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Paradies: Glaube: In film untersucht Ulrich Seidl, was es genau bedeutet, das Kreuz auf sich zu nehmen. Für Anna Maria, Röntgenassistentin und Schwester von Teresa, liegt das Paradies nicht in Kenia, sondern bei Jesus. Ihm weiht sie all ihr Tun und Sein. Ihren Urlaub verbringt sie damit, mit 40 cm großen Wandermuttergottes-Statuen missionierend von Haus zu Haus zu gehen. Als eines Tages ihr Ehemann, ein Ägypter und Moslem, nach Jahren...

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Handlung und Hintergrund

Eine Mittfünfzigerin liebt Jesus und opfert ihren Urlaub dem Glauben, zieht mit einer Madonna durch die Gegend und versucht Wildfremden in Diskussionen ihren Katholizismus aufzudrängen. Als der muslimische, an den Rollstuhl gefesselte Gatte nach langer Abwesenheit wieder auftaucht und Ehepflichten reklamiert, dabei gerne auch mit der Krücke Kreuze und Papstbild von der Wand reißt, ist es vorbei mit der christlichen Barmherzigkeit. Ein dramatischer Kleinkrieg nimmt seinen Ausgang.

Besetzung und Crew

Regisseur
  • Ulrich Seidl
Darsteller
  • Maria Hofstätter,
  • Nabil Saleh,
  • Rene Rupnik,
  • Natalia Baranova,
  • Trude Masur,
  • Dieter Masur
Drehbuch
  • Ulrich Seidl,
  • Veronika Franz
Kamera
  • Wolfgang Thaler,
  • Ed Lachman
Schnitt
  • Christof Schertenleib

Kritikerrezensionen

    1. Der Österreicher Ulrich Seidl festigte bereits mit "Paradies: Liebe" seinen Ruf als Skandalregisseur. Dort suchte eine 50-jährige Sextouristin in Kenia nach der Zuneigung, die sie zuhause nicht fand. In "Paradies: Glaube", dem zweiten Teil der Trilogie, richtet Seidl seinen schonungslosen Blick auf eine Frau, die ihre Liebe Jesus schenkt. Weil es dabei an einer Stelle auch um Sex geht, erstattete eine konservative italienische Gruppierung nach der Premiere in Venedig 2012 Anzeige. Aber der Film bekam auf jenem Festival den Spezialpreis der Jury und sein Nachfolger, "Paradies: Hoffnung", schaffte es in den Wettbewerb der 63. Berlinale. Diese Wertschätzung hat Gründe: Die Filme konfrontieren mit den eigenen Vorstellungen von Hässlichkeit und mit peinlichen Denkmustern.

      Anna verkörpert mit ihrer unattraktiven Hochsteckfrisur die Lustfeindlichkeit, der sie ihr ganzes Leben widmet. In ihrer Wohnung ist alles, was nach Vergnügen aussehen könnte, nicht nur auf-, sondern weggeräumt. Die Katze der Schwester muss in der Garage auf ihre Rückkehr warten. Statt zu kochen oder fernzusehen, kniet Anna vor einem Kruzifix und fügt sich zur Buße Schmerzen zu. In seiner üblichen Kombination aus Profi- und Laiendarstellern und improvisierten Dialogen lässt Seidl Annas Missionsversuche auflaufen. Ein Paar wehrt sich vehement gegen ihre Überzeugung, es lebe in Sünde, da nicht mit den ursprünglichen Ehepartnern. Anna liegt überall haarscharf daneben. Dabei ist sie nur ein wenig keuscher und pflichtbewusster, als es dem traditionellen Rollenbild der patenten (Haus-)Frau entspricht.

      Mit der Wirklichkeit steht nicht nur Anna, sondern die ganze Geschichte auf Kriegsfuß. Der eskalierende Ehestreit mit Nabil wirkt unglaubwürdig, weil der Beziehung jedes Fundament fehlt. Aber die Weltfremdheit der Handlung regt umso mehr zum Nachdenken an. Zum Beispiel fällt auf, wie abweisend und kalt die Architektur oft ist, die einem im Alltag begegnet. Zur Bahn geht Anna an einer Betonmauer entlang, von ihrer Terrasse schaut sie auf ein Dickicht aus Nadelbäumen. Im Haus sind gläserne Sichtblenden der Hit. Anna hat diese Abschottung verinnerlicht: Sie sitzt oft an Fenstern, die mit Jalousien und Gardinen verhangen sind. Nicht nur sie hat gelernt, aus der Tristesse einen Triumph zu machen.

      Fazit: Ulrich Seidls "Paradies: Glaube" bietet eine anregende Entdeckungstour in spaßfeindliches Denken.
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