Wenn bei einem A-cappella-Konzert für den Präsidenten der USA einer der Sängerinnen das Kostüm reißt und sie sich dem gesamten Publikum von einer unvorteilhaften Seite zeigt, dann ist das der weiteren Karriere der gesamten Band nicht dienlich. Dies müssen auch die Barden Bellas einsehen, die nach diesem Missgeschick von sämtlichen Gesangswettbewerben ausgeschlossen sind. Nun sehen die Freundinnen nur noch eine Möglichkeit, um ihre Reputation wiederherzustellen: Sie müssen an der Weltmeisterschaft in Kopenhagen teilnehmen. Und gewinnen. Gegen die deutsche Band „Das Sound Machine“. Das Training beginnt. Doch während die Vorbereitungen auf Hochtouren laufen, muss sich Becca darüber klar werden, was aus ihr jenseits der College-Zeit wird. Sie möchte unbedingt Musikproduzentin werden. Dafür würde sie vieles aufgeben. Aber gehört die Freundschaft der Bellas dazu? Nach dem großen Erfolg des ersten Teils kehrt die bunte Truppe der Barden Bellas rund um die unabhängige und eigenwillige Becca zurück auf die Kinoleinwand. Dabei bleibt das Rezept des Erfolgs, die Mischung aus mitreißenden Musiknummern und einer guten Portion selbstironischem Humor, erhalten. Für letzteres sorgen vor allem Rebel Wilson als „Fat Amy“, die als wahre Wucht daherkommt und sich ganz emanzipiert nimmt, was sie will. Aber auch Elisabeth Banks, die auch die Regie übernahm, und John Michael Higgins als böszungige Kommentatoren, sorgen für eine Menge Sprüche, die nicht immer politisch korrekt sind. Und gerade deswegen einen so großen Spaß bereiten. Die Bellas selbst sind eine wunderbar bunt zusammengewürfelte Gruppe von eigenwilligen, aber charmanten Charakteren, die zeigen, dass sie gemeinsam unschlagbar sind, was sich in den meisterlich inszenierten und abgemischten A-cappella-Auftritten zeigt. Da findet sich die gesamte Rock- und Popkultur der letzten zwanzig Jahre. Das Timing der Dialoge stimmt, die Handlung dient in bestem Sinne als Rahmen für die Musiknummern, jede für sich ist ein neues Highlight. PITCH PERFECT 2 macht da weiter, wo Teil Eins aufhörte. Auf der Bühne. Wo die Bellas sind. Und jede Menge Freundschaft, Spaß und coole Beats.
Jurybegründung:
Wer bei A-Capella-Gesang an vokale Neuinterpretationen von Liedern der Ufa-Zeit oder bestenfalls der Beatles denkt, der ist wirklich nicht auf der Höhe der Zeit. Längst hat A-Capella auch Hip-Hop und House erreicht und letztlich ist es so modern wie die jeweiligen Titel der Charts. PITCH PERFECT 2 beweist das sehr gut.
Die Neuauflage des Kinoüberraschungserfolgs aus den USA beginnt mit einem Fauxpas. Auf der Bühne platzt das Unterkleid der übergewichtigen Sängerin „Fat Amy“. Durch den peinlichen Vorfall wird es der Mädchen-A-Capella Gruppe „Barden Bellas“ untersagt, weiterhin an allen nationalen Wettbewerben teilzunehmen. Die einzige Chance auf Rehabilitation liegt im Sieg der Weltmeisterschaft in Kopenhagen. Dort werden die Barden Bellas auf übermächtige Gegner aus Deutschland treffen.
Dass dieser recht einfache Plot bekannt vorkommt, hat einen simplen Grund: Der Film baut auf bekannten Genres auf, erweitert sie aber um einen musikalischen Aspekt. PITCH PERFECT 2 ist eine College-Komödie im Musikgewand, in der das gesprochene Wort bisweilen ein wenig kurz kommt.
In der der Sichtung angeschlossenen Diskussionsrunde kam die Jury zu dem Schluss, dass der Film sich als eine perfekt auf die Zuschauergruppe zugeschnittene Musikkomödie erweist, die den Erfolg des ersten Teils fortsetzen will. Die Rechercheure haben ihr Handwerk offensichtlich verstanden. Dramaturgisch passt bei PITCH PERFECT 2 so ziemlich alles und sitzt genau da, wo es auch sein sollte. Das sorgt zwar nur für wenige überraschende Momente, funktioniert aber dennoch.
PITCH PERFECT 2 ist auf der Höhe der Zeit, im guten wie auch im weniger guten Sinne. Der Film schwelgt im Popkulturellen und wendet sich gleichzeitig kritisch dagegen. Zeitkritischer Gehalt ist gut, solange er nicht langweilt. Zu diesem kalkulierten Konzept zählt die Jury sowohl den bisweilen arg unter die Gürtellinie zielenden Witz, der bei der Zielgruppe sicherlich gut ankommt, nicht aber bei allen Jurymitgliedern. Zu den positiven Aspekten zählt die Jury auch die eingestreute Selbstironie, die manch zähe Textpassage beschleunigt und sich kritisch gegen das Selbstbild Amerikas richtet.
Was für den Stoff gilt, das gilt auch für die Form. Auch Kamera, Schnitt und Ton erweisen sich als eine sichere Konstante. Das Team um Regisseurin Elizabeth Banks hat gute Arbeit geleistet und PITCH PERFECT 2 zu einem gut konsumierbaren und altersgerechten Unterhaltungsfilm gemacht. Hierfür kam die Jury nach langer Diskussion zu dem Schluss, dem Film das Prädikat „wertvoll“ zu verleihen.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)