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Ob Ihr wollt oder nicht!: Ben Verbong inszeniert meisterhaft eines der kontroversesten Themen unsere Zeit. Mit viel Humor und starken Darstellerinnen stellt er die Frage nach der Legitimation von Sterbehilfe. Laura, Ende 20 und die jüngste von vier Schwestern, hat Krebs. Als sie die Chemo abbricht und plötzlich unangekündigt in ihr Elternhaus zurückkehrt, passt ihrer Mutter das gar nicht in den Kram. Und ihren drei höchst unterschiedlichen...

Handlung und Hintergrund

Die Endzwanzigerin Laura (Katharina Schubert) ist schwer krebserkrankt und trifft eine mutige Entscheidung: Sie bricht die Chemotherapie ab und zieht unangekündigt zu ihren Eltern. Damit nötigt sie auch ihren drei älteren Schwestern einen Besuch ab. Toni (Julia-Maria Köhler), Coco (Anna Böger) und Susa (Christiane Paul) kommen unwillig, denn sie haben einander nichts zu sagen. Laura hat das Treffen indes arrangiert: Sie will die zerrüttete Familie wieder vereinen.

Tragikomödie vom vielseitigen Niederländer Ben Verbong („Das Sams„), der auf leichte Art von der emotionalen Abstumpfung der heutigen Zeit erzählt - und wie man ihr beikommen kann. Neben dem amüsanten und tief bewegenden Familiendrama erzählt er auch Versöhnliches zur Sterbehilfe.

Endzwanzigerin Laura taucht plötzlich bei ihren Eltern auf. Sie will ihre Krebstherapie abbrechen, ihrem Mann den Anblick ihres körperlichen Niedergangs ersparen und im Haus ihrer Kindheit in Ruhe sterben. Ihre Mutter ist völlig perplex. Gleichzeitig bittet Laura ihre drei Schwestern zu sich, um sie noch einmal zu sehen - die geschiedene und vermeintlich coole Geschäftsfrau Susanne, das Familienmuttchen Coco, die sich den ihren widmet und merkt, das ihr was fehlt, und das Nesthäkchen Toni, das mit Männern selten mehr als eine Nacht verbringt.

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Laura taucht unvermittelt bei ihren Eltern auf. Sie will ihre Krebstherapie abbrechen, ihrem Mann den Anblick ihres Niedergangs ersparen und im Haus ihrer Kindheit in Ruhe sterben. Ihre Mutter ist perplex. Gleichzeitig bittet Laura ihre drei Schwestern zu sich, um sie noch einmal zu sehen - die geschiedene und vermeintlich coole Geschäftsfrau Susanne, das Familienmuttchen Coco, die sich den ihren widmet und merkt, das ihr was fehlt, und das Nesthäkchen Toni, das mit Männern selten mehr als eine Nacht verbringt.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Ben Verbong
Produzent
  • Anita Elsani,
  • Ulf Israel
Darsteller
  • Christiane Paul,
  • Senta Berger,
  • Jan-Gregor Kremp,
  • Julia-Maria Köhler,
  • Jan Decleir,
  • Mark Waschke,
  • Katharina Marie Schubert,
  • Anna Böger
Drehbuch
  • Karin Howard,
  • Katja Kittendorf
Musik
  • Konstantin Wecker
Kamera
  • Theo Bierkens
Schnitt
  • Menno Boerema
Casting
  • Anja Dihrberg

Kritikerrezensionen

    1. Ja sicher. Jeder mit normalem Gemüt hat Mitleid, wenn jemand unheilbar an Krebs erkrankt ist. Weil man als Mensch eine Schwäche hat für die Schwachen, weil man von großem Leid, zumal wenn es jemanden grundlos trifft, emotional berührt ist.

      Freilich hilft diese menschliche Grunddisposition dem Film nicht, emotionale Identifikation mit der Hauptfigur zu wecken. Zwar hat Laura Krebs, ist todkrank, sehr, sehr leidend – doch zugleich ist sie eine ziemliche Zicke, von Anfang an, noch bevor man irgendwas über sie weiß. Ihr Selbstmitleid führt zu ganz eigensinnigen Forderungen, die mit emotionaler Erpressung rücksichtslos durchgesetzt werden. „Ich wohn jetzt bei euch, für immer“, sagt sie zur verdutzten Mutter, gefolgt von einem „Heute Abend will ich Rouladen“ und dem knappen „Die Chemo hat ich abgebrochen“. Dann wird die ganze Brühl-Familie zusammengerufen, Lauras drei Schwestern Susa, Coco und Toni. Und Überraschung: von denen ist auch von Anfang an keine richtig sympathisch.

      Da wird dermaßen rumgezickt, die Schwestern hacken aufeinander rum, wie es nur Geschwister können, die den wunden Punkt der anderen genau kennen. Das soll alles ganz menschlich rüberkommen, doch Regisseur Ben Verbong verhebt sich mächtig. Weil das kindische Verhalten in der Brühl-Familie sehr, sehr anstrengend ist; sprich: es nervt ziemlich. Ohne dass es die erwünschte vielschichtige Darstellung von ganz normalen und im Herzensgrunde netten Menschen wäre.

      Dazu kommt noch das spürbare Bemühen des Drehbuchs, die Gegensätze unter den ungleichen Geschwistern klar herauszuarbeiten, das leider allzu sehr zu spürbarer bloßer Typisierung gerinnt. Weil die Charaktere ziemlich unterkomplex gezeichnet sind, jeder mit ein paar wenigen Merkmalen, die freilich nicht reichen, ihn zur vollwertigen, ernstzunehmenden Figur auszugestalten. So wirkt es eher unbeholfen, den Vater mit genau drei Mitteln charakterisieren zu wollen: er sammelt Schwerter, spielt Schach und benutzt gerne lateinische Redewendungen. Was in der Summe eben gar nichts ergibt.

      Und Ben Verbongs Inszenierung ist – als wäre das alles nicht genug – ganz auf Fernsehästhetik getrimmt, mit nett drappierten Arrangements der Figuren im filmischen Raum, mit vielen Großaufnahmen, die auch beim Büglen auf einem 35cm-Bildschirm deutlich wahrgenommen werden können. Wäre der Film etwas kürzer geschnitten – was kein allzu großes Problem darstellen dürfte – und die Sexszenen – speziell ein (von hinten gefilmter) Blowjob – etwas entschärft: perfekte Ware für das öffentlich-rechtliche TV-Abendprogramm.

      Dabei hätte das Thema ja durchaus was hergegeben: die Todkranke mit dem klaren Blick auf ihr kommendes Schicksal, was zu mal selbstironischen, mal sarkastischen Sprüchen führt; die Probleme der Familie im Umgang mit der Krankheit und dem näherkommenden Tod; schließlich auch die Thematik von selbstbestimmtem Sterben, die sich aus dem Tohuwabohu in der Brühl-Familie immer mehr als Tenor des Films herausstellt.

      Aber leider interessiert einen diese Familie mit ihren Problemen von Krebs über Shoppingneurose bis zu Liebeskummer und Eheproblematik nicht die Bohne.

      Fazit: Die Chance, eine Tragikomödie über den Umgang mit dem nahen Tod einer Familienangehörigen zu schaffen, wird durch ein knöchernes Drehbuch und dröge Inszenierung verschenkt.
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    2. Ob Ihr wollt oder nicht!: Ben Verbong inszeniert meisterhaft eines der kontroversesten Themen unsere Zeit. Mit viel Humor und starken Darstellerinnen stellt er die Frage nach der Legitimation von Sterbehilfe. Laura, Ende 20 und die jüngste von vier Schwestern, hat Krebs. Als sie die Chemo abbricht und plötzlich unangekündigt in ihr Elternhaus zurückkehrt, passt ihrer Mutter das gar nicht in den Kram. Und ihren drei höchst unterschiedlichen Schwestern erst recht nicht. Doch nach anfänglichen Widerständen kommen sie aus allen Teilen der Republik herbei. Ihr Ziel: Laura zur Wiederaufnahme der Behandlung zu bewegen - und dann schnell wieder weg, haben sie sich doch eigentlich überhaupt nichts zu sagen. Doch Lauras Ziel ist ein ganz anderes: Sie will ihre schräge und zerrüttete Familie wieder zusammenbringen…

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      1. Die krebskranke Laura, Ende 20, bricht die Chemotherapie ab und versammelt im Haus der Eltern ihre drei Schwestern um sich. Sie räumt auf in einer Familie, die offene Gespräche meidet und nun in der Gemeinschaft Lösungen für diverse Konflikte finden muss. Wie Regisseur Ben Verbong an diese existentiellen Themen um Leben und Tod herangeht ist verblüffend, ohne die Ernsthaftigkeit der Situation zu leugnen überwiegen doch Humor und Leichtigkeit. Das großartige Ensemble, aus Nachwuchstalenten und etablierten deutschen Schauspielern, trägt diese bittere und zugleich versöhnliche Erzählung über das Leben mit der tödlichen Krankheit und führt sie bis zu einem mutigen und konsequenten Schluss. Das unterhaltsame Familiendrama ist sicher auch ein Beitrag zur derzeitigen Diskussion um selbstbestimmtes Leben und Sterbehilfe! Großes deutsches Gefühlskino.

        Jurybegründung:

        Laura hat Krebs und bricht die Chemo ab. Sie kehrt ins Elternhaus zurück, um hier ihre letzten Tage oder Wochen zu verbringen. Nun kommen auch ihre drei älteren Schwestern hinzu, um Laura zur Wiederaufnahme der Behandlung zu bewegen. Dies ist der Ausgangspunkt von Ben Verbongs Film. Doch der Filmbeginn - eine aus anderen Filmen gleicher Thematik durchaus vertraute Situation - erweist sich im Nachhinein als konzipierte Irreführung. Es war nie Verbongs Absicht, einen weiteren „korrekten“ Film zum Thema zu drehen: die Krankheit Krebs als Pest unserer Zeit, Ausgangspunkt von Tragödien und Krisen, das zerstörerische Element par excellence.

        Verbong bürstet vielmehr mit Hilfe seiner beiden Autorinnen die weitverbreiteten Konventionen des Themas gegen den Strich. Er will mit seinem Film irritieren, verstören, ja provozieren. Natürlich konsequent und pointiert mit dem Finale des Films: der Regisseur plädiert für die Sterbehilfe und inszeniert sie als emotionalen Kernpunkt des Films. „Das ist mein Statement für jene Freiheit, von der ich spreche“, bekennt Verbong.

        Aber die Irritationen setzen schon weit vorher ein, sie kommen vor allem durch die ironisch-groteske Tonlage des Films, durch das Beschwören komischer und absurder Situationen. Wir sehen und erleben eine höchst widersprüchliche Famile mit sehr kontroversen Lebensentwürfen. Seit Jahren trafen die einzelnen Familienmitglieder nicht mehr zusammen, gingen sich bewusst aus dem Wege und pflegten die gegenseitigen Vorurteile und Antipathien. Lauras Entscheidung wird zum Katalysator für eine Katharsis dieser Familie. Bisherige Haltungen werden in dieser Extremsituation aufgebrochen (Lauras Grundmotiv: „Ich muss gehen, aber ihr sollt nicht in Trauer erstarren.“)

        Der szenische Aufbau des Films gleicht einer Theaterinszenierung, einem Kammerspiel. Auch hat Verbong bewusst und ausdrücklich Schauspielerinnen und Schauspieler mit Theatererfahrung ausgewählt, um eine „physische Inszenierung im Raum mit ihnen vorzunehmen, damit sich die Schauspieler nicht neu erfinden müssen.“

        Ein sehenswert realisiertes Konzept. Allerdings findet Ben Verbongs Entscheidung für einen filmischen „Sonderweg“ nicht nur Zustimmung bezüglich der Tonlage insgesamt. Er trifft auf Vorbehalte und wird von Teilen des Ausschusses hinsichtlich seiner Figurenkonstellationen und mancher Momente für etwas zu konstruiert gehalten.

        Aber es bleibt der Vorzug des Films, dass er nicht gleichgültig lässt und es sei nochmals wiederholt - zu polarisieren versteht.

        Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)
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