Paradies: Liebe: An den weißen Stränden Kenias sind die Männer zahlreich und die Angebote noch viel mehr. Als so genannte Sugarmamas genießen Teresas Freundinnen die Liebesdienste junger schwarzer Beachboys, die sich so ihren Lebensunterhalt verdienen. Bedrängt von eifrigen Männern wird auch Teresa unversehens zur Sextouristin. Hier, wo es exotisch, warm und dabei immer schön sauber ist, spricht man eine neue Sprache der Liebe...
Handlung und Hintergrund
Eine Mittfünfzigerin taucht beim Urlaub in Kenia in eine ihr fremde Welt ein, genießt Sonne, Drinks und bald auch die lang vermisste sexuelle Befriedigung durch einen gut gebauten Beachboy. Als das Objekt der Begierde Geld verlangt für die Schwester (seine Ehefrau) und deren krankes Kind, für die Cousine in der Dorfschule etc. dämmert es der naiven Europäerin, dass sie sexuelle Leistung bezahlen muss, es nicht um die große Liebe, sondern ums Geschäft geht: Begehren gegen Bares.
Besetzung und Crew
Regisseur
Darsteller
- Margarethe Tiesel,
- Peter Kazungu,
- Inge Maux,
- Dunja Sowinetz,
- Helen Brugat,
- Gabriel Mwarua,
- Carlos Mkutano,
- Josphat Hamisi
Drehbuch
- Ulrich Seidl,
- Veronika Franz
Kamera
- Wolfgang Thaler,
- Ed Lachman
Schnitt
Casting
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Dass der österreichische Regisseur Ulrich Seidl den ersten Teil seiner "Paradies"-Trilogie mit "Liebe" betitelt, kann nur zynisch gemeint sein. Denn die Beziehung zwischen der weißen "Sugarmama" Teresa und ihren Beachboys in Kenia ist käuflicher Natur. Mit schonungslosem Blick inszeniert Seidl in einem afrikanischen Urlaubsresort unter Palmen den Kontrast zwischen den liebeshungrigen, alternden Touristinnen aus Österreich und den jungen, attraktiven und mittellosen Afrikanern, die sich um sie bemühen. Stets liegen Welten zwischen den Protagonisten aus beiden Kulturen, auch wenn sie sich körperlich noch so nahe kommen.
Die Inszenierung wirkt mit ihren Improvisationen und den afrikanischen Laiendarstellern, die auch in Wirklichkeit als Beachboys tätig sind, sehr authentisch. Seidls abschätziger Blick auf den dicken, schwabbeligen Körper Teresas treibt das geschlechtsspezifische, traurige Klischee, das alternde Frauen in unserer Kultur betrifft, auf die Spitze: dass sie wegen ihres Aussehens von Männern nicht mehr begehrt werden. Teresa und ihre gleichaltrigen Freundinnen im Resort sind auch Opfer, die in Afrika Entschädigung suchen.
Seidl filmt die Touristinnen in ihren Bikinis betont unvorteilhaft, wenn sie sich über den Tresen der Strandbar beugen und anzügliche Witze über den Barkeeper reißen. Die Frauen offenbaren eine peinlich plumpe Mentalität. Besonders drastisch wirkt sich das wirtschaftliche Gefälle im erniedrigenden Auftritt eines Strippers an Teresas Geburtstag vor. Nicht nur die Armen müssen sich degradiert fühlen, auch die Touristen spüren, wie sie die Schäbigkeit der Kontakte hinunterziehen. Der schöne Schein des Urlaubsparadieses wird in Seidls Perspektive schnell fragwürdig.
Obwohl es so unwahrscheinlich ist, dass Munga sie liebt, Teresa möchte es unbedingt glauben. Sex allein wäre ihr zu billig. Dabei müsste Teresa womöglich gar nicht erst so bedürftig werden: Gerade Seidls einseitiger Blick auf ihren Körper lässt nämlich auch erkennen, wie sehr die Attraktivität im Auge des Betrachters liegt.
Fazit: Ulrich Seidls zynisch-demaskierender Blick auf den Sextourismus alternder Frauen in "Paradies: Liebe" verblüfft und schockiert.
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