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„Ocean’s 8“-Kritik: Genderswap nach Plan und ohne Gefühl

„Ocean’s 8“-Kritik: Genderswap nach Plan und ohne Gefühl
© Warner

Was George Clooney vorgemacht hat, versuchen die Damen rund um Sandra Bullock in „Ocean’s 8“ nachzumachen. Doch gelingt der neue Coup mit weiblichem Touch?

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Die „Ocean’s“-Trilogie konnte stets durch zweierlei punkten. Erstens: Starpower. Elf männliche Superstars wie George Clooney, Brad Pitt und Matt Damon vereinen sich, um den herrlich bösen Andy Garcia auszurauben. Zweitens: Coolness.

Nun versammelt Danny Oceans Schwester Debbie (Sandra Bullock) getreu dem Gender-Swap-Motto das weibliche Gegenstück, die „Ocean’s 8“. Ihr Ziel: Seltene Diamanten-Ketten vom Luxusjuwelier Cartier. Der Schauplatz: Die Met Gala, die glamouröseste Veranstaltung der New Yorker High Society.

Debbie Ocean wird nach fünf Jahren Knast auf Bewährung frei gelassen und macht sich sofort an die Umsetzung ihres (Rache-)Plans. Die alten Tricks hat sie natürlich nicht verlernt, sie denkt an jedes Detail, und kann eigentlich nur von sich selbst gestoppt werden.

Feminismus oder Klischee?

Weiblichkeit wird hier zumindest äußerlich Groß geschrieben, doch das führt eher zu Klischeeüberflutung. Die Mädels, die sich um Mastermind Sandra Bullock scharen, sind natürlich allesamt Experten auf ihrem Gebiet.

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Allrounderin Lou (Cate Blanchett) als rechte Hand von Debbie ist die Coole - alias Brad Pitt. Anders jedoch als Herr Pitt, schaut sie passiv von der Seitenlinie zu. Nicht mal die oft parodierten Snack-Einlagen haben es in die neue Variante geschafft.

Diamanten-Expertin Amita (Mindy Kaling) hat indische Wurzeln und eigentlich nur Dollarzeichen in ihren Augen. Designerin Rose Weil (Helena Bonham Carter) ist längst von der Industrie abgeschrieben und braucht dringend Cash.

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Hackerin Nine Ball (Rihanna) ist ohnehin schlauer als der Rest. Taschendiebin Constance (Awkwafina) soll die Coole von der Straße darstellen. Wer eine Inkarnation von Matt Damon erwartet, wird jedoch bitter enttäuscht. Und Tammy (Sarah Paulson) kauft sich einfach alles, was sie will. Ihre Familie erklärt sie es mit einem lässigen „Ebay“ und schwört natürlich, dass dies ihr letzter Job sei.

Anne Hathaway - Der heimliche Star im „Ocean’s 8“-Ensemble

Doch Moment! Wer richtig mitgezählt hat, wird feststellen, dass Nr. 8 im Bunde, Oscarpreisträgerin Anne Hathaway als Supersternchen Daphne Kluger, fehlt. Sie ist Anschlagsziel und geladenes Dummerchen vom Dienst, das die toughen Mädels berauben wollen. Selbst der Twist, dass hinter ihrer Fassade doch mehr Grips steckt, überrascht hier nur bedingt.

Anne Hathaway schafft es dennoch wegen ihrer überdrehten Art die Lacher auf ihre Seite zu ziehen und bleibt im sonst eher faden Ensemble der heimliche Star der Gaunerinnenbande. Besonders ihre Flirteinlagen mit Co-Star Richard Armitage und ihre Beweggründe, sich dem Coup anzuschließen, sorgen doch zumindest für Schmunzler im Publikumsraum.

Diamonds Are a Girl’s Best Friend?!

Die Devise der „Ocean’s 8“ lautet offenkundig Prunk und Tüll, statt Pokern und Coolness. Vorbei sind die Zeiten, als der Alt-Regisseur Steven Soderbergh den Raubzug mit schneller Schnittfolge im Finale aufgedröselt hat. Bei Nachfolge-Regisseur Gary Ross besteht die Gefahr nun darin, dass die „Ocean’s 8“ nach getaner Arbeit wegen eines Formfehlers doch noch ins Gefängnis wandern sollen.

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Die Durchführung des Coups ist hier zu keiner Sekunde gefährdet. Während man sich in den Vorgängern darauf verlassen konnte, dass die ganze Operation jeden Moment aufzufliegen droht, kann man sich hier nur wundern, ob die Met-Gala mit ihren Superstars und kostbaren Schmuckstücken überhaupt überwacht wird.

Zugegeben, schaut man einen „Ocean’s“-Film im Kino, konnte man stets den Ausgang genau vorhersagen. Style war hier schon immer mehr Wert als Logik und Tiefe. Durch die neue, weibliche Zielgruppe werden jedoch alle möglichen Typen und Klischees heraufbeschworen. In Wahrheit zählt nur die Oberfläche: „Diamonds Are a Girl’s Best Friend“. Auch die vorprogrammierten Cameos rund um Katie Holmes und Heidi Klum hauen genau in diese Kerbe.

Punkte sammelt der Achter wohl nur punktuell durch gut getimte Situationskomik und dem puren Staunen im Angesicht von Millionenschweren Klunkern. Für die Planumsetzung ist sich Sandra Bullock sogar nicht zu schade ihre deutschen Wurzeln zur Schau zu stellen.

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Ein wenig mehr Finesse für kleine Charakterzüge hätte dem Skript dennoch nicht geschadet. Immerhin versammelt es die drei Oscar-Preisträgerinnen Sandra Bullock, Cate Blanchett und Anne Hathaway. Doch jede Einzelne im „Ocean’s 8“-Ensemble war in ihrer Karriere stets mehr wert als der Schmuck, den sie um ihren Hals trug.

Fazit:

Für kurzweilige Schmunzler versammelt Regisseur Gary Ross die „Ocean’s 8“ zu einem planmäßigen und aalglatten Reboot mit Damenfokus. Witz und Charme verspüren höchstens die It-Girls unter den Zuschauern. Normalsterbliche vermissen Logik und Charaktertiefe, bekommen dafür einen Coup nach Plan ohne Gefühle präsentiert. Einzig Anne Hathaway konnte zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt ist. Die restliche weibliche Starpower wird auf ihre zugewiesene Expertise reduziert.

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