Die Tatsache, dass Visionär und Analog-Film-Loyalist Christopher Nolan alle Grenzen des Filmemachens ausreizt, ist nichts Neues. Mit „Oppenheimer“ hat er sich jedoch bombastisch übertroffen.
Christopher Nolans neustes Werk „Oppenheimer“ ist endlich in den Kinos gestartet. Für einige Kinobetreiber war das jedoch leichter gesagt als getan. Wie auch andere Regisseur*innen, zum Beispiel Quentin Tarantino und Wes Anderson, ist Nolan ein großer Verfechter des analogen Filmdrehens. Zudem ist er seit seiner Batman-Inszenierung „The Dark Knight“ auch ein großer IMAX-Fan. Die Kombination aus IMAX-70-Millimeter-Film verwendet er seither für seine Filme. Für seinen neusten Streifen hat er das Format allerdings bis ins Extrem ausgereizt: Für die meisten Kinos ist die fast 18 Kilometer lange Filmrolle zu groß und zu schwer, um vorgeführt zu werden. Deswegen werden im Vorfeld einige Kinos umgebaut.
Im heutigen digitalen Zeitalter hat sich sowohl das Filmschaffen als auch das -vorführen stark nach digitalen Formaten und Ausstattungen ausgerichtet. Daher verfügen immer weniger Kinos über analoge Filmprojektoren. Das ist auch der Fall beim TCL Chinese Theatre auf dem Hollywood Boulevard, eines der beliebtesten und angesehensten Premierekinos weltweit. Seit „Interstellar“ baut das Kino für jeden Nolan-Film einen Projektor auf, der für seine IMAX-70-Millimeter-Filme geeignet ist. Außerdem verfügt das Kino über eine der besten IMAX-Leinwände, weswegen es praktisch perfekt für „Oppenheimer“ erscheint – wäre da nicht die buchstäbliche Überlänge des Filmes. Wie auch andere, ausgewählte IMAX-Kinos muss das TCL Chinese Theatre umbauen, damit der Film nach Nolans intendierter Vision vorgeführt werden kann, berichtet Colllider. Falls ihr es kaum abwarten könnt, bis ihr Nolans aufwendiges Werk auf der großen Leinwand sehen könnt, liefert euch hier ein Zusammenschnitt zu dem Film weitere, vielversprechende Impressionen:
„Gerade so machbar“: Länger hätte „Oppenheimer“ nicht sein dürfen
Was ist eigentlich das Besondere an dem analogen IMAX-70-Millimeter-Format? Kurz: Es ist das Format mit der höchsten Auflösung, das es gibt. Im Vergleich zu Standardformaten können hier bis zu einer zehnfachen Menge an Details visualisiert werden. In dem folgendem Instagram-Video stellt Nolan die verschiedenen Filmformate vor, auf denen „Oppenheimer“ gedreht worden ist. Das IMAX-70-Millimeter-Format beschreibt er wie folgt: „Es füllt das peripheres Blickfeld aus. Es lässt das Publikum in das Bild eintauchen. Die Klarheit, die Schärfe – es ist der Goldstandard. Es kommt der Wiedergabe der Welt am nächsten, so wie das Auge sie sieht.“ Zu Beginn des Videos sieht man übrigens auch, wie groß die Rolle ist und wie sehr sie im Vergleich zu den anderen Rollen auf dem Rollenteller herausragt:
Mit dem Gewicht der „Oppenheimer“-Filmrolle hat Nolan das absolute Limit im Rahmen des Umsetzbaren erreicht. In dem Interview mit Collider erzählt er, dass die ursprüngliche Filmlänge für seinen ersten Film in diesem Format, „Interstellar“, auf maximal 2 Stunden und 30 Minuten ausgelegt war. Auf seinen Wunsch hin konnten noch weitere 17 Minuten hinzugefügt werden. Seitdem haben sich die Rollen weiterentwickelt, sodass er mehr Spielraum mit seinen Filmen hat. Als er das 180-seitige Drehbuch zu „Oppenheimer“ IMAX präsentierte, sagte er zu ihnen, dass er daraus einen dreistündigen Film machen wird: „Wir sahen uns [das Skript] an, sie sahen sich die Platten an und kamen zu dem Schluss, dass es gerade so machbar ist. Sie sagten mir, dass dies die absolute Grenze sei, weil die Halterung der Platte jetzt genau dagegenstieß. Ich denke also, dass dies die äußerste Grenze der Laufzeit einer IMAX-Filmkopie ist.“
Aufgrund dieser „absoluten Grenze“ können leider nicht alle IMAX-Kinos den Film in dem vorgesehenen Format zeigen. Auf der offiziellen IMAX-Seite sind die Kinos weltweit aufgelistet, die das Format zeigen. Darunter sind leider keine deutschen Kinos. Für die Zuschauer*innen besteht nun die Qual der Wahl: Entweder IMAX oder 70-Millimeter. Oder ihr schaut ihn euch einfach zweimal in jeweils unterschiedlichen Formaten an. Falls ihr nicht genug von „Oppenheimer“ und seinem Produktionsprozess bekommen könnt, könnt ihr hierzu dieses Buch bei Amazon vorbestellen.
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