Am 15. August 2019 ist mit „Once Upon a Time in Hollywood“ der neunte Film von Kult-Regisseur Quentin Tarantino gestartet. Thema des Films ist das Hollywood der späten 1960 Jahre im Schatten der Morde der sogenannten Manson-Familie. Wir verraten euch, was ihr über den Film wissen müsst. Keine Sorge, massive Spoiler werden vermieden.
Wovon handelt der Film?
Wie schon der Titel (zu Deutsch etwa „Es war einmal in Hollywood“) verrät, erzählt Quentin Tarantino in seinem neunten Film ein Märchen aus der Traumfabrik. Darin vermischt er fiktive Charaktere mit realen Personen und tatsächlich stattgefundenen Ereignissen im Los Angeles des Jahres 1969. Letztlich bedient er sich eines Stilmittels, das er bereits 2009 in „Inglourious Basterds“ erfolgreich praktizierte. Damals deutete er die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges um und ließ Adolf Hitler in einem Pariser Kino erschießen.
Apropos „Inglourious Basterds“: Auch in „Once Upon a Time in Hollywood“ spielt Brad Pitt die Hauptrolle. Als Stuntman Cliff Booth ist er für den abgehalfterten Schauspieler Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) Assistent und bester Freund zugleich. Er begleitet ihn bei Dreharbeiten und hält seine luxuriöse Villa in den Hollywood Hills in Schuss. Zugleich lernt er eine Gruppe von Hippies kennen, die auf der sogenannten Spahn-Ranch leben, dem zuvor verlassenen Drehort alter Western und Western-Serien.
Wer ist Rick Dalton?
Der von Leonardo DiCaprio verkörperte Schauspieler Rick Dalton ist zwar eine fiktive Figur, hat aber dennoch reale Vorbilder. Einerseits steht er für das alte Hollywood der 1950er und 1960er Jahre, welches im Begriff ist, von der Bildfläche zu verschwinden und durch die jungen Stars des New Hollywood ersetzt zu werden, andererseits ähnelt seine Biographie auffallend der von Clint Eastwood, zumindest in der in den 1960er Jahren. Auch Eastwood war lange Zeit ein Seriendarsteller und wurde erst in Europa zum Filmstar. Entsprechend lautet der Karrieretipp von Agent Schwarz (Al Pacino) an Rick Dalton, nach Rom zu gehen und in Italowestern zu spielen. Der empfindet den Rat zwar als demütigend, für Eastwood bedeutete er dank „Für eine Handvoll Dollar“ aber den großen Durchbruch auf der Leinwand.
Wie passt Charles Manson in die Geschichte?
Obwohl „Once Upon a Time in Hollywood“ kein Biopic über Charles Manson ist, ist die sogenannte Manson Family als bedrohliches Element dauernd präsent. Der Sektenführer selbst taucht nur kurz auf, er wird vom australischen Schauspieler Damon Herriman (Foto) verkörpert. Seine Jünger spielen hingegen eine größere Rolle. Eines Tages entscheidet sich Cliff Booth spontan, eine junge Anhalterin mitzunehmen, die auf der Spahn Ranch in einer Kommune lebt. Hier ist Quentin Tarantino historisch korrekt. Tatsächlich lebte die Manson Family auf dem Grundstück des damals 80 Jahre alten George Spahn. In „Once Upon a Time in Hollywood“ wird Spahn von Bruce Dern verkörpert.
© Sony
Was ist 1969 wirklich passiert?
Sektenführer Charles Manson scharte in den 1960er Jahren eine Gefolgschaft um sich, die aus bis zu 100 Menschen bestand. Mit Drogen machte er seine Anhänger gefügig und offen für seine rassistische Weltanschauung. Er stiftete die als Manson Family bezeichnete Meute zu mehreren Morden an, von denen acht Fälle vor Gericht mit einem Schuldspruch endeten. Manche Quellen gehen von bis zu 35 Todesopfern aus. Das bekannteste ist wohl die Schauspielerin Sharon Tate, die hochschwanger am 09. August 1969 von vier Mitgliedern der Manson Familie durch 16 Messerstiche getötet wurde. In „Once Upon a Time in Hollywood“ sind Sharon Tate und ihr damaliger Ehemann, der Regisseur Roman Polanski, Nachbarn von Rick Dalton in den Hollywood Hills. Verkörpert wird Sharon Tate von Margot Robbie (siehe Bild). Weitere Informationen über Charles Manson findet ihr hier.
Welche Stars kommen in „Once Upon a Time in Hollywood“ vor?
Sharon Tate und Roman Polanski sind nicht die einzigen Hollywood-Stars ihrer Zeit, die in „Once Upon a Time in Hollywood“ mehr oder minder genau porträtiert werden. Neben dem Ehepaar kommen unter anderem Steve McQueen und Bruce Lee vor. McQueen wird von Damian Lewis verkörpert, in die Rolle von Bruce Lee schlüpfte der Schauspieler und Kampfkünstler Mike Moh (siehe Bild).
Der Eklat um Bruce Lee
In „Once Upon a Time in Hollywood“ trifft Stuntman Cliff auf Bruce Lee am Set der Serie „The Green Hornet“, für die der Kampfkünstler eigens nach Los Angeles zog. Tarantino porträtiert den legendären Star als arroganten und überheblichen Zeitgenossen, was seiner Tochter Shannon Lee gar nicht gefällt. Gegenüber The Wrap sagte sie, es sei entmutigend, ihren Vater, der als Asiate im weißen Hollywood doppelt so hart für seine Karriere kämpfte, auf diese Art und Weise dargestellt zu sehen. Sie habe sich im Kino sehr unwohl gefühlt, als sie gesehen hat, wie alle über ihren Vater lachen.
Welche Filme aus der Zeit sollte man kennen?
„Once Upon a Time in Hollywood“ nimmt natürlich Bezug auf viele Filme, die im Hollywood der 1960er Jahre gedreht wurden, sie alle aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Man muss nicht alle Werke gesehen haben, um Tarantinos Hollywood-Hommage folgen zu können, um die kleinen Gags und Anspielungen zu verstehen lohnt es sich aber, zumindest einige Filme zu kennen. Warum etwa der Regisseur Roman Polanski von allen gefeiert wird, kann man anhand des Horrorfilms „Rosemaries Baby“ nachvollziehen, der 1968 seine Premiere feierte. Von Bedeutung in „Once Upon a Time in Hollywood“ ist außerdem die Komödie „Rollkommando“, in der Sharon Tate neben Dean Martin zu sehen ist. Der Film ist in „Once Upon a Time in Hollywood“ von zentraler Bedeutung. „Rollkommando“ ist bei Amazon erhältlich.
Welche Rolle spielt der Soundtrack?
Die musikalische Untermalung spielt in allen Filmen von Quentin Tarantino eine große Rolle, „Once Upon a Time in Hollywood“ bildet keine Ausnahme. Der Soundtrack besteht aus zeitgenössischer Musik aus den 1960er Jahren, sprich Pop-Songs, die seinerzeit im Radio liefen und im Film auch nur dann zu hören sind, wenn einer der Protagonisten am Radioknopf dreht. Den Soundtrack mit Songs von Simon & Garfunkel, Neil Diamond & Co. ist bei Amazon erhältlich.
Wie brutal ist „Once Upon a Time in Hollywood“?
Bei Quentin Tarantinos Filmographie ist diese Frage natürlich unumgänglich. Die FSK hat „Once Upon a Time in Hollywood“ ab 16 Jahren freigegeben, eine Gewalt-Orgie wie „Kill Bill“ ist die Hollywood-Rückblende entsprechend nicht. Dennoch hat der Regisseur auch hier einige Szenen eingestreut, die seinem Ruf alle Ehre machen. Um Spoiler zu vermeiden, gehen wir nicht weiter auf diesen Punkt ein.
„Once Upon a Time in Hollywood“ & die bisherigen Filme von Quentin Tarantino
Um in die richtige Tarantino-Stimmung zu kommen, liegt die Sichtung seiner bisherigen Filme natürlich auf der Hand, ob nun vor oder nach dem Kinobesuch seines neusten Films. Bei Amazon findet ihr neben einer schicken Tarantino-Box alle seine bisherigen acht Filme („Kill Bill“ zählen wir als einen Film) auch als einzelne DVDs oder Blu-rays. Doch wo ist „Once Upon a Time in Hollywood“ im Kanon einzureihen? Im Vorfeld gab es zahlreiche Berichte, der Film ähnele dem Klassiker „Pulp Fiction“, doch der Vergleich hinkt. Vielmehr ist Tarantinos neunter Film wie alle seine Vorgänger ein Unikat, das für sich selbst steht und keinem seiner Vorgänger wirklich ähnelt. Wenn überhaupt, dann erinnert das entschleunigte Erzähltempo an Tarantinos dritten Film, die elegante Räuberpostole „Jackie Brown“.
Hört Quentin Tarantino nach „Once Upon a Time in Hollywood“ auf?
Der Regisseur hat mehrfach betont, insgesamt nur 10 Filme als Regisseur zu drehen und sich danach anderen Dingen wie etwa der Schriftstellerei zu widmen. „Once Upon a Time in Hollywood“ ist sein 9. Film, entsprechend dürfen wir uns noch auf ein Werk freuen. Worum es sich handeln wird, ist noch unklar. Im Gespräch ist unter anderem ein „Star Trek“-Film, zu dem Tarantino bereits ein Skript angefertigt hat. Es könnte sich aber auch um ein völlig anderes Projekt handeln. Es bleibt also spannend.