Quentin Tarantino will sich zunächst vom Film abwenden. Vielleicht auch, weil ihm die Entwicklung in der Branche in den letzten Jahren nicht zusagt.
Unzählige Filmfans dieser Welt warten gespannt auf den nächsten Kinobeitrag von Quentin Tarantino – und das aus einem einfachen Grund: Es wird der zehnte und damit laut seiner langjährigen Ankündigung zugleich der letzte Film sein, bei dem er Regie führt. Mit „The Movie Critic“ gab es sogar bereits ein angekündigtes Projekt, dem sich der Kultregisseur widmen wollte, doch dem Vorhaben zog er letztlich den Stecker. Somit ist aktuell unklar, mit welcher Arbeit er diesen Karrierepfad beenden möchte.
Zunächst einmal will sich Tarantino ohnehin einem anderen Unterfangen zuwenden: Er möchte stattdessen ein Theaterstück schreiben. Zudem soll sein aktuell fünf Jahre alter Sohn bei Drehbeginn seines letzten Films alt genug sein, um dauerhafte Erinnerungen bei der Erfahrung sammeln zu können. Es dürfte also noch einige Zeit dauern, bis Tarantino seinen Filmregie-Ruhestand antritt. Eventuell kommt es ihm gerade auch ganz recht, nicht in Hollywood zu arbeiten. Denn seine Meinung vom Status quo der Branche ist wahrlich nicht positiv.
So hielt er mit seiner Kritik im Gespräch mit Variety nicht zurück:
„Das ist verdammt noch mal eine große Sache, ein [Theaterstück] auf die Bühne zu bringen und ich weiß nicht, ob ich es schaffe. Also los geht’s. Das ist eine Herausforderung, eine echte Herausforderung – aber Filme machen? Tja, was zur Hölle ist heutzutage überhaupt noch ein Film? Etwas, das für eine Alibi-Vorstellung vier verdammte Wochen im Kino läuft? Und in der zweiten Woche kann man es schon auf dem Fernseher sehen. Dafür habe ich mir das Ganze nicht angetan, nur um immer weniger dabei herauszubekommen. Es war schon 1997 schlimm genug. Es war 2019 schlimm genug – und das war das letzte verdammte Jahr des Kinos. Das war aus meiner Sicht schon ein beschissener Deal und dass es jetzt noch drastisch schlimmer geworden ist? Das Ganze ist nur noch eine Alibi-Veranstaltung. Der Kinostart ist jetzt nur noch eine Formalität und dann heißt es: ‚Ja, in zwei Wochen könnt ihr es auf diesem oder jenem Streamingdienst schauen.‘ Aber Theater? Da geht das nicht. Es ist die letzte echte Herausforderung.“
Quentin Tarantino hat im Laufe der Jahre etliche Filmideen verworfen. Drei davon stellen wir euch hier vor:
Pures Eigenlob? Darum mag Tarantino die Filmbranche seit 2019 nicht mehr
„Avengers: Endgame“, „Joker“, „Parasite“, „Marriage Story“, „1917“, „Little Women“ – das Jahr 2019 hielt wahrlich einige überzeugende Titel bereit. Unter anderem erschien dort mit „Once Upon a Time in… Hollywood“ (hier bei Amazon zum günstigen Preis auf Blu-ray erhältlich) auch der bislang letzte Film von Quentin Tarantino. Baute die Branche deswegen für ihn ab? Versteckt sich hinter die Kritik schlicht sein Ego? Mitnichten. Das wird aus der Aussage des Regisseurs deutlich.
Schließlich kritisiert Tarantino hier nicht die Qualität der Filme, die nach 2019 erschienen sind, sondern die Umstände, in denen sie veröffentlicht wurden. Wie etliche andere Regisseure ist auch er wenig überraschend ein lautstarker Verfechter des Kino-Erlebnisses. Dass praktisch alle Titel heutzutage wenige Monate, ja teils sogar Wochen nach ihrem Kinostart bereits im Stream zur Verfügung stehen und viele potenzielle Kinozuschauer*innen deswegen lieber darauf warten, statt den Gang in ein Lichtspielhaus anzutreten, schmeckt ihm folglich gar nicht.
2019 war dieser Trend bereits auf dem Vormarsch, doch danach wurde er enorm beschleunigt. Das lag natürlich an der Corona-Pandemie, die 2020 dazu führte, dass die Kinos lange geschlossen waren und wir alle keine andere Wahl hatten, als ausschließlich zu Hause Filme zu sehen. Das Zeitfenster, in dem Werke exklusiv im Kino laufen, wurde in der Folge verkürzt und etliche gewöhnten sich daran, auf den ja eh bald folgenden Streamingstart zu warten.
Dass sich diese Entwicklung noch umkehren lässt, darf bezweifelt werden. Es gibt aber natürlich trotzdem noch Werke, die die Massen in die Kinos locken – und der letzte Film von Quentin Tarantino dürfte dazugehören. Zumal er sicherlich einen ähnlichen Einfluss wie Christopher Nolan besitzt und entsprechend darüber verhandeln könnte, dass sein finaler Titel für eine längere Zeit exklusiv im Kino gezeigt wird. Man kann jedenfalls nur darauf hoffen. Nicht, dass die aktuellen Verhältnisse in Hollywood Quentin Tarantino derart missfallen, dass er seinen zehnten Film doch nicht mehr realisieren will. Aktuell deutet darauf zum Glück nichts hin und es wirkt eher so, als wolle er lediglich eine kurze Pause genießen und sich seinem Theaterstück widmen. Was uns darin erwartet, bleibt ebenfalls noch abzuwarten.
Wie gut kennt ihr die Filme von Quentin Tarantino? Unser Quiz stellt euer Wissen auf die Probe: