„Oppenheimer“ ist das wohl größte Unterfangen des Meisterregisseurs Christopher Nolan: So hat er versichert, dass keinerlei CGI-Aufnahmen darin vorkommen.
Ist es die Tatsache, dass Christopher Nolan erstmals seit zwei Dekaden einen Film nicht unter seinem bisherigen Haus-und-Hof-Studio Warner Bros. realisiert und dadurch selbst von einer Art Aufbruchstimmung erfüllt ist? Oder ist es die schiere Größe seines Unterfangens, ein Thema aufzugreifen, das durch die momentanen Geschehnisse in der Welt aktueller nicht sein könnte? Was es auch sein mag, Nolans Eifer bei seinem Kriegsdrama „Oppenheimer“ ist schon allein durch seine Aussagen spürbar.
„Oppenheimer“ wird einmal mehr Nolans Liebe für das Kinoerlebnis unterstreichen – und zwar so dick wie nur irgendwie möglich. Mit welcher Detailverliebtheit und unbeirrbarer Vision der 52-Jährige an die Arbeit geht, zeigt sich allein durch seine Aussage gegenüber Collider, dass sein Film über die Entstehungsgeschichte der Atombombe unter dem US-amerikanischen Physiker Julius Robert Oppenheimer über „keinerlei CGI-Aufnahmen“ verfügen soll.
Das bedeutet allerdings nicht, dass beim Film nicht in gewisser Weise digital nachgeholfen wurde, um bestimmte Szenen aufzupeppen. So etwas ist heutzutage in großen (und selbst vielen kleinen) Hollywood-Produktionen praktisch unmöglich. Nolan betont damit vielmehr, dass keine einzige Aufnahme rein digital entstanden ist, also immer echte Aufnahmen als Grundlage dienen. Eine starke Ansage, denn das bedeutet, dass auch die allererste Kernwaffenexplosion der Menschheitsgeschichte in Form des Trinity-Tests vom 16. Juli 1945, als Oppenheimer und sein Team im Rahmen des Manhattan-Projekts am Test-Ort in den White Sands Proving Ground in New Mexico eine Plutonium-Implosionsbombe testeten, nicht ausschließlich mit Computereffekten rekonstruiert wurde. Dabei dürfte es sich für viele immerhin um den Höhepunkt und Schlüsselmoment des gesamten Films handeln. Die Originalaufnahmen sind übrigens ein äußerst beeindruckender Anblick:
Die schrecklichen und unmenschlichen Folgen von Oppenheimers Werk seht ihr im Dokumentarfilm „Als die Sonne vom Himmel fiel“ ohne zusätzliche Kosten per Prime-Abo über Amazon. Den Trailer zu „Oppenheimer“ gibt es dagegen direkt hier im Video.
Oppenheimer: „Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten“
In einem Interview von 1965, rund 20 Jahre nach dem Trinity-Test und nachdem er die menschenverachtenden Folgen seiner Arbeit durch die Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki durch US-amerikanische Streitkräfte im Pazifikkrieg am 6. und 9. August 1945 mit weit über 100.000 Toten sofort und weiteren 130.000 allein bis Ende des Jahres realisiert hat, zitierte Oppenheimer eine Textzeile aus der Gita, einer heiligen Schrift im Hinduismus:
„Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten.“
Um die Tragweite dieser Aussage vollends zu erfassen, war es Nolan offenbar wichtig, den Trinity-Test so authentisch und so furchteinflößend wie nur irgendwie möglich zu gestalten – ohne CGI-Aufnahmen. Eine Herausforderung, wie er gegenüber Gamesradar wissen ließ:
„Ich denke, den Trinity-Test ohne den Einsatz von Computereffekten nachzustellen, war eine große Herausforderung. Andrew Lincoln, mein Visual Effects Supervisor, den ich schon früh ins Boot geholt habe, überlegte, wie wir viele der visuellen Elemente des Films auf praktische Weise umsetzen könnten: von der Darstellung der Quantendynamik und der Quantenphysik bis hin zum Trinity-Test selbst.“
Er sei überwältigt von dem Ergebnis, das sein Team unter harten Bedingungen vollbracht habe, so der Filmemacher. Und es hat seine Wirkung offenbar nicht verfehlt, wie die Reaktionen des Testpublikums beweisen.
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