Das „Planet der Affen“-Reboot hat sich mit den vorherigen Teilen als smartes Science-Fiction-Franchise etabliert, das hervorragende CGI mit einer cleveren Handlung verbindet. Mit „Planet der Affen: Survival“ kommt die Trilogie nun an ihr Ende. Kann der letzte Teil an die Vorgänger anknüpfen und die hohen Erwartungen der Fans erfüllen?
Nach allem, was Caesar seit dem Untergang der Menschheit erlebt hat, ist er schwer gezeichnet: Sein Haar ist grau, der Blick düster, noch hofft er auf Frieden, erwartet aber das Schlimmste. Vor 15 Jahren, als die Menschheit in „Planet der Affen: Prevolution“ von demselben Virus ausgelöscht wurde, das bei Primaten wie Caesar einen gewaltigen Entwicklungsschritt auslöste, ist die Welt noch grimmiger geworden. Bereits in „Planet der Affen: Revolution“ kamen die intelligenten Affen in Kontakt mit einigen Menschen, die überlebt haben. Das Misstrauen zwischen den Spezies führte letztlich zum Kampf. In „Planet der Affen: Survival“ ist der Krieg nun in vollem Gange.
Caesar (Andy Serkis) befindet sich in einer verzweifelten Lage: Sein Stamm wird von Elitesoldaten aus dem Norden angegriffen. Die Truppe des skrupellosen Colonels (Woody Harrelson) trifft Caesar hart - unter anderem auch, weil einige Verräter an der Seite der Menschen kämpfen. Einem gezielten Mordanschlag kann der Affen-Anführer nur mit Glück entkommen, sein Sohn Blue Eyes (Max Lloyd-Jones) und seine Frau werden jedoch vom Colonel getötet. Während Caesar seinen Stamm anweist, den Wald zu verlassen, um im Osten einen sicheren Ort zu finden, begibt er sich auf die Suche nach dem Colonel. Caesar will Rache. Der Krieg hat ihn persönlich getroffen.
Ape-pocalypse Now!
Dass sich „Planet der Affen: Survival“ an dem meisterhaften Vietnamkriegs-Epos „Apocalypse Now“ von Regie-Ikone Francis Ford Coppola orientiert, ist seit dem ersten Trailer ein offenes Geheimnis. Unterstützt von seinen treuen Offizieren Maurice (Karin Konoval), Luca (Michael Adamthwaite) und Rocket (Terry Notary) unternimmt Caesar eine Reise ins Herz der Finsternis. An deren Ende wartet der Colonel. Der Colonel ist Kurtz und Kurtz, der Mensch, ist das Grauen. Damit treibt der dritte Teil des „Planet der Affen“-Franchises den alten Trick auf die Spitze, den Mensch wilder darzustellen als das vernünftige Tier. Doch diesmal kommt auch Caesars Vernunft an ihre Grenzen.
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Während die intelligenten Affen in den vorherigen Filmen dazu dienten, dem Menschen als rational agierender Kontrast gegenüberzustehen, bricht „Planet der Affen: Survival“ mit diesem Schema. Durch seine rücksichtslose Brutalität kitzelt der Colonel die verdrängten tierischen Instinkte aus Caesar heraus. Aus der Erinnerung steigen Bilder von Koba (Toby Kennell) auf. Es ist dann schon ziemlich ironisch, wenn Caesar in einer Szene vom Colonel vorgeworfen wird, er sei zu emotional. Der Mord an Blue Eyes sei bloß ein Akt des Krieges gewesen - der Rahmen bestimmt, was rational ist, was barbarisch. Dass gerade diese Logik dazu dient, unmenschliche Verbrechen zu legitimieren, zeigt der Film nur wenig später.
Düster, dreckig und nah - „Planet der Affen: Survival“
Obwohl die ersten Trailer und Bilder von „Planet der Affen: Survival“ auf einen puren Actioner schließen lassen, unterläuft der Film gekonnt die Erwartungen. Stattdessen bleibt die Geschichte eng an Caesar, zeigt seine Odyssee, als er sich auf die Jagd nach dem Colonel macht. Während andere Science-Fiction-Franchises über ihren lahmen Plot hinwegtäuschen, indem sie die Explosionen aufblähen, baut Regisseur Matt Reeves auf klassische Qualitäten: Dialoge. Schuss-Gegenschuss-Montagen. Die Nahaufnahme von einem vernichtenden Blick. Einige wenige Gesten bringen den Konflikt so knackig herüber, dass einem der Hass von Caesar beinahe gruselig wird.
Caesar ist kalt. Selbst ein hilfloses Menschenkind will er sich selbst bzw. dem Tod überlassen. Dabei korrespondiert seine Innenwelt stimmig mit der erbarmungslosen Umwelt. Ein Großteil des Filmes spielt in einer verschneiten, matschigen Landschaft, in der nur hin und wieder einige Ruinen an die Vergangenheit erinnern. Dem Film kommt dieses Setting zugute: Die Bilder sind scharf gezeichnet, reduziert und kontrastreich - es sieht einfach hervorragend aus, wenn eine Gruppe von Affen durch den Schnee streift. (Der atavistische Nervenkitzel inklusive, wenn man bemerkt, dass die Primaten hochmoderne Maschinengewehre tragen.)
Wie hervorragend die neue „Planet der Affen“-Trilogie aussieht, wurde bereits bei den ersten beiden Teilen bemerkt. Diesmal steht Andy Serkis vollends im Mittelpunkt des Geschehens. Und wie das Performance-Capture-Verfahren ihn zum Affen transformiert, ist einfach spektakulär. Caesar ist ein gealterter Kämpfer. Sein Züge sind von Trauer gezeichnet, von Wut, und schließlich auch von Hilflosigkeit. Schon in der Vergangenheit wurden Rufe laut, die Ausnahmeperfomance von Serkis mit einem Oscar zu würdigen. Selbst wenn ihm auch diesmal der Preis verwehrt bleiben sollte - in die Filmgeschichte hat er sich mit seinem Auftritt als Caesar bereits eingeschrieben.
Guter Affe, böser Mensch
Caesar gegenüber steht der Colonel. Mit seiner Marlon-Brando-Imitation hat Woody Harrelson zwar etwas übertrieben. Der Bösewicht gelingt ihm trotzdem nachvollziehbar und schließlich auch überraschend. Sein Colonel ist ein Mörder im religiösen Rausch, der sich selbst mit der biblischen Offenbarung vergleicht: „Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“ Doch vor allem ist er der Aufseher eines Arbeitslagers, das düstere Erinnerungen weckt. Auf engstem Raum stehen sich Caesar und der Colonel hier gegenüber.
Ebenso wie die Brando-Imitation wird auch die Konzentrationslager-Anspielung etwas überstrapaziert. Insgesamt gehört es jedoch zu den Stärken von Matt Reeves, dass sein Film sehr frei mit dem Bildervorrat der Populärkultur umgeht. Während das Science-Fiction-Kino der letzte Jahre vor allem den 11. September abrief, zitiert Matt Reeves das amerikanische Vietnamkriegstrauma, um später den Gefängnisfilm „Gesprengte Ketten“ mit „Schindlers Liste“ zu vermischen. Wie reizvoll diese Montagen sind, wird spätestens dann klar, wenn man sich immer wieder selbst kneifen muss, um sich daran zu erinnern, dass es keinesfalls normal ist, Affen in diesen Bildern zu sehen.
Krönender Abschluss des „Planet der Affen“-Reboots?
Natürlich gibt es auch manchen Kritikpunkt an „Planet der Affen: Survival“. Unterwegs gabelt Caesar etwa den Affen Bad Ape (Steve Zahn) auf, der so durchschaubar in den Film gemogelt wurde, um das düstere Setting durch etwas Comic-relief aufzuhellen, dass man die Figur nur als Bruch empfinden kann. Darüber hinaus fehlt dem Film die Trennschärfe zum zweiten Teil - was auch daran liegt, dass Matt Reeves schon bei „Planet der Affen: Revolution“ Regie geführt hat. Dank der starken Charaktere, der reduzierten und kräftigen Ästhetik und nicht zuletzt aufgrund der packenden Action erweist sich „Planet der Affen: Survival“ trotzdem als würdiger Abschluss der Filmreihe.
Ob „Planet der Affen: Survival“ wirklich der Abschluss bleibt, ist derzeit allerdings noch fraglich. Inhaltlich schließt das Reboot weitestgehend nahtlos an die Original-Filme an. Natürlich sind dabei einige Ungenauigkeiten geblieben, und vielleicht ist es auch zu viel erwartet, wenn man sich hundertprozentige Übereinstimmung wünscht. Das Reihendenken auf „Planet der Affen“ von 1968 zu übersetzen, einen Film der anfangs nicht als Reihe gedacht war, ist übertrieben. Letztlich wird also der Erfolg entscheiden, ob das Reboot weitergeht. Andy Serkis jedenfalls hat bereits im Vorfeld erklärt, ein weiterer Film wäre durchaus möglich.
Fazit: In „Planet der Affen: Survival“ trifft der intelligente Affe Caesar (Andy Serkis) auf seinen gefährlichsten Widersacher - den barbarischen Colonel (Woody Harrelson). Zwischen den beiden entspannt sich ein intimer Konflikt, bei dem es um nicht weniger als den Erhalt der Menschlichkeit geht. „Apocalypse Now“ trifft auf moderne CGI in diesem effektgeladenen Actionfeuerwerk, das die aktuelle „Planet der Affen“-Trilogie zu einem krönenden Abschluss bringt.