Das liebevoll animierte belgisch-isländische Animationsabenteuer erzählt mit viel Witz und Wärme die Geschichte eines kleinen Regenpfeifers, der sich alleine auf die Suche nach seiner Familie begibt und zusammen mit einem eigenbrötlerischen Schneehuhn ein großes Abenteuer erlebt.
Schon früh muss Ploey erkennen, dass das Leben sehr ernst sein kann. Denn der kleine Regenpfeifer hat durch einen schrecklichen Unfall seinen Vater verloren. Und als er selbst wegen eines dummen Zufalls den Abflug der Familie in den warmen Süden verpasst, muss er sich ganz allein auf die weite Reise machen, um seine Mutter und seine beste Freundin Ploveria wiederzufinden. Glücklicherweise trifft Ploey auf das Schneehuhn Giron. Giron ist ein Einzelgänger und zunächst gar nicht begeistert davon, sich nun mit einem kleinen Störenfried herumzuplagen. Doch nach und nach werden die beiden Freunde und machen sich auf in ein gemeinsames und aufregendes Abenteuer. Die belgisch-isländische Koproduktion PLOEY - DU FLIEGST NIEMALS ALLEIN liefert einmal wieder den Beweis, dass sich europäische Animationsfilme schon lange nicht mehr hinter den amerikanischen Großproduktionen verstecken müssen. Das Team um Regisseur Árni Ásgeirsson hat mit viel Liebe zum Detail eine kindgerechte, unterhaltsame und spannende Geschichte entwickelt, die aufgrund der Erzählung und der im Film behandelten Themen gerade für Kinder im Grundschulalter ideal geeignet ist. Die Animation ist farbenfroh, bei der Gestaltung von Landschaft und den einzelnen Figuren wurde sehr detailgenau gearbeitet, was dem Zuschauer ein Eintauchen in die Geschichte erleichtert. Die Figuren selbst sind in ihrem Charakter stark konturiert, zwischen Gut und Böse wird klar unterschieden. Der kleine tapfere Ploey, der lernen muss, sich seinen eigenen Ängsten zu stellen und der durch sein offenes, freundliches und stets hilfsbereites Wesen schnell Freundschaften schließt, ist für jüngere Zuschauer die perfekte Identifikationsfigur. Und Charaktere wie das lustige Schneehuhn Giron oder die italienische Mäusefamilie sorgen für eine gehörige Portion Spaß. Der Abschied von geliebten Familienmitgliedern oder das Dasein als Außenseiter in einer Gesellschaft gehören zu den wichtigen Themen, die der Film behandelt, zusammen mit der positiven Botschaft, dass man sein Schicksal nie alleine bewältigen muss, wenn man gute Freunde hat.
Jurybegründung:
Hier wird eine Coming-of-Age-Geschichte einmal anders erzählt. In weniger als einem Jahr muss der kleine Titelheld des Films im wahrsten Sinne des Wortes flügge werden, denn er ist ein Goldregenpfeiferküken, und diese kleinen Zugvögel fliegen immer, wenn der Winter naht, in den Süden. Den ersten Zug verpasst Ploey, weil er von einer Katze gefangen wird und aufgrund eines schlimmen Ereignisses noch nicht fliegen gelernt hat. So geht er auf eine eigene abenteuerliche Reise, denn nur im warmen Paradiese Valley kann er überwintern. Der Weg dahin ist gefährlich, doch neben dem Fuchs, der ihn fressen will, findet Ploey auch freundliche Tiere, mit denen er schnell Freundschaft schließt. Doch die schwierigste Aufgabe für ihn besteht darin, ohne die Hilfe seiner Familie fliegen zu lernen, denn nur so kann er die heimkehrenden Regenpfeifer vor den Angriffen des bösen Falken schützen. Dieser liebevoll animierte und kindgerecht erzählte Trickfilm zeigt die Tierwelt nicht wie so viele Kinderfilme als Idylle, sondern er macht deutlich, dass gerade die kleinen niedlichen Tiere ständig in der Gefahr leben, von den größeren Raubtieren getötet und gefressen zu werden. Schon früh verliert Ploey so seinen Vater, und auch sonst muss er ständig mit Verlusten leben. Hier wird also eine existentielle Geschichte erzählt, und umso überraschender ist es, dass die Filmemacher dies mit einem ansteckend optimistischen Grundton vermitteln. Abgesehen von den Fleischfressern (Falke, Fuchs und Katze) werden alle Figuren als liebenswerte Individualisten dargestellt. Es gibt eine Gruppe von faulen Singvögeln, deren Lebenszweck darin zu bestehen scheint, der Katze eins auszuwischen und dann darüber Witze zu reißen, ein Schneehuhn, das so manche Blessuren aus dem Kampf gegen den Falken davon getragen hat und für eine Weile ein Ersatzvater für Ploey wird, und eine Schar von Mäusen, die Ploey helfen, vor dem Fuchs zu entfliehen. Von den anderen Tieren als Feiglinge verachtet, entpuppen sich die Tiere im Paradise Valley als eine Gruppe von skurrilen Außenseitern, die lieber das Leben in heißen Quellen genießen als das zu tun, was andere von ihnen verlangen. Auf seiner Heldenreise lernt Ploey viel von diesen Freunden, und so wird er ein würdiger Nachfolger seines Vaters. All das ist sehr ideenreich und mit Liebe zum Detail inszeniert.
So fliegen die Zugvögel in Formationen, die an die Luftkämpfe der Royal Air Force im Zweiten Weltkrieg erinnern und manchmal werden die Flügelspitzen der Vögel zu Händen. Der 3D-Effekt wird sehr zurückhaltend und deshalb umso effektiver genutzt. Obwohl viel geflogen wird, gibt es keine „Achterbahn-Einstellungen“, stattdessen wurde viel Arbeit darauf verwendet, die Landschaften grandios wirken zu lassen. Weil PLOEY so die passenden stilistischen Mittel gefunden hat, um eine spannende und berührende Geschichte zu erzählen, die viele Kinder begeistern dürfte, wird ihm das Prädikat „besonders wertvoll“ zuerkannt.
FBW-Jugend-Filmjury:
(www.jugend-filmjury.com)
In dem spannenden Animationsfilm PLOEY geht es um das gleichnamige Regenpfeiferjunge, das den Start in den warmen Süden verpasst und deswegen zurückgelassen wird. Daher muss es den Winter überleben und macht sich zu Fuß auf den Weg ins sonnige Paradise Valley; das Tal der Feiglinge. Ploey flieht vor der Kälte und dem gefährlichen und immer hungrigen Falken Shadow. Auf der abenteuerlichen und schwierigen Reise verändert sich Ploey. Am Anfang ist er ängstlich. Er hat Angst zu fliegen, weil er beim ersten Versuch von dem Falken angegriffen wird. Sein Vater opfert sich und Ploey verliert ihn. Das letzte Andenken an seinen Vater ist eine Feder, die er immer bei sich trägt. Am Ende der Reise ist der kleine Vogel entschlossener und bereit dafür, seinen Vater mit der Feder als Symbol loszulassen. Nach bestimmten Szenen ist der Bildausschnitt nach oben gewandert und hat einen Berg und den Himmel gezeigt. Dies schließt Etappen ab und gliedert den Abenteuerfilm. In den wenigen Momenten, wo geflogen wird, fliegt auch die Kamera mit. Es gibt lustige Szenen, sowie für einige von uns traurige Momente zum Weinen. Es sind zwar etliche traurige und gruselige Elemente im Film, aber sie sind für andere von uns nicht mitreißend genug erzählt. Wir finden, die Liebe zwischen Ploey und Ploveria ist zu kurz gekommen, obwohl sie ein wichtiges Thema des Filmes ist, denn ohne sie hätte er keinen Grund, nicht aufzugeben. Die berührendste Szene für uns ist die, als das Schneehuhn Giron über seine Vergangenheit und seine Überzeugung spricht, dass man nie alleine fliegen wird und die Toten immer bei einem sein werden. Giron ist ein Einzelgänger, der sich Ploeys annimmt und um ihn kümmert. Es ist kein ganz toller Film, es gibt nichts was ihn auszeichnet. Es gibt auch nichts, was ihn schlecht macht. Wir empfehlen diesen Film für Kinder ab 7 Jahren und für alle Regenpfeiferfans. Aber Vorsicht, die älteren Geschwister und Erwachsenen könnten sich langweilen, weil die Handlung vorhersehbar ist und es über ähnliche Themen schon viele andere Filme gibt.
traurig: 3 Sterne
fantasievoll: 3 Sterne
berührend: 3 Sterne
abenteuerlich: 4 Sterne
spannend: 4 Sterne
Gesamtbewertung: 3,5 Sterne.
Quelle: Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW)