu zweit unbeschwert durch die Wälder streifen und die Freiheit genießen. Die Gegend und Landschaftsaufnahmen haben uns gefallen. Wie die beiden an sich wachsen, bekommen wir als Zuschauer mit, da die Handkamera an den Figuren dran bleibt und die Suche nach dem verschwundenen Vater mit viel Ruhe und sehr langsam erzählt wird. Uns hat die schauspielerische Leistung von Levi Eisenblätter und vor allem Jonas Oeßel beeindruckt. Gerade in den dramatischen Szenen haben sie uns überzeugt und ihre Emotionen glaubhaft rübergebracht. Unserer Meinung nach ist die Geschichte rund um Max und Paul ein langsam erzählter Abenteuer- und Familienfilm in einer sommerlichen, manchmal mysthischen Athmosphäre, der hin und wieder Längen hat. Wir würden den Film hauptsächlich (aber nicht nur) für Jungen ab 10 Jahren empfehlen.
spannend: 3 Sterne
geheimnisvoll: 3 Sterne
freundschaftlich: 4 Sterne
abwechslungsreich: 4 Sterne
erlebnisreich: 4 Sterne
Gesamtbewertung: 3,5 Sterne.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)