Anzeige
Anzeige

Old Henry: Ein alternder Farmer im US-Westen um 1900 hilft einem Fremden und gerät dadurch in Schusslinien. Überdurchschnittlicher, twistreicher B-Western mit diversen Genreveteranen.

Erfahre mehr zu unseren Affiliate-Links
Wenn du über diese Links einkaufst, erhalten wir eine Provision, die unsere redaktionelle Arbeit unterstützt. Der Preis für dich bleibt dabei unverändert. Diese Affiliate-Links sind durch ein Symbol gekennzeichnet.  Mehr erfahren.

Handlung und Hintergrund

News und Stories

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Potsy Ponciroli
Darsteller
  • Stephen Dorff,
  • Tim Blake Nelson,
  • Trace Adkins,
  • Scott Haze,
  • Gavin Lewis

Kritikerrezensionen

  • Old Henry: Ein alternder Farmer im US-Westen um 1900 hilft einem Fremden und gerät dadurch in Schusslinien. Überdurchschnittlicher, twistreicher B-Western mit diversen Genreveteranen.

    Den Namen Potsy Ponciroli wird man sich merken müssen. Der Regieneuling versucht sich gleich am amerikanischsten aller amerikanischen Filmgenres, und das mit einem Projekt mit einem so wenig einladend klingenden Titel wie „Old Henry“. Wenn man den Film dann gesehen hat, weiß man, warum er so heißt. Und warum der Titel ein direkter Verweis ist auf die große Überraschung ziemlich am Ende des Films, ein Geheimnis, das er so gut gehütet hat, obwohl ständig Hinweise ausgestreut wurden, dass es einem den Boden unter den Füßen wegzieht - und man den Showdown, ein ganz klassischer, brillant choreographierter Shootout, mit ganz anderen Augen erlebt. Nicht, dass diese Überraschung dringend nötig gewesen wäre. Die Handlung des Films steuert nicht darauf zu. Der Film funktioniert auch so, ist packend, spannend und einnehmend. Und holt aus einer ganz simplen Prämisse mehr heraus, als man es einem Western zutrauen würde, der mit offenkundig bescheidenen Mitteln gemacht wurde und mehr oder weniger fast ausschließlich an einer Location gedreht wurde. Das gelingt Potsy Ponciroli, weil er bekannte Versatzstücke nicht einfach variiert, sondern ganz gezielt in eine Art Dialog mit bekannteren Beiträgen des Genres setzt, besonders „Erbarmungslos“ von Clint Eastwood, aber auch „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ von Andrew Dominik und „No Country for Old Men“ von den Coen-Brüdern.

    In „Erbarmungslos“ trägt Bill Munny, „killer of women and children“, zu Beginn seine Frau zu Grabe, die ihn einst von einem Leben des Verbrechens abgebracht hat und eine ehrliche Existenz als Schweinefarmer aufbauen ließ. In „Old Henry“ hat Henry McCarty seine Frau bereits vor zehn Jahren beerdigt, seine Farm in der Mitte von Nirgendwo bestellt er aber weiterhin mit Hilfe seines 15-jährigen Sohns Wyatt. Der Junge will schießen lernen und Abenteuer erleben, ganz ähnlich wie Schofield Kid in „Erbarmungslos“, doch sein Vater stemmt sich dagegen: Er will, dass etwas wird aus seinem Sohn, er soll nicht die Fehler seines alten Herrn machen, auch wenn nicht ganz klar ist, was genau das gewesen sein könnte. Dass er umgehen kann mit Feuerwaffen und auch sonst in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf behält wie jemand, der das alles schon erlebt hat, erfährt man indes, als Henry unweit der Farm einen schwerverletzten Mann findet, eine Tasche mit einem Batzen Geld bei sich. Sein erster Impuls sagt ihm, den Fremden sich selbst zu überlassen, doch dann entscheidet er sich um. Als drei Männer mit Sheriffstern auf seinem Land auftauchen und in Erfahrung bringen wollen, ob Henry den Verletzten gesehen habe, weiß man, dass es die falsche Entscheidung war. Ungewiss ist indes, auf wessen Seite die diversen Eindringlinge stehen. Daraus bezieht „Old Henry“ seine beträchtliche Spannung.

    Wie in einem Schachspiel ist jeder Zug relevant. Gegenseitig werden alte Geschichten ausgetauscht. Anhand der genannten Namen und Orte tastet man einander ab, versucht mehr über die Vergangenheit des anderen zu erfahren, ob er die Wahrheit sagt oder nicht. Gleichzeitig verdichtet sich die Handlung immer weiter, bis klar ist, dass die Waffen sprechen werden. Aber wie sie es dann tun, ist genauso erfrischend und packend wie der ganze Film. Was der ökonomischen Erzählung zu verdanken ist, aber auch den souveränen Schauspielern, allen voran Tim Blake Nelson, ein versierter Charakterkopf und unlängst erst in einem anderen Western zu sehen, als singender Revolverheld in „The Ballad of Buster Scruggs“ von den Coen-Brüdern. Hauptrollen sind eher selten für den 57-Jährigen. Nach seinem Auftritt in „Old Henry“ stellt man sich die Frage: Warum eigentlich? Der Mann ist großartig, als Mann, der die finstere Seite seines Herzens für seinen Sohn verschlossen hält, aber jederzeit in der Lage ist, einen „Höllensturm“, wie sein Schwager sagt, zu entfesseln. Stephen Dorff steht ihm kaum nach als bedrohlicher Gegenspieler Sam Ketchum, dem schnell klar ist, dass er es nicht mit einem normalen Schweinefarmer zu tun hat, als sich die beiden Männer erstmals gegenüberstehen. So wie dem Zuschauer sofort klar ist, dass man es nicht mit einem dieser revisionistischen Western zu tun hat, die in den letzten Jahren in Mode gekommen zu sein scheinen. Der Film spielt im Jahr 1905. Und so sieht er auch, so sehen die Figuren auch aus. Danke dafür.

    Thomas Schultze.
    Mehr anzeigen
Anzeige