Western-Fans dürften aufgeregt aufhorchen: Autor Cormac McCarthys brutaler Westernklassiker „Die Abendröte im Westen“ wird vom „The Road“-Regisseur verfilmt.
Nur allzu gerne wird der im vergangenen Jahr verstorbene Romanautor Cormac McCarthy als Nihilist bezeichnet. Ja, seine Werke wie „Kein Land für alte Männer“, „Die Straße“ und vor allem „Die Abendröte im Westen“ mögen nihilistische Züge gehabt haben, zeichneten sich aber auch durch eine unfassbare Finsternis aus. Die Finsternis aber war stets das Licht, das auf die Menschlichkeit verwies. Ein Licht, das man nicht sehen, nur erahnen konnte – so wie in „Die Straße“, wenn ein Vater und sein Sohn trotz all der Trostlosigkeit versuchen, sich ihre Würde und ihre Moral zu bewahren. Der unter anderem mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete McCarthy verstand es, die schonungslose Wahrheit über das gnadenlose Wesen des Menschen zutage zu fördern; nicht böse, nicht gut, einfach nur opportun und pragmatisch.
Viele seiner Werke wurden in der Vergangenheit bereits verfilmt. Besonders hervorzuheben sind dabei „No Country for Old Men“ von Joel und Ethan Coen sowie „The Road“ von John Hillcoat. Letzterer wird sich laut Deadline nun an eine von McCarthys bedeutendsten Werken herantrauen und „Die Abendröte im Westen“ (im Original „Blood Meridian Or The Evening Redness in the West“) verfilmen.
Eine aufsehenerregende Meldung, denn die an historische Ereignisse um die sogenannten „Indianerkriege“ im Jahr 1849 angesiedelte Geschichte ist in ihrem Kern so aktuell wie schon lange nicht mehr: Ein 14-jähriger Junge schließt sich der Glanton-Bande um John Joel Glanton und Judge Holden an. Diese Gruppe an blutrünstigen Ex-Soldaten, Abenteurern und Desperados macht im mexikanisch-amerikanischen Grenzgebiet als Kopfgeldjägerbande Jagd auf Ureinwohner*innen der Comanchen und Apachen, massakriert und skalpiert sie. Doch die gesetzlosen Bluthunde machen bald keine Ausnahmen mehr und metzeln im brutalen Blutrausch einfach alle Menschen nieder. Dabei hinterlassen sie eine destruktive Blutspur, die bald andere Bluthunde anlockt.
Manche bezeichnen „Die Abendröte im Westen“, die 1985 veröffentlicht wurde, als McCarthys Opus magnum, obwohl er sich durch eine unfassbare Brutalität und menschliche Kälte und Gleichgültigkeit von anderen Western abhebt. Werden diese Elemente richtig umgesetzt und auf die Leinwand adaptiert, entstehen Meisterwerke wie die genannten Filme der Coen-Brüder und von Hillcoat. Versteht man das Ausgangsmaterial falsch und reduziert es auf seine Schauwerte, kommt „The Counselor“ von Ridley Scott bei raus.
Falls ihr lieber einen klassischen Western sehen wollt, dürfte euch „Horizon“ (deutscher Kinostart von Teil 1 am 22. August 2024) von und mit Kevin Costner gefallen. Den Trailer dazu seht ihr hier:
„Blood Meridian“: „The Road“-Regisseur adaptiert das blutrünstige Werk
Mit Regisseur John Hillcoat und Autor John Logan sind zwei erfahrene Filmemacher mit der Verfilmung beauftragt. Hillcoat hatte bereits mit „The Road“ bewiesen, dass er Cormac McCarthy verstanden hat. Umso spannender dürfte es also sein, zu sehen, wie er „Die Abendröte im Westen“ umsetzen will. Der 64-Jährige selbst zeigt sich voller Vorfreude:
„Nachdem wir über Jahre davon geträumt haben, dieses großartige Werk zu verfilmen, und nachdem wir mit Cormac McCarthy über Ideen für die Umsetzung diskutiert hatten, freuen wir uns, dass Autor John Logan mit seiner Leidenschaft und seinem Verständnis für Cormacs Sensibilität dazu beitragen wird, ‚Die Abendröte im Westen‘ zu verfilmen.“
Logan, der etwa für die Drehbücher zu „Gladiator“, „Skyfall“ und „Aviator“ verantwortlich zeichnete, zählt „Die Abendröte im Westen“ zu seinen Roman-Favoriten:
„Es ist ein majestätisches, wunderschönes und kompromissloses Buch – und ich bin begeistert, dass ich dazu beitragen kann, Cormac McCarthys düsteres Meisterwerk auf die Leinwand zu bringen.“
Apropos, die meisten Filme tragen während der Produktion einen Arbeitstitel. Erkennt ihr die Endresultate anhand ihrer vorläufigen Titel? Wagt euch an unser Quiz: