In der Mitte Europas gelegen, gemäßigtes Klima, viel Wald, viel Gras. Das ist Deutschland heute. Vor Millionen von Jahren allerdings lag Deutschland noch am Äquator, hatte viel Wüste zu bieten und wurde von Dinosauriern bewohnt. Dies ist nur eine der spannenden Erkenntnisse, mit denen der Dokumentarfilm PLANET DEUTSCHLAND aufwarten kann. Anhand von vielen Beispielen, Funden und filmischen Nachstellungen gehen Regisseur Stefan Schneider und sein Team akribisch der Frage nach: Wie sah sie aus, die Naturgeschichte Deutschlands? Wie bildeten sich unsere Meere, wie unsere Berggipfel? Und wer war eigentlich der erste Deutsche? Kommentiert wird der Film auf angenehm ruhige und zurückhaltende Art von Max Moor, der nötige Erklärungen liefert und wichtige Stationen erläutert, ansonsten aber die Bilder wirken lässt. Darunter auch Spielszenen, die ganz undramatisch wichtige Stationen in „unserer“ Entwicklung nachstellen und so Zuschauern jeden Alters wichtige Erklärungen liefern. Viele Dokumentarfilme versuchen, einen großen Überblick zu schaffen. PLANET DEUTSCHLAND ist dies zweifelsohne mehr als gelungen. Eine mit überwältigenden Bildern gefüllte Reise durch Deutschland im konstanten Wandel der Zeiten und Zonen.
Jurybegründung:
Es hat in den vergangenen Jahren nicht wenige Filme gegeben, die versuchen, die Entwicklung unseres Planeten in den Milliarden Jahren seit seiner Entstehung auf die eine oder andere Art zu dokumentieren. Das Fernsehen lebt geradezu von diesen immer neuen Anläufen, die Geburt der Erde, die Existenz und Vernichtung der Saurier und den steten Wandel der Welt zu erklären. In diesem Film steht aber nicht die ganze Erde im Mittelpunkt, sondern der Fokus liegt auf Deutschland als pars pro toto. Denn was sich hier an einem überschaubaren Teil der Erde seit Anbeginn an Veränderungen vollzogen hat, wie Klima und geologische Veränderungen sich auf Werden und Vergehen von Landschaften und Tieren ausgewirkt haben, welche Rolle der Mensch, der erst sehr spät auf der Weltbühne auftritt, dabei spielt, ist fast überall nach ähnlichen Naturgesetzen abgelaufen. In großartigen Bildern und einem ruhigen, sachlichen und dennoch immer pointierten Kommentar erfährt man von den Zeitläufen, die den Teil der Erde geprägt und geformt haben, den wir heute als „Deutschland“ bezeichnen, ein Gebiet zwischen Alpen und Ostsee, zwischen Nordsee und dem Elbsteingebirge. Gewaltige Kräfte haben über Millionen von Jahren Gebirge und Meere, Wälder und Täler geschaffen und wieder verworfen, aufgebaut und wieder vernichtet, ein ständiger Wandel, den der Film nach vollzieht. Hierfür wurden sehr geschickt und technisch überzeugend verschiedene Saurier animiert, Spielszenen mit den frühen Bewohnern unseres Landes wie Neandertaler oder Eiszeitjägern eingefügt und im Computer die Vulkanausbrüche und Erdbeben nachvollzogen, die das Bild Deutschlands geformt haben. Mit Erstaunen erfährt man, dass diese Region einst am Äquator lag und dann immer mehr nach Norden gedriftet ist, dass die Vulkane in der Eifel, die als erloschen gelten, jederzeit wieder ausbrechen könnten, und dass die Zeit der Veränderungen noch lange nicht abgeschlossen ist. Und das macht diesen sorgfältig inszenierten Film mit seinen beeindruckenden Aufnahmen von Tieren, Pflanzen, Meeren, Bergen und Wäldern, die alle über die viele Millionen Jahre ihr Aussehen verändert und immer wieder neuen klimatischen Gegebenheiten entsprechend auch andere Funktionen hatten, zu einem visuellen Erlebnis. Vor allem aber die Erkenntnis, dass der Prozess des Wandels und der Verwandlung noch lange nicht abgeschlossen ist, bleibt als Botschaft am Ende präsent: Wie unser Land heute aussieht, ist auch nur wieder ein kleines Kapitel der Geschichte unseres Planeten, der einst eine Feuerkugel war und dessen Weg noch lange nicht zu Ende ist.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)