Oscarnominierungen 2018 mit den Favoriten in den wichtigsten Kategorien
Die Nominierungen für die 90. Oscarverleihung sind raus. Und neben einigen Überraschungen wie Jordan Peeles „Get Out“ und Greta Gerwigs „Lady Bird“ wurden vor allem alte Bekannte wie Meryl Streep, Steven Spielberg oder Paul Thomas Anderson bedacht. Hier findet ihr die Nominierten in den wichtigsten Kategorien Bester Film, Beste Regie, Bester Hauptdarsteller, Bester Nebendarsteller, Beste Hauptdarstellerin und Beste Nebendarstellerin.
Bester Film - „Call Me By Your Name“
Das gefühlvolle Coming-of-Age-Drama von Luca Guadagnino erzählt von zwei Jugendlichen, die sich im sommerlichen Italien ineinander verlieben. Die Geschichte basiert auf einem gleichnamigen Buch und wurde im Vorfeld auf internationalen Festivals mit Begeisterungsstürmen aufgenommen.
Bester Film - „Die dunkelste Stunde“
Biopic über eine der schwersten Phasen in Winston Churchills Amtszeit, als der legendäre Staatsmann Großbritannien durch den 2. Weltkrieg führen musste. Großartig besetzt mit Gary Oldman, der als Favorit für den Besten Hauptdarsteller gehandelt wird.
Bester Film - „Dunkirk“
Christopher Nolans atmosphärischer Kriegsfilm erzählt von den letzten Tagen der Schlacht von Dünkirchen. Fast 400.000 alliierte Soldaten mussten damals in einer waghalsigen Evakuation vor den einrückenden Nazis gerettet werden. Das Drama überzeugt mit atemberaubenden Bildern und einem nervenaufreibenden Filmscore von Hans Zimmer (ebenfalls nominiert), der den Zuschauer die gespannte Lage der Soldaten mitfühlen lässt.
Bester Film - „Get Out“
Die Horrorkomödie von Jordan Peele erzählt von dem Afroamerikaner Chris Washington (Daniel Kaluuya), der die scheinbar unvoreingenommenen Eltern seiner weißen Freundin besucht. Anfängliche Vorbehalte wachsen zu Paranoia heran, während merkwürdige Vorgänge seine schlimmsten Befürchtungen wahr machen.
Bester Film - „Lady Bird“
Indie-Queen Greta Gerwig legt eine charmante Tragikomödie vor, in der eine aufmüpfige Teenagerin (Saoirse Ronan) aus der Provinz ihren Platz im Leben finden will. Mit der Nominierung beweist Schauspielerin Gerwig, dass sie auch hinter der Kamera souverän agiert.
Bester Film - „Der seidene Faden“
Das historische Drama von Paul Thomas Anderson erzählt von der turbulenten Beziehung zwischen dem Edelschneider Reynolds Woodcock (Daniel Day-Lewis) und seiner jüngeren Muse/Geliebten Alma (Vicky Krieps), die das geordnete Junggesellendasein des Exzentrikers durcheinander wirbelt.
Bester Film - „Die Verlegerin“
Und noch ein prominent besetztes historisches Drama - diesmal von Steven Spielberg. In dem Politthriller geht es um die Zeitungsverlegerin Kay Graham (Meryl Streep) und ihren Editor Ben Bradlee (Tom Hanks), die als Snowden-Prototypen geheime US-Dokumente an die Öffentlichkeit brachten und einen erbitterten Kampf mit der Regierung ausfochten.
Bester Film - „Shape of Water“
Der düstere Fantasyfilm von Guillermo del Toro erzählt von einer stummen Putzfrau (Sally Jenkins), die sich mit einem Meereswesen anfreundet. Del Toro war schon als Kind von Monstern fasziniert und gibt der Gestalt der Sumpfkreatur aus Horrorklassikern wie „Der Schrecken vom Amazonas“ (1954) einen unerwarteten Twist.
Bester Film - „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“
„Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ ist der schlichteste unter den nominierten Filmen, doch zugleich der eindringlichste. In der bitterbösen Tragikomödie von Martin McDonagh geht es um eine willensstarke Mutter (Frances McDormand), die die inkompetenten Kleinstadtpolizisten mit dem unaufgelösten Mord an ihrer Tochter konfrontiert. Dabei sorgt McDonagh für seinen typisch pechschwarzen Humor, bei dem man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll.
Beste Hauptdarsteller - Timothée Chalamet für „Call Me By Your Name“
Newcomer Timothée Chalamet ist mit 22 Jahren der jüngste Darsteller, der jemals in dieser Kategorie nominiert wurde. Trotz seines Alters konnte er schon einige begehrte Rollen ergattern, unter anderem im Oscaranwärter „Lady Bird“. Bei den ganzen nominierten Schauspielgrößen stehen seine Chancen zwar schlecht, Chalamets Karriere wird durch die Nominierung wahrscheinlich trotzdem durch die Decke gehen.
Beste Hauptdarsteller - Daniel Day-Lewis für „Der seidene Faden“
Daniel Day-Lewis ist sowas wie die männliche Meryl Streep. In der Geschichte der Oscars konnte er als einziger gleich drei Auszeichungen als bester Hauptdarsteller mit nach Hause nehmen. Diesmal wird es vielleicht nichts, denn Gary Oldman ist der klare Favorit.
Beste Hauptdarsteller - Daniel Kaluuya für „Get Out“
Daniel Kaluuya Nominierung ist insofern eine Überraschung, da Genrefilme wie „Get Out“ nur selten bei den Academy Awards bedacht werden. Die Konkurrenz ist groß und wir gehen davon aus, dass Kaluuya neben den ganzen Schauspielgrößen nur geringe Chancen hat.
Beste Hauptdarsteller - Gary Oldman für „Die dunkelste Stunde“
Gary Oldman, der als Winston Churchill kaum wiederzuerkennen ist, gilt dieses Jahr als ganz klarer Favorit. Er verkörpert den legendären Staatsmann mit viel Liebe zum Detail und seinen Marotten und verleiht der historischen Figur menschliche Tiefe. Oldman wurde bereits 2012 nominiert, verlor aber an Jean Dujardin („The Artist“).
Beste Hauptdarsteller - Denzel Washington für „Roman J. Israel, Esq.“
Das Krimidrama von Dan Gilroy („Nightcrawler“) ist in den anderen Kategorien eher untergegangen. Dafür kann sich Denzel Washington über seine sechste Nominierung freuen. Zwei Statuen hat er bereits zuhause. Große Chancen malen wir ihm diesmal nicht aus.
Beste Hauptdarstellerin - Sally Hawkins für „Shape of Water“
Die britische Darstellerin war selten die Leading-Lady. Im Fantasy-Drama „Shape of Water“ kann sie als stumme Putzfrau glänzen. Dabei überzeugt Hawkins mit einer sensiblen Performance, die zwischen schüchterner Verträumtheit und neugieriger Leidenschaft schwankt. 2012 wurde sie bereits als beste Nebendarstellerin für „Blue Jasmine“ nominiert. Diesmal wird sie sich wohl ein Kopf an Kopf-an-Kopf-Rennen mit Frances McDormand liefern.
Beste Hauptdarstellerin - Frances McDormand für „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“
McDormands eindrucksvolle Performance als trauernde Mutter Mildred Hayes verbindet zerbrechliche Verzweiflung mit kompromissloser Willensstärke. Für ihre Rolle als schwangere Detektivin in „Fargo“ erhielt sie bereits 1997 den Oscar als beste Hauptdarstellerin.
Beste Hauptdarstellerin - Margot Robbie für „I, Tonya“
Margot Robbie schlüpfte mit vollem Körpereinsatz (sie erlitt bei den Dreharbeiten einen Bandscheibenvorfall) und neurotischem Eifer in die Rolle der „Eishexe“. Auch wenn körperlich intensive Auftritte von der Academy oft belohnt werden, muss Robbie dieses Jahr gegen harte Konkurrenz bestehen. Wir denken, dass ihre Chancen eher schlecht stehen.
Beste Hauptdarstellerin - Saoirse Ronan für „Lady Bird“
Saoirse Ronan bezaubert schon seit Kindheitstagen mit ihrer elfenhaften Präsenz. 2008 wurde sie mit nur 13 Jahren für einen Oscar als beste Nebendarstellerin für „Abbitte“ nominiert. 2012 folgte eine weitere Nominierung für „Brooklyn“. Die Rolle der schrägen Teenagerin ist ihr wie auf den Leib geschrieben, doch der Sieg ist bei der Konkurrenz eher unwahrscheinlich. Ronan hat allerdings noch genug Zeit, sich früher oder später einen Oscar zu sichern.
Beste Hauptdarstellerin - Meryl Streep für „Die Verlegerin“
Meryl Streep ist die ungeschlagene Oscar-Queen. Aktuell ist es ihre 21. Nominierung. Mit drei Oscars wurde sie tatsächlich ausgezeichnet, zuletzt für ihre Verkörperung der „Eisernen Lady“ Margaret Thatcher. Sally Hawkins und Francis McDormand machen ihr dieses Jahr schwere Konkurrenz.
Bester Nebendarsteller - Willem Dafoe für „The Florida Project“
„Florida Projects“ ist ein weiteres ambitioniertes Drama, das die Academy bei den anderen Kategorien außer Acht gelassen hat. Willem Dafoe spielt Hotelmanager Bobby Hicks, dem eine Rasselbande von Kindern die Nerven geraubt. Für Dafoe wäre es die dritte Nominierung. Wir denken, dass „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ in der Kategorie das Rennen machen wird.
Bester Nebendarsteller - Woody Harrelson für „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“
Woody Harrelson gibt alles in einer ungewohnt ernsten Rolle als standhafter Detektiv. Die begehrte Trophäe könnte er trotzdem an seinen Co-Star Sam Rockwell verlieren, der ebenfalls nominiert ist.
Bester Nebendarsteller - Richard Jenkins für „Shape of Water“
Richard Jenkins ist als freundlicher Nachbar Giles für die lustigsten Momente im Film verantwortlich. Es handelt sich um seine zweite Nominierung nach „Ein Sommer in New York“ (2008). Wir malen ihm nicht allzu viele Chancen aus.
Bester Nebendarsteller - Christopher Plummer für „Alles Geld der Welt“
Und noch ein typischer Oscar-Bait-Film, der es in den anderen Kategorien nicht auf die vordersten Ränge schaffte. Charakterdarsteller Christopher Plummer hat sich sein Platz trotzdem redlich verdient. Ursprünglich war Kevin Spacey in der Rolle zu sehen. Nach dem Missbrauchsskandal rund um Spacey wurden alle Szenen nochmal mit Plummer nachgedreht. Es handelt sich um seine dritte Nominierung. Einen Oscar als bester Nebendarsteller hat er bereits für „Beginners“ (2010) bekommen.
Bester Nebendarsteller - Sam Rockwell für „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“
Sam Rockwell spielt das, was er gut kann. Ein etwas vertrotteltes Arschloch mit gutem Kern. Bei den Golden Globes 2018 wurde er bereits ausgezeichnet. Ob es auch für den Oscar reicht? Es handelt sich um seine erste Nominierung.
Beste Nebendarstellerin - Mary J. Blige für „Mudbound“
Sängerin Mary J. Blige überzeugt im Netflix-Drama „Mudbound“ als vom Schicksal gebeutete Farmerin. Sie gilt als Underdog und wird wohl wenig Chancen auf den Oscar haben.
Beste Nebendarstellerin - Allison Janney für „I, Tonya“
Allison Janney („Mom“) kann auf eine illustre Karriere mit zahlreichen Emmys zurückblicken. 2018 gewann sie ihren ersten Golden Globe für die Rolle als toxische Mutter von Tonya Harding. Vielleicht reicht es ja auch für den Oscar.
Beste Nebendarstellerin - Lesley Manville für „Der seidene Faden“
Die britische Schauspielerin ist in England seit Jahrzehnten eine geschätzte Darstellerin, vor allem im Theater. In Hollywood sind die großen Rollen bisher ausgeblieben. Dafür kann sie sich vielleicht bald über eine goldene Statue freuen.
Beste Nebendarstellerin - Laurie Metcalf für „Lady Bird“
Laurie Metfcalf kennen die meisten als Mutter von Sheldon Cooper in „The Big Bang Theory“. Dabei hat sie für ihre schauspielerischen Leistungen schon zahlreiche Emmys- und Golden Globe-Nominierungen erhalten - für „Roseanne“ wurde sie sogar mehrfach ausgezeichnet. Der Oscar wäre ihr erster Preis für eine Filmrolle.
Beste Nebendarstellerin - Octavia Spencer für „Shape of Water“
Octavia Spencer konnte sich schon über eine Auszeichnung („The Help“) und eine Nominierung („Hidden Figures“) freuen. Ob sie auch diesmal das Rennen machen wird, zeigt sich im März.
Beste Regie - Christopher Nolan für „Dunkirk“
Christopher Nolan wird unter seinen Fans schon lange als bester Regisseur aller Zeiten gehandelt. Die Academy hat Nolans Werk noch nie mit einem Oscar geehrt. Der aufwendige Kriegsfilm „Dunkirk“ ist ein echtes Meisterstück der Regiearbeit und könnte ihm den wohlverdienten Preis einbringen.
Beste Regie - Jordan Peele für „Get Out“
Für Jordan Peele, der vorher als Komiker bekannt war, ist es die erste Regiearbeit. „Get Out“ entwickelte sich rasch zu dem Überraschungshit des Jahres. Und Peele konnte sich nicht nur über den kommerziellen Erfolg, sondern auch über die Lobeshymnen der Kritiker freuen. Ob das für einen Oscar reicht?
Beste Regie - Greta Gerwig für „Lady Bird“
Greta Gerwig ist eine der wenigen Frauen, die jemals in dieser Kategorie nominiert wurden - und das mit ihrem ersten Film, den sie allein inszenierte (ihre Erstlingswerk entstand in Co-Regie). Bisher hat nur Kathryn Bigelow die Regie-Trophäe entgegengenommen. Im Zuge der #meetoo-Debatte könnte Gerwig gute Chancen haben und auch abseits der Genderdebatten hat sie ihr Talent unter Beweis gestellt.
Beste Regie - Paul Thomas Anderson für „Der seidene Faden“
Paul Thomas Anderson hat in seiner über 20-jährigen Karriere fast alle seine Filme ins Oscar-Rennen geschickt: „Boogie Nights“, „Magnolia“, „There Will Be Blood“, „The Master“, „Inherent Vice“. Sie alle wurden in der ein oder anderen Kategorie mit einem Preis bedacht oder zumindest nominiert. Nur der Oscar für die Beste Regie für Anderson selbst war noch nicht dabei.
Beste Regie - Guillermo del Toro für „Shape of Water“
Und noch ein beliebter Regisseur, der von der Academy bisher ignoriert wurde. Der visionäre Mexikaner Guillermo del Toro widmete sich in seiner langen Karriere vermehrt Horror- und Fantasystoffen, was bei der Academy bekanntlich nur selten gewürdigt wird. Da „The Shape of Water“ in gleich 13 Kategorien nominiert wurde, stehen seine Chancen auf den Preis der besten Regie schlechter. Doch vielleicht überrascht uns die Academy noch.