Perfect Sense: Susan (Eva Green), eine Epidemiologin, entdeckt einen auffälligen Patienten aus Glasgow, ein LKW-Fahrer der an plötzlichen, unkontrollierbaren Gefühlsausbrüchen leidet. Er wurde ruhig gestellt, aber verlor seinen kompletten Geruchssinn. Susan entdeckt elf weitere solche Fälle in Glasgow. In ganz England tauchen hunderte solcher Fälle auf und auch in anderen Ländern wie Frankreich, Belgien, Italien oder Spanien...
Handlung und Hintergrund
Eine Beziehung haben weder Chefkoch Michael noch die Epidemiologin Susan gesucht. Doch trotz schlechter Erfahrungen kommen sie sich näher und verlieben sich, gerade als die Welt von einer mysteriösen Epidemie überrollt wird und die Menschheit vor ihre schwerste Prüfung stellt. Erst geht der Geruchssinn verloren, bald werden viele auch nicht mehr schmecken und hören können. Das Leben muss weitergehen, sagt Michael. Aber kann es das auch? Es ist die denkbar schlechteste Zeit für eine noch junge Liebe, vielleicht aber auch die beste.
Ein Chefkoch und eine Epidemiologin müssen sich in einer Welt zurechtfinden, in der die Menschen nach und nach ihre Sinne verlieren. Faszinierend anderer Blick auf das Ende der Welt, den David Mackenzie als berührendes Plädoyer für menschliche Nähe erzählt.
Besetzung und Crew
Regisseur
Produzent
- Malte Grunert,
- Gillian Berrie
Darsteller
- Ewan McGregor,
- Eva Green,
- Ewen Bremner,
- Connie Nielsen,
- Stephen Dillane,
- Shabana Akhtar Bakhsh,
- Alastair Mackenzie,
- Caroline Paterson,
- Malcolm Shields
Drehbuch
Musik
Kamera
Schnitt
Casting
Kritikerrezensionen
Cinefacts.de
Wenn sich eine inhaltliche Tendenz beim Fantasy Filmfest 2011 erkennen ließ, dann war es die apokalyptische Thematik zahlreicher Werke. Selten versammelte man so viele Endzeitfilme wie in diesem Jahr, wo Zombies, Vampire und andere Monster den Planeten unterjochen und alle humanen Werte zertrümmerten. David Mackenzies sechster Film schlägt in die gleiche Kerbe, geht aber wesentlich subtiler vor, indem er einen verhängnisvollen Virus ausbrechen lässt, welcher der Menschheit global jede Selbstständigkeit raubt.
Da erscheint es als kein Zufall, dass Lars von Triers Firma Zentropa den Film mitproduzierte, was einerseits dem produktiven dänischen Drehbuchautor Kim Fupz Aakeson geschuldet ist. Andererseits setzte von Trier den Endzeitgedanken später mit Melancholia fort, wo er in Bildern tragischer Schönheit den menschlichen Absturz beschwor. Auch Perfect Sense wird von einer melancholisch-düsteren Stimmung beherrscht, die sich vom ersten Moment an über den Bilderstrom internationaler Schauplätze legt unterstützt durch einen allwissenden, Unheil beschwörenden Voice Over-Kommentar und einer Violine-/Klavier-Untermalung. Aakesons vertrauter ironischer Humor hätte offensichtlich nicht zum desperaten Tonfall gepasst, vielleicht aber die starre Dramaturgie etwas aufgelockert.
Sein Skript beschwört die Kraft der Liebe als letzten Halt in Zeiten des zivilisatorischen Untergangs. Erneut wird die Epidemieursache nie näher erläutert, obwohl es naheliegend wäre, auf eine Antwort der Natur zur Industrialisierung und Umweltzerstörung zu schließen. Entsprechend zieht sich Wasser als Leitmotiv durch den Film - als ein sich zunehmend ausbreitender Fluss: Susans Vater arbeitete als Seemann, mit ihrer Schwester unternimmt sie stets lange Strandspaziergänge, Michael ließ sich eine Muschel auf den Arm tätowieren, und schließlich mündet der Endzeitplot in arktischen Zeitrafferbildern.
Überschwängliche Gefühlsausbrüche setzen ein untrügliches Fanal zur Infizierung der Individuen. Eine übergreifende Traurigkeit kündigt den Verlust des Geruchssinns an (für Koch Michael natürlich eine existenzielle Bedrohung), nicht zu bändigende Fressattacken rauben den Geschmackssinn, Wut- und Panikanfällen folgt Taubheit, und eine Welle an Glücksüberschuss mündet in Blindheit. Jede dieser Epidemien erhält von der Wissenschaft eine eigene Bezeichnung: SOS bedeutet etwa Severe Overfatigue Syndrom, doch ein Gegenmittel wird nicht entdeckt. Dadurch bricht bald ein übergreifendes Chaos aus, doch Mackenzie zeigt, dass Zusammenhalt und gegenseitiges Vertrauen einen Überlebenshaken darstellen können.
Ewan McGregor, schon bei Mackenzies Debüt Young Adam mit dabei, und Eva Green bilden ein attraktives Paar, was aber auf Dauer nicht darüber hinweg täuschen kann, dass die Geschichte im Verlauf auf der Stelle tritt. Wie bei einem Stationsdrama werden die beängstigenden Syndrome nacheinander abgehakt, doch dramaturgisch bleibt das existenzielle Untergangsszenario recht schwerfällig.
Fazit: Ein melancholisch-romantisches Apokalypsedrama, das nach dicht entwickelter Exposition nicht ohne Längen auskommt.
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