Anzeige
Anzeige
Für Links auf dieser Seite erhält kino.de ggf. eine Provision vom Händler, z.B. für mit oder blauer Unterstreichung gekennzeichnete. Mehr Infos.

Nur eine Frau: Aynur entscheidet sich, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Dafür bricht sie mit den Traditionen und schürt den unberechenbaren Zorn ihrer Familie...

Handlung und Hintergrund

Die lebensfrohe Aynur (Almila Bagriacik) wuchs mit ihrer aus der Türkei stammenden Familie in Berlin auf. Mit 15 Jahren wurde sie in Istanbul mit ihrem Cousin zwangsverheiratet. Bereits schwanger flieht sie vor ihrem gewalttätigen Ehemann zurück nach Berlin. Doch von ihrer Familie kann sie keine Hilfe erwarten, denn sie hat mit den Traditionen gebrochen und Schande über ihre Familie gebracht.

Davon lässt sich Aynur nicht unterkriegen, nach der Geburt ihres Sohnes sucht sie sich eine eigene Wohnung, holt ihren Schulabschluss nach und macht eine Ausbildung. Die selbstbestimmte und freiheitsliebende Frau legt ihr Kopftuch ab, geht mit Freundinnen aus und verliebt sich – in einen Deutschen (Jakob Matchenz).

Das neue Leben, das Aynur nun führt, schürt den unberechenbaren Zorn ihrer Familie und vor allem ihrer Brüder. Beleidigungen und Drohungen nehmen zu, dennoch sucht Aynur immer wieder den Kontakt zu ihrer geliebten Familie.

Anzeige

Eines Abends eskaliert die Situation: Aynur streitet mit ihrem Bruder Nuri (Raunand Taleb), begleitet ihn im Anschluss dennoch zur nahe gelegenen Bushaltestelle. Dort zieht er eine Pistole und zielt auf seine eigene Schwester.

Im Trailer könnt ihr einen ersten Blick auf die Verfilmung des Schicksal von Hatun Aynur Sürücü werfen:

„Nur eine Frau“ – Hintergründe

14 Jahre nach der Ermordung von Hatun Aynur Sürücü durch ihren Bruder kommt mit „Nur eine Frau“ der erste Spielfilm über das Leben der jungen Deutsch-Türkin in die Kinos. Dabei löst Regisseurin Sherry Hormann gekonnt ihre Hauptfigur aus der Rolle des Opfers und macht Aynur zur aktiven Protagonistin, lässt sie selbst sprechen, ihr Leben Revue passieren und reflektiert kommentieren.

Almila Bagriacik („4 Blocks“) spielt überaus überzeugend die junge, selbstbestimmte Aynur und verleiht ihren Kommentaren eine angenehm sympathische Berliner Schnoddrigkeit. Als Aynurs Bruder Nuri sehen wir Raunand Taleb, der ebenso wie Bagriacik Teil der Serie „4 Blocks“ ist, außerdem Aram Arami, der sich in der „Fack Ju Göhte“-Reihe einem größeren Publikum präsentieren konnte.

Anzeige

Das Drama regt die Debatte um den sogenannten „Ehrenmord“ neu an und ist bereits für mehrere nationale und internationale Filmpreise nominiert.

„Nur eine Frau“ – Kinostart und FSK

In Deutschland startet „Nur eine Frau“ am 09. Mai 2019 in den Kinos und hat eine FSK-Altersfreigabe ab 12 Jahren erhalten.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Sherry Hormann
Darsteller
  • Almila Bagriacik,
  • Meral Perin,
  • Özgür Karadeniz,
  • Rauand Taleb,
  • Armin Wahedi,
  • Mürtüz Yolcu,
  • Mehmet Atesci,
  • Aram Arami,
  • Merve Aksoy,
  • Jacob Matschenz,
  • Idil Üner,
  • Lara Aylin Winkler,
  • Lina Wendel
Drehbuch
  • Florian Oeller
Musik
  • Fabian Römer,
  • Jasmin Shakeri
Kamera
  • Judith Kaufmann
Schnitt
  • Bettina Böhler

Kritikerrezensionen

    1. FBW-Pressetext:

      Das von Sherry Hormann inszenierte und von Sandra Maischberger produzierte Drama erzählt die wahre Geschichte der Hatun Aynur Sürücü; die im Jahr 2005 von ihrem eigenen Bruder auf offener Straße ermordet wurde. Durch die intensive Darstellung Almila Bagriaciks und die glaubwürdige Rekonstruktion der Ereignisse bringt dieser beeindruckende Film dem Zuschauer das Schicksal von Aynur nahe.

      Auf kluge Weise verknüpft Sherry Hormann Realität und Fiktion, in dem sie auch Originalbilddokumente einblendet und so die Erinnerung daran, dass es sich hier um eine wahre Geschichte handelt, aufrechthält. Kamera und Erzählung (Drehbuch: Florian Oeller) sind extrem dicht an den Personen und lassen die inneren und äußeren Konflikte der Figuren deutlich werden. Dabei dämonisiert der Film niemanden und zeigt - auch durch die sehr gute Darsteller*innenleistung- klar, dass auch die Täter innerhalb ihrer gesellschaftlichen und religiösen Strukturen gefangen sind. Als Gegenbeispiel existieren im Film aber auch andere Formen des Islam und Menschen, die mit Toleranz und dem Wunsch nach einem gleichberechtigten Miteinander agieren. Durch die Kommentierung der Hauptfigur im Off kann man als Zuschauer sehr nah Aynurs Schicksal folgen und ihre Perspektive einnehmen. Hormann und Oeller erzählen konsequent und klar und machen deutlich, was für eine starke Persönlichkeit Aynur war. Betont wird dies auch durch das überzeugende Spiel von Almila Bagriacik, die Aynur nicht als reines Opfer wirken lässt, sondern zeigt, wieviel Stolz, Lebensfreude und auch Wut in dieser jungen Frau steckten. Ohne einen moralischen Zeigefinger zu erheben, zeigt NUR EINE FRAU auf, wie sehr die Gleichberechtigung von Frauen, die in unserem Land so selbstverständlich zu sein scheint, in manch extremen Bereichen fehlt. Und dass Frauen wie Aynur in ihrem Kampf um eben jene Gleichberechtigung nicht alleine gelassen werden dürfen. Ein wichtiger differenzierter Film zu einem immer noch hochaktuellen Thema.

      FBW-Jury-Begründung:

      Wir schreiben das Jahr 2005. Mitten in Berlin wird Aynur von ihrem jüngeren Bruder Nuri auf offener Straße erschossen. Es ist ein sogenannter „Ehrenmord“. 14 Jahre später beschließen die Produzentin Sandra Maischberger und Regisseurin Sherry Hormann, das Schicksal von Aynur zu einem Film zu gestalten. Florian Oellers Drehbuch basiert auf akribischen Recherchen aus Aynurs persönlichem Umfeld, Gerichtsakten und bislang unveröffentlichten Gesprächen mit ihrer Familie, den Tätern, Freundinnen und Freunden Aynurs und der bis heute im Zeugenschutzprogramm befindlichen Kronzeugin. Wie erzählt man so eine Geschichte? Die große Stärke von Drehbuch und Film ist, die tote Aynur aus dem Off ihre Geschichte selbst erzählen zu lassen.
      Aynurs Eltern sind in den 1970er Jahren aus Ostanatolien nach Berlin-Kreuzberg gezogen, wo Aynur und fast alle ihrer acht Geschwister auch geboren wurden. Aynurs Familie unterscheidet sich von vielen anderen muslimischen Familien durch ein streng konservatives und patriarchalisches Diktat, das von einem westlichen Lebensstil für Frauen nur wenig hält. Aynur ist 15, ein sehr willensstarkes und selbstbewusstes Mädchen, das gerne auf das Gymnasium geht und ihren Freundeskreis und Musik liebt, aber auch ihre Familie. Nun entscheidet der Vater, dass sie die Schule verlassen muss und den von ihm als Ehemann ausgewählten Cousin in Istanbul heiraten muss. Ein Mann, der sie brutal schlägt, auch als sie schon schwanger ist. Sie flieht zur Familie zurück nach Berlin, wo sie sich den familiären Traditionen unterwerfen muss. Sie darf der Mutter im Haushalt helfen und putzen, das Haus nicht allein verlassen und ihre Schulausbildung nicht beenden. Als ihr Sohn Can zur Welt kommt, wird die Situation noch unerträglicher. Der Drang nach Freiheit und einem anderen Leben ist für Aynur zu groß. Sie bricht aus, nimmt sich eine eigene Wohnung, arbeitet und beginnt mit einer Berufsausbildung und lebt ihr Leben, wie sie es für sich richtig findet. Ein Leben, das für ihre Familie nicht akzeptabel ist und so greift die brutale Tradition: Der jüngste Bruder muss mit der Tötung der Schwester die Familienehre wieder herstellen. Eine Tat, an deren Durchführung Aynur bis zuletzt nicht glauben will, denn trotz allem liebt sie ihre Familie noch immer und schlägt sogar die warnenden Worte des ältesten Bruders aus, der sie nach Köln in Sicherheit holen möchte.
      Aynur erzählt ihre Geschichte aus dem Off scheinbar dokumentarisch authentisch und macht den Film dadurch nicht nur formal außergewöhnlich sondern öffnet auch sehr deutlich ihre Sicht durch ihre persönliche Wertung. Der Zuschauer wird sehr dicht an das Geschehen und die präzise charakterisierten Protagonisten herangeführt. Das lässt nicht kalt, man leidet mit Aynur mit, auch aufgrund des eindrucksvollen Spiels der Hauptdarstellerin. Sorgfältig ist der szenische Aufbau und erlaubt so einen klaren Blick auf das Leben von Aynurs Familie, auch auf ihr religiöses Leben, so dass die letztliche Eskalation des Geschehens nachvollziehbar ist. Der Film verzichtet wohltuend auf eine Dämonisierung der Täter und differenziert glaubwürdig zwischen den verschiedenen Formen des Islam. Ein Film, der klare Worte spricht, aber nicht anklagt und verurteilt.

      Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
      Mehr anzeigen
    Anzeige