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Nymphomaniac 1: An einem kalten Winterabend findet der Junggeselle Seligman eine übel zugerichtete Frau in einer Gasse hinter seinem Haus. Er nimmt Joe, die sich selbst als Nymphomanin bezeichnet, mit in seine Wohnung, wo er ihre Wunden versorgt und sie fragt, was ihr passiert ist. Ein langes, intimes und detailreiches Gespräch entspinnt sich. Aufmerksam hört der ältere Mann zu, während Joe - in acht Kapiteln - die lustvolle, verzweigte...

Handlung und Hintergrund

An einem kalten Winterabend findet der Junggeselle Seligman eine übel zugerichtete Frau in einer Gasse hinter seinem Haus. Er nimmt Joe, die sich selbst als Nymphomanin bezeichnet, mit in seine Wohnung, wo er ihre Wunden versorgt und sie fragt, was ihr passiert ist. Ein langes, intimes und detailreiches Gespräch entspinnt sich. Aufmerksam hört der ältere Mann zu, während Joe - in acht Kapiteln - die lustvolle, verzweigte und facettenreiche Geschichte ihres Lebens, von ihrer Geburt bis zu ihrem 50. Lebensjahr, erzählt.

An einem kalten Winterabend findet der Junggeselle Seligman eine übel zugerichtete Frau in einer Gasse hinter seinem Haus. Er nimmt Joe, die sich selbst als Nymphomanin bezeichnet, mit in seine Wohnung, wo er ihre Wunden versorgt und sie fragt, was ihr passiert ist. Ein langes, intimes und detailreiches Gespräch entspinnt sich. Aufmerksam hört der ältere Mann zu, während Joe - in acht Kapiteln - die lustvolle, verzweigte und facettenreiche Geschichte ihres Lebens, von ihrer Geburt bis zu ihrem 50. Lebensjahr, erzählt.

Eine selbsterklärte Nymphomanin lässt aus gegebenem Anlass ihr ereignisreiches Leben Revue passieren. Sex, schwarzer Humor, und die Dinge des Lebens in einem um kulturelle Querverweise nicht verlegenen Kinoexperiment.

News und Stories

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Lars von Trier
Produzent
  • Peter Aalbæk Jensen,
  • Marie Cecilie Gade,
  • Peter Garde,
  • Louise Vesth
Darsteller
  • Charlotte Gainsbourg,
  • Stellan Skarsgård,
  • Stacy Martin,
  • Shia LaBeouf,
  • Christian Slater,
  • Jamie Bell,
  • Uma Thurman,
  • Willem Dafoe,
  • Mia Goth,
  • Connie Nielsen,
  • Michael Pas,
  • Jean-Marc Barr,
  • Udo Kier,
  • Jens Albinus,
  • Severin von Hoensbroech,
  • Moritz Tellmann,
  • Hugo Speer,
  • Cyron Bjørn Melville,
  • Sophie Kennedy Clark,
  • Peter Gilberg Cotton,
  • Nicolas Bro,
  • Tabea Tarbiat,
  • Jesper Christensen,
  • Tania Carlin,
  • Felicity Gilbert,
  • Shanti Roney,
  • Kookie Ryan,
  • Nicole Sandweg
Drehbuch
  • Lars von Trier
Kamera
  • Manuel Alberto Claro
Schnitt
  • Molly Stensgård

Kritikerrezensionen

    1. Nur die erste Hälfte einer Geschichte, aber schon jetzt ein großer Film!
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      1. Sie heißt Joe. Verwundet liegt sie eines Abends auf der Straße, als er sie findet. Er nimmt sie mit zu sich nach Hause, gibt ihr zu essen und ein Bett. Aus Dankbarkeit beginnt sie ihre Geschichte zu erzählen. Wie alles begann. Und wie sie wurde, was sie nun ist. Insgesamt acht Kapitel hat Lars von Trier für seinen neuen zweiteiligen Film über die Lebensbeichte einer nymphomanen Frau konzipiert. Im ersten Teil werden fünf davon erzählt. Im Zentrum steht der intensive und kammerspielartig inszenierte Austausch der zwei Hauptfiguren. Charlotte Gainsbourg ist Joe. In ihrem faszinierenden Spiel mischen sich kluge Gedanken und depressive Erinnerungsfetzen, Abgestumpftheit und Melancholie. Stellan Skarsgård ist ihr stoisch zuhörendes und verständnisvolles Gegenüber, ihr Therapeut und Beichtvater zugleich. Jedes Kapitel ist anders aufgebaut, dabei arbeitet von Trier virtuos mit verschiedenen Stilmitteln und Metaphern, verknüpft beispielsweise die Theorie des perfekten Anglers oder Bachs Dreiklang mit Joes sexuellen Erlebnissen. Die Bilder sind explizit, doch immer inhaltlich motiviert. Der Sex und Joes zwanghafte Sucht danach geben immer tiefere Einblicke in eine zerrissene Psyche eines Menschen, der nicht weiß, was er tun soll, weil er immer nur seinen Trieben folgen kann und muss. Das Ende ist abrupt und eröffnet einen Ausblick auf das, was folgen wird. Ein provozierendes Werk über eine zwanghaft sexgetriebene Frau, das sicherlich polarisiert.

        Jurybegründung:

        Auch an diesem Film von Lars von Trier scheiden sich die Geister. Die FBW-Jury spiegelt diese Rezeption. Zwischen völliger Ablehnung und Begeisterung gab es kein Mittelmaß und so fiel die knappe Entscheidung zwischen dem höchsten und gar keinem Prädikat. Für die eine Fraktion ist dies ein Film, der um der Provokation willen gemacht wurde und darüber hinaus keinerlei künstlerischen Wert besitzt. Für die anderen ist er eine sowohl stilistisch wie auch inhaltlich nuancierte Analyse des Phänomens der Nymphomanie. Tatsächlich gleicht die Grundsituation der einer Psychoanalyse: Der Junggeselle Seligman(!) findet die zusammengeschlagene Joe auf dem Boden einer einsamen Gasse liegend. Er nimmt sie mit nach Hause, pflegt sie und ist verwundert über ihr extrem negatives Selbstbild. Auf seine Fragen hin, die nie wertend sind, beginnt Joe ausführlich von ihrem Leben zu erzählen. Ihre einzelnen Lebensstationen werden in Rückblenden in Szene gesetzt, die in Kapitel eingeteilt sind. Diese folgen jeweils sowohl dramaturgisch wie auch ästhetisch einem Grundthema, das sich spielerisch assoziativ aus dem Gespräch entwickelt. So wird die Suche nach Sexualpartnern mit dem Fliegenfischen vergleichen und die Qualitäten von mehreren Liebhabern wird mit den drei Stimmen in der polyphonen Musik von Johann Sebastian Bach gleichgesetzt. Lars von Trier arbeitet mit vielen stilistischen Rahmungen dieser Art, durch die NYMPHOMANIAC 1 mit einer virtuosen Kunstfertigkeit fasziniert. Dazu nutzt er eine große Palette an filmischen Mitteln, die von animierten Diagrammen über Sequenzen in schwarz-weiß bis zu grotesken Szenen führen wie jener, in der Joe mit zwei Liebhabern, einer Ehefrau und deren drei Söhnen zusammentrifft. Zugleich entfaltet er mit einer erschreckend düsteren Radikalität, wozu die Protagonistin durch ihre Sucht getrieben wird. Dabei arbeitet von Trier auch mit Bildern von Nacktheit und Sexualität, denen in ihrer Rohheit jede Sinnlichkeit fehlt. Von Trier hat hier auf der Höhe seines Könnens eine zutiefst pessimistische Vision von der Sexualität als eine zerstörerische Kraft geschaffen.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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        1. Immer neue Meldungen rankten sich um Lars von Triers skandalumwittertes Projekt "Nymph()maniac", das nach "Antichrist" und "Melancholia" seine "Trilogie der Depression" um Hauptdarstellerin Charlotte Gainsbourg abschließen sollte. Schon immer erwies sich von Trier als versierter PR-Experte, der es verstand, sich und seine so stilistisch wie inhaltlich unterschiedlichen Arbeiten ins Gespräch zu bringen. Nachdem zunächst propagiert wurde, die prominenten Darsteller der in acht Kapitel eingeteilten Beichte einer Sexhungrigen zeigten echten Sex vor der Kamera, kam bald der Rückzieher, die enthaltenen Szenen stammen in Wahrheit von Pornoakteuren und würden per Computernacharbeitung eingefügt. Wie zur Beruhigung bestätigt dies noch einmal ein Insert im Nachspann des zweiten Teils.

          Ungeachtet dessen, dass davon in der vierstündigen, zweiteiligen Kinofassung kaum noch etwas zu sehen ist, handelt es sich keinesfalls um ein neues Verfahren, denn das "Entfant Terrible" nutzte diese provokante Methode schon bei "Die Idioten" und "Antichrist". Daher bleibt es unklar, ob der mitunter ruppige, raue Erzählrhythmus gewollt ist oder auf den Produzentenschnitt zurückzuführen ist. Bei der deutschen Kinofassung fehlt allerdings der Eingangshinweis, dass es sich hierbei um eine von Trier nur geduldete, gekürzte Version des ursprünglich fünfeinhalbstündigen "Director’s Cut" handelt.

          Dieser vermeintliche Arthouse-Porno bietet nicht nur ein Wiedersehen mit vertrauten Darstellern des Trier-Universums, sondern bietet ebenfalls bewährte Motive, inszenatorische Mittel und (Selbst-)Zitate. Schon der Beginn nach einer längeren, mit Geräuschen unterlegten Schwarzblende, an die der Schluss des zweiten Teils wieder anknüpft, erinnert mit seinen stilisierten, überhöhten Einstellungen an die "Antichrist"- und "Melancholia"-Prologe, ohne deren surreale Stimmung erreichen zu wollen. Dazu versprechen die wuchtig wummernden "Rammstein"-Rhythmen eine unheilvolle Drastik, die von Trier immer wieder mit bissigem Humor in Form von ironischen Einblendungen wie Diagramme und andere Inschriften, Dokumentaraufnahmen oder verspielte Abschweifungen unterläuft.

          Wenn der nicht praktizierende Jude Seligman und sein weiblicher Gast über die unglaubwürdigen Plotvoten diskutieren, erinnert diese Metaebene etwa an das Spiel mit dem eigenen Metier, wie es Lars von Trier als eigener Hauptdarsteller in dem Film-im-Film "Epidemic" praktizierte. Auf den dort eingesetzten Schwarzweiß-Look greift er in der tragischen fünften Episode über den qualvollen Krankenhaustod von Joes geliebtem Vater (Christian Slater) zurück, wie er überhaupt in jeder Episode einen anderen Stil und Ton anschlägt. Die Bandbreite reicht von den exakt komponierten Einstellungen des Prologs über den nervösen Handkamera-Einsatz im "Dogma"-Stil bis hin zur Split Screen, wenn Joe am Ende des ersten Teils ihre aktuellen drei Liebhaber vergleicht.

          Eine der witzigsten Sequenzen mit einem Gastauftritt von Uma Thuman, die als Mrs. H gemeinsam mit ihren drei Kindern den untreuen Ehemann in Joes Wohnung bloßstellt, erinnert nicht nur im sarkastischen Tonfall an Lars von Triers satirische Komödie "The Boss of It all". Auch der Stil aus unruhiger Handkamera-Ästhetik, abruptem Schnitt und unorthodoxer Kadrierung wirkt exakt, als habe der dort verwendete elektronische Zufallsgenerator erneut die Bildgestaltung übernommen. Den "Boss"- und "Idioten"-Hauptdarsteller Jens Albinus begegnet man übrigens zu einem früheren Zeitpunkt in der Zugsequenz als Joes letztes "Sexopfer".

          Leider holt Lars von Tier häufig aus zum Ausflug in die Kulturgeschichte und in den Bildungskanon, was seit seiner "Medea"-Adaption bei ihm an der Tagsordnung ist. Joes schlüpfrige Erlebnisse ordnet der asexuelle Seligman immer wieder in den eigenen Wissens- und Erfahrungshorizont ein, wenn er etwa Vergleiche aus dem Bereich des Fliegenfischens heranzieht oder Parallelen zur Fibonacci-Zahlenfolge, griechischen Philosophie, zu Edgar Allen Poes "House of Usher" oder Johann Sebastian Bachs Fugen schlägt. Auf Dauer wirken solche Exkurse eher aufgesetzt.

          Zwar verzichtet "Nymph()maniac" auf das Pathos der Vorgänger, wo es um das absolut Böse oder das Ende der Welt ging, besitzt aber auch nicht deren Geschlossenheit. Bei seiner Tragikomödie um Sex als Waffe, Mittel zum Zweck oder ewiger Fluch sind Lars von Triers Stammthemen Religion und Blasphemie, Schuld und Sühne, Untergang und Erlösung nicht weit. Getragen wird der erste Teil besonders von seiner Entdeckung, dem Ex-Model Stacy Martin als junge Joe, die trotz aller Nacktheit ihrer Figur noch eine Verletzlichkeit und ein Geheimnis verleiht. Trotz Charlotte Gainsbourgs Leistung wird man sie im zweiten Teil vermissen.

          Fazit: "Nymph()maniac 1" schildert die Sexbeichte einer rastlosen Frau in fünf Rückblenden-Kapiteln. Jenseits brillant inszenierter Passagen und bissigem Humor wirkt sie wie ein "Best-of-Lars von Trier" mit Themen und Elementen aus fast allen seiner Werke.
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